Immer mehr Menschen sterben einsam

2. Dezember 2014 in Chronik


Die Zahl der Bestattungen „von Amts wegen“ steigt stark an


Mainz (kath.net/idea) Immer mehr Menschen sterben einsam. Oft gibt es niemanden, der sich um die Beerdigung kümmert. Das berichtete das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ am 25. November. Eine wachsende Zahl von Kommunen müssen Verstorbene deswegen „von Amts wegen“ bestatten. Das bedeutet, dass die Behörden die Beerdigung organisieren und sie aus Steuergeldern finanziert werden muss. Laut Informationen des Magazins waren dies 2013 in Berlin 2.150 Beerdigungen, in Hamburg 1.100 und in Köln 500. In den vergangenen zehn Jahren habe die Zahl in manchen Städten extrem zugenommen – in Dortmund und Hannover beispielsweise um 50, in Dresden um 80 und in Stuttgart um 95 Prozent. Der Jurist Prof. Tade Matthias Spranger (Bonn) kritisierte, dass sich die Politik zu wenig um einsame Senioren kümmere. Sie hätten keine Lobby. Die Produzentin des Beitrags, Monika Anthes, sagte, dass es beispielsweise in Köln nur in 30 Prozent der behördlich organisierten Beerdigungen tatsächlich keine Angehörigen gebe. In den anderen Fällen seien oft noch entfernte Verwandte vorhanden. Doch sie sähen sich für die Beerdigung nicht zuständig, weil sie keinen Kontakt zum Verstorbenen gehabt hätten.

Experten zufolge seien der Zuwachs an Beerdigungen ohne Trauergemeinde ein Ausdruck des gesellschaftlichen Wandels und der „Erosion der klassischen Familie“. Man stehe, so Anthes, nicht mehr füreinander ein und sei nicht mehr so solidarisch wie früher. Durch hohe Scheidungsraten, Flickenteppich-Familien und viele Umzüge gingen Beziehungsstrukturen verloren.



Foto (c) kath.net/Petra Lorleberg


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