Russisch-Orthodoxe noch nicht bereit für Papsttreffen

3. Dezember 2014 in Weltkirche


Die Russisch-orthodoxe Kirche bleibt bei ihren Vorbehalten gegen eine Begegnung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. mit Papst Franziskus. Ein «Hinderungsgrund» sei der aktuelle Kurs der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche.


Moskau (kath.net/KNA) Die russisch-orthodoxe Kirche bleibt bei ihren Vorbehalten gegen eine Begegnung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. mit Papst Franziskus. Ein «Hinderungsgrund» sei der aktuelle Kurs der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche, sagte Patriarchatssprecher Alexander Wolkow am späten Dienstagabend der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti. Er lobte allerdings Franziskus und betonte, die russisch-orthodoxe und die katholische Kirche seien «strategische Partner bei der Verbreitung christlicher Werte in der Welt».

Wolkow warf der griechisch-katholischen Kirche vor, in der Ukraine-Krise auf der Seite einer Konfliktpartei zu stehen und «Schismatiker» in dem Land zu unterstützen. Gemeint sind zwei vom Moskauer Patriarchat abgespaltene orthodoxe Kirchen. Die russisch-orthodoxe Kirche hoffe, dass sich die griechisch-katholische Kirche aus dem politischen Konflikt in der Ukraine künftig heraushalte. Das würde «günstige Bedingungen für einen vollwertigen Dialog zwischen der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche» schaffen, inklusive einem möglichen Treffen von Kyrill I. und Franziskus.

Die Vorbereitung eines Gipfeltreffens steht dem Patriarchatssprecher zufolge auf der «Tagesordnung» beider Kirchen. Kyrill I. schätze sehr die «wahrhaftig christliche Haltung von Papst Franziskus bei vielerlei Problemen der modernen Gesellschaft». Beide Kirchenoberhäupter stimmten bei der Beurteilung des Konflikts in der Ukraine weitgehend überein und setzten sich für die bedrohten Christen im Nahen Osten ein.

Papst Franziskus hatte am Sonntag auf dem Rückflug aus der Türkei nach Rom seine Bereitschaft zu einem Treffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen betont. Er habe Kyrill I. gesagt: «Ich komme, wohin du willst. Du rufst mich, und ich komme», sagte der Papst. Der Patriarch sei ebenfalls zu einer Begegnung bereit. Offenbar mit Blick auf den Ukraine-Konflikt erklärte Franziskus, «mit dem Problem des Krieges» sei eine solche Begegnung derzeit allerdings in den Hintergrund getreten, weil der Patriarch dadurch «viele Probleme» habe. «Aber wir beide wollen ein Treffen und wollen vorwärtskommen», versicherte er.

Seit der Kirchenspaltung von 1054 gab es keine Begegnung eines Papstes mit einem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche. Damals kam es in Konstantinopel zum Schisma zwischen Rom und der Orthodoxie und damit zur bis heute andauernden Trennung von West- und Ostkirche.

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