Moskauer Patriarch kritisiert rasche Entchristlichung Europas

18. November 2014 in Weltkirche


Kyrill I. bei Belgrad-Besuch: Serben und Russen sollen sich gemeinsam für christliche Werte einsetzen - Unterstützung für Serben in Kosovo-Frage


Belgrad (kath.net/KAP) Serben und Russen sollen sich gemeinsam für die Besinnung auf die christlichen Werte Europas einsetzen. Das betonte der Moskauer Patriarch Kyrill I. bei seinem dreitägigen Serbien-Besuch am Wochenende. Höhepunkt der Visite war die Verleihung eines Ehrendoktorats der Belgrader orthodox-theologischen Fakultät an Kyrill I. Dabei bedauerte der Patriarch die rasche Entchristlichung der europäischen Gesellschaft, die "in ihrem Leben und ihren Aktivitäten die fundamentalen christlichen Werte" aufgegeben habe.

Wörtlich sagte Kyrill I.: "Jetzt, da der Prozess der Säkularisierung, der Leugnung der absoluten Wahrheit, die Eliminierung des Begriffs der Sünde aus dem öffentlichen Bewusstsein apokalyptische Dimensionen erreicht hat, ist mit Bedauern festzustellen, dass viele europäische Länder ihre christliche Identität verlassen haben."

Der Patriarch zitierte den heiliggesprochenen serbisch-orthodoxen Theologen und Bischof Nikolaj Velimirovic (1880-1956), der im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Besatzern ins KZ Dachau verschleppt wurde: "Christus verlässt Europa." Die Anerkennung von "Homo-Ehe" und Euthanasie auf der gesetzlichen Ebene, aber auch die steigende Zahl der Abtreibungen zeige, dass Europa nicht mehr eine "christliche Bastion" sei, sondern zur "Lokomotive zerstörerischer Prozesse" wurde. All dies geschehe aber nicht, weil die Menschen in Europa es wollen, unterstrich Kyrill I. Er erinnerte an die großen Proteste in Frankreich ("manif pour tous") gegen die Legalisierung der "Homo-Ehe".

Unterstützung in Kosovo-Frage

Im Rahmen des Besuchs feierte Kyril I. auch einen Festgottesdienst in der St. Sava-Kathedrale - dem größten christlichen Gotteshaus auf dem Balkan nach der Hagia Sophia - und traf mit dem serbischen Staatspräsidenten Tomislav Nikolic zusammen. Bei der Begegnung betonte der Moskauer Patriarch seine Sorge über die Verletzung der Rechte der serbischen Bevölkerung des Kosovo und der Metochie. Die russisch-orthodoxe Kirche unterstütze das serbische Volk in dessen Verständnis der Kosovo-Frage, sagte Kyrill I. und fügte hinzu: "Die Serben sollen frei im Kosovo und in der Metochie leben können. Niemand soll sie bedrohen, niemand hat das Recht, ihre Monumente, ihre Kirchen und Klöster zu zerstören". Der Kosovo sei das "spirituelle Zentrum" des serbischen Volkes und seiner Kirche. Patriarch Kyrill erinnerte daran, dass er selbst - damals noch als Metropolit - 1999 in Belgrad war, als die NATO-Bombardements auf Serbien erfolgten. Russland stehe an der Seite Serbiens in Freude und Leid.

Schon bei seiner Ankunft auf dem Belgrader Tesla-Flughafen am Freitag hatte der Moskauer Patriarch hervorgehoben, dass sich "jeder Russe in Serbien zu Hause" fühle. Der "gemeinsame Glaube, die gemeinsame Kultur, die engen historischen Verbindungen, die großen Opfer für die gemeinsamen Siege", all dies verbinde die beiden Völker. Der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej I. sagte seinerseits, er hoffe, dass sich sein Moskauer Amtsbruder in Belgrad "tatsächlich zu Hause" fühle, "unter den eigenen Leuten". Der Besuch des Moskauer Patriarchen stelle für die serbische Orthodoxie eine "große spirituelle Freude" dar.

Mit einer großen Delegation serbisch-orthodoxer Bischöfe war auch der serbische Außenminister Ivica Dacic zur Begrüßung des Moskauer Patriarchen auf den Flughafen gekommen. Patriarch Kyrill wurde bei seiner Serbien-Visite u.a. vom Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), und dem Leiter des Verwaltungssekretariats des Moskauer Patriarchats, Bischof Sergij (Tschaschin) von Solnetschnogorsk, begleitet.

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