Keine Kinder – keine Rente!

19. November 2014 in Kommentar


Diese These greift zu kurz, aber trotzdem hat sie Charme. Denn: sie kehrt endlich die Denkweise um! Sie macht klar, wer mit wem solidarisch ist: die Kinderreichen mit den Kinderlosen. Ein (etwas provokativer) Gastkommentar von Bastian Volkamer


Düsseldorf (kath.net/Echo Romeo) Wird das die Kurzfassung künftiger Rentenbescheide für Kinderlose? Gefordert wird es: seit langem kann man z.B. auf Facebook Aussagen dieser Art lesen. Auch öffentlich wird das inzwischen angesprochen (LINK).

Natürlich ist das Blödsinn. Es gibt viele Menschen, die gerne Kinder gehabt hätten. Es gibt Menschen, die eine kinderlose Berufung haben. Rentenlos, weil man Pech hatte oder seiner Berufung folgte? Keine weiteren Fragen an den Zeugen.

Aber trotzdem – diese These hat großen Charme!

Denn: sie kehrt endlich die Denkweise um! Sie macht klar, wer mit wem solidarisch ist: die Kinderreichen mit den Kinderlosen. Hält sich auch bisher das Bewusstsein fest verankert, die reicheren Doppelverdiener und Singles seien über höhere Steuern den Kindern gegenüber spendabel – hier wird dieser Unsinn entlarvt.

Tatsache ist: die Familien unterstützen die Kinderlosen. Kinder von heute werden den Kinderlosen von heute den Gegenwert ihrer Rente erwirtschaften. Die Eltern von heute verzichten großenteils auf berufliche Chancen, was zu weniger Einkommen führt. Noch führt es auch zu weniger Rente, weil die nicht an die Lebensleistung für die Gesellschaft gekoppelt ist, sondern an das Geld, das man dafür bekam. Eine Unverschämtheit - für ein Umdenken wird es höchste Zeit!

Wenn es heißt, für mehr als eine symbolische Anerkennung der Erziehungszeiten in der Rente sei kein Geld da, wird vergessen, dass es anders herum ist: diese Erziehungszeiten sind das Wichtigste, denn sie machen die Rente überhaupt erst möglich. Sie müssten daher die höchste Rente erwirtschaften. Dass sie es nicht tun, ist ein Skandal.

Das eigentlich Erstaunliche: jeder weiß, dass das System ein Bluff ist. Jeder weiß, dass die Renten alles sind, aber nicht sicher. Jeder weiß, dass sie sinken werden. Jeder ahnt, dass die ganzen Versicherungen, die man zusätzlich abschließt, im Falle einer Krise das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Und jedem sollte klar sein, dass man auch in guten Zeiten nur dann etwas von einem hohen Kontostand und all seinem Kapital hat, wenn jemand da ist, der einem dafür die Lebensqualität zur Verfügung stellt, die man gerne hätte.

Und wenn es von diesen Jemanden zu wenige gibt? Die Gesetze sind bekannt: geringes Angebot und hohe Nachfrage. Pflegeleistungen werden teuer sein, die Qualität wird sinken. Anstatt der Wehrpflicht wird man verzweifelt ein verpflichtendes Pflegejahr einführen. Man wird viel versuchen, aber eines wird es mit Sicherheit nicht mehr geben: die Idee, dass Kinderlose im Alter Anspruch auf mehr Leistung hätten als Kinderreiche. Die Idee wird absurd sein. Sie ist es heute schon, nur noch nicht öffentlich.

Was auch als absurd entlarvt werden wird, ist die Idee vieler, ein hoher Rentenanspruch garantiere Lebensqualität. Der Anspruch wird zerrinnen und die Qualität dort zu finden sein, wo sie wirklich liegt: in den Menschen, die man um sich hat. Rhetorische Frage: Ob Kinderreiche da im Vorteil sein könnten?

Keine Kinder – keine Rente: das wird wohl nicht kommen.
Keine Kinder – geringe Lebensqualität: das wird für viele zutreffen.

Wohl den Kinderlosen, die geistige Kinder haben, die auf ihre Weise einen eigenen Beitrag leisten, der über ein paar Euro Steuern hinausgeht. Ich bin überzeugt, dass für sie gesorgt sein wird, denn die Fürsorge wird nicht mehr da sein, wo das Geld der Rentner steckt, sondern wo das Herz derer sitzt, die Pflegen können: bei ihren Eltern und ihren Freunden.

In der Haut kinderloser Karrieretypen möchte ich nicht stecken – das wird trostlos, im wahrsten Sinne des Wortes! Die Gesellschaft beginnt, das zu ahnen. Die Legalisierung der Sterbehilfe, wenn es „unwürdig“ wird, ist, wie ich befürchte, der verzweifelte Versuch des allgemeinen Bewusstseins, den eigenen Fehlern der Vergangenheit nicht begegnen zu müssen. Lieber tot als unter der selbstverschuldeten Kinderlosigkeit leiden. Unsere Political Correctness ist suizidgefährdet und mit ihr ihre blinden Anhänger.

Meine Kinder werden einiges zu stemmen haben. Und sie werden von ihren Enkeln als Helden angesehen werden. Zu Recht!



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