Ist das Gespräch von Mensch zu Mensch besser als Facebook?

11. November 2014 in Chronik


Protestantische Theologieprofessorin stellt Vorurteile auf den Prüfstand – Auch das direkte Gespräch von Mensch zu Mensch könne nicht davor schützen, dass man einander belüge, ohne es sogleich zu bemerken.


Dresden (kath.net/idea) Die digitale Welt ist aus dem Leben der Kirche und der Vermittlung der christlichen Botschaft nicht mehr wegzudenken. Mehr als 79 Prozent der Erwachsenen und 95 Prozent der Jugendlichen in Deutschland sind „online“. Gleichzeitig wird in den Kirchen die persönliche Kommunikation „von Angesicht zu Angesicht“ oft als besonders authentisch und vertrauenswürdig hoch geschätzt. Demgegenüber sei die digitale Kommunikation zu anonym und schwer überprüfbar. Diese Auffassung stellte die Theologieprofessorin Ilona Nord (Hamburg) in einem Vortrag vor der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) am 7. November in Dresden auf den Prüfstand.

Gespräche sind nicht unbedingt vertrauenswürdiger

Auch das direkte Gespräch von Mensch zu Mensch könne nicht davor schützen, dass man einander belüge, ohne es sogleich zu bemerken. Zudem zeige sich etwa am Phänomen von Reisebekanntschaften, dass sich Personen besser öffnen könnten, wenn sie wissen, dass man sich wahrscheinlich nie wieder begegnen werde. Oft werde aus theologischer Sicht argumentiert, dass persönliche Begegnungen evangeliumsgemäßer seien. Dabei berufe man sich darauf, wie Jesus mit Menschen umgegangen sei, etwa bei Mahlzeiten, mit Kranken, Prostituierten und Zöllnern. Dabei unterschlage man aber, so Nord, dass Christus früher wie heute durch mediale Vermittlungen begegne, etwa durch die Bibel. Jesus habe sich in seiner Verkündigung immer wieder auf das Alte Testament berufen.

Christen sollen Medien gestalten

Nach Nords Auffassung sollten Christen und Kirchen nicht nur auf Entwicklungen der Medien reagieren, sondern sie auch selbst gestalten. Religion werde in Medien wirkungsvoll inszeniert, etwa in Fernseh-, Radio- und Musikproduktionen, sozialen Medien sowie Filmen. Es gebe ein allgemeines Bedürfnis nach Kommunikation zu religiösen Themen; gerade das Internet sei dafür ein gern genutztes Medium. Die Generalsynode der VELKD, die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) und die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beschäftigen sich auf ihren verbundenen Tagungen vom 6. bis 12. November in Dresden mit dem Schwerpunktthema „Die Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft“.


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