Immer auf der Suche nach dem Licht, das vom Herrn kommt

24. November 2014 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: nur eine arme Kirche ist ihrem Herrn und Bräutigam treu. Die arme Kirche rühmt sich nur des Herrn und nicht ihrer selbst. Nichts für uns. Alles für den Herrn und den Nächsten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Wenn die Kirche demütig und arm ist, dann ist sie Christus treu. Andernfalls ist sie versucht, in eigenem Licht zu glänzen statt der Welt das Licht Gottes zu schenken. Papst Franziskus ging in seinen Betrachtungen bei der heiligen Messe am Montag der 34. Woche im Jahreskreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ vom Tagesevangelium über das Opfer der armen Witwe aus (Lk 21,1-4):

„Jesus sah, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten legten. Dabei sah er auch eine arme Witwe, die zwei kleine Münzen hineinwarf. Da sagte er: Wahrhaftig, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr hineingeworfen als alle anderen. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss geopfert; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat ihren ganzen Lebensunterhalt hergegeben“.

Öffentlich viel geben, da ein Reichtum vorhanden ist, der sich davon nährt, gezeigt zu werden, und der die Eitelkeit genieße – das Wenige geben, das man hat, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, es sei denn jene Gottes, da er alles ist, worauf man sein Vertrauen setzt: der Papst lenkte die Aufmerksamkeit auf zwei Tendenzen, die es in der Geschichte der Kirche immer gegeben habe. Dabei handle es sich um die Kirche, die von der Eitelkeit versucht sei, und um die „arme Kirche“, die wie die demütige Frau im Tempel keine anderen Reichtümer haben dürfe als ihren Bräutigam.

„Mir gefällt es, in dieser Gestalt die Kirche zu sehen“, so Franziskus, „die in gewisser Weise ein wenig ‚Witwe’ ist, da sie ihren Bräutigam erwartet, der wiederkehren wird... Gewiss, sie hat ihren Bräutigam in der Eucharistie, im Wort Gottes, in den Armen, ja: aber sie wartet, dass er zurückkehrt, nicht? Diese Haltung der Kirche... Diese Witwe war nicht wichtig, der Name dieser Witwe kam nicht in den Zeitungen vor. Keiner kannte sie. Sie hatte keine Doktortitel... nichts. Nichts von alledem. Sie glänzte nicht in eigenem Licht. Das lässt mich in dieser Frau die Gestalt der Kirche sehen. Die große Tugend der Kirche muss darin bestehen, nicht in eigenem Licht zu glänzen, sondern in dem Licht zu erstrahlen, das ihr von ihrem Bräutigam zuteil wird. Das von ihrem Bräutigam kommt. Und immer wenn die Kirche in den Jahrhunderten ein eigenes Licht haben wollte, hat sie einen Fehler begangen“.

Es sei richtig, dass der Herr manchmal von seiner Kirche fordern könne, ein wenig eigenes Licht zu haben, es sich zu nehmen. Doch darunter sei zu verstehen: wenn die Sendung der Kirche darin bestehe, die Menschheit zu erleuchten, dürfe das ihr geschenkte Licht einzig und allein jenes sein, das sie von Christus in einer Haltung der Demut empfangen habe:

„Alle Dienste, die wir in der Kirche tun, sind dafür da, uns zu helfen: jenes Licht zu empfangen. Und ein Dienst ohne dieses Licht ist nicht in Ordnung: er lässt es dazu kommen, dass Kirche entweder reich oder mächtig wird oder die Macht sucht oder den Weg verfehlt, wie dies viele Male in der Geschichte geschehen ist und wie dies in unserem Leben geschieht, wenn wir ein anderes Licht haben wollen, das nicht vom Herrn kommt, ein eigenes Licht“.

Wenn „die Kirche der Hoffnung und ihrem Bräutigam treu ist, so freut sie sich, das Licht von ihm zu empfangen, in diesem Sinn ‚Witwe’ zu sein“, die wie der Mond die kommende Sonne erwarte:

„Wenn die Kirche demütig ist, wenn die Kirche arm ist, auch wenn die Kirche ihre Armseligkeiten bekennt – und wir alle haben diese –, dann ist die Kirche treu. Die Kirche sagt: ‚Ja, ich bin finster, aber das Licht kommt zu mir von dort!’, und das wird uns sehr gut tun. Ja, wir wollen zu jener Witwe beten, die gewiss im Himmel ist, wir wollen zu dieser Witwe beten, dass sie uns lehre, so Kirche zu sein und vom Leben alles herzugeben, was wir haben: nichts für uns. Alles für den Herrn und den Nächsten. Demütig. Ohne uns eines eigenen Lichts zu rühmen, immer auf der Suche nach dem Licht, das vom Herrn kommt“.


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