Papst informiert sich über Ermittlungen gegen Ex-Nuntius

4. Dezember 2014 in Chronik


Franziskus will, dass keine Rücksicht auf Bischofsrang des Beschuldigten genommen wird - Vorwurf gegen Wesolowski: sexueller Missbrauch Minderjähriger und Besitz von kinderpornografischem Material - Der Ex-Botschafter widerspricht seiner Laisierung


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat sich persönlich über den aktuellen Stand der Ermittlungen gegen den wegen sexuellen Missbrauchs angeklagten früheren Vatikanbotschafter Erzbischof Jozef Wesolowski (Archivfoto) informiert. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi mitteilte, traf Franziskus am Mittwoch im Vatikan mit dem Generalstaatsanwalt der Dominikanischen Republik, Francisco Rodriguez Brito, zusammen. In dem Karibikstaat war der polnische Geistliche bis August 2013 als Botschafter eingesetzt.

Der Papst habe bei dem Treffen bekräftigt, dass die Wahrheit stets Vorrang haben müsse, so Lombardi. Weiter habe er deutlich gemacht, dass die Justiz der beiden Staaten "mit voller Freiheit und innerhalb der gesetzlichen Vorschriften" ermitteln müsse. Der Papst hatte mehrfach deutlich gemacht, dass keine Rücksicht auf den hohen Rang des Beschuldigten genommen werden dürfe. Auf seine Anordnung hin war Wesolowski Ende September unter Hausarrest im Vatikan gestellt worden.

Die vatikanische Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Papstbotschafter Missbrauch von Minderjährigen und den Besitz von kinderpornografischem Material vor. Nach dem Bekanntwerden entsprechender Vorwürfe hatte Papst Franziskus Wesolowski im August 2013 von seinem Posten als Nuntius in dem Karibikstaat abberufen.

Der Vatikan hatte ein Auslieferung Wesolowskis an Polen, wo ebenfalls gegen ihn ermittelt wird, abgelehnt. Er verwies darauf, dass Wesolowski als Diplomat des Heiligen Stuhls die vatikanische Staatsbürgerschaft besitze und sich daher vor einem vatikanischen Gericht verantworten müsse. Die Dominikanische Republik hatte keinen formellen Auslieferungsantrag gestellt.

Am Dienstag hatte Lombardi mitgeteilt, dass Wesolowski aus dem Ende September verhängten Hausarrest im Vatikan entlassen worden sei, jedoch den Vatikanstaat weiterhin nicht verlassen dürfe. Laut Lombardi wurde er zudem erstmals von einem Richter vernommen.

Es handelt sich um den bislang ranghöchsten kirchlichen Würdenträger, gegen den der Vatikan wegen sexuellen Missbrauchs in dieser Weise vorgeht. Nach Angaben Lombardis traf der vatikanische Staatsanwalt bereits am Dienstag mit dem Generalstaatsanwalt der Dominikanischen Republik zusammen.

Wesolowski war bereits im Juni nach einem kirchenrechtlichen Prozess vor der Glaubenskongregation aus dem Priesterstand entlassen worden. Dagegen legte Wesolowski Berufung ein.

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