Synode: Zwischenbericht weist Weg zu Einzelfalllösungen

13. Oktober 2014 in Aktuelles


Zwischenbericht "Relatio post disceptationem": Einige Synodenväter halten die Wiederzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen in Einzelfällen und nach einem "Weg der Buße" unter der Verantwortung des Bischofs für denkbar


Vatikanstadt (kath.net/KAP/red) Über "mutige pastorale Entscheidungen" und neue Wege im Umgang etwa mit wiederverheirateten Geschiedenen
will die Familiensynode in dieser Woche beraten. So steht es in dem 12-seitigen Zwischenbericht ("Relatio post disceptationem"), den der ungarische Kardinal und Generalrelator der Synode, Peter Erdö, am Montag veröffentlichte. Während einige Synodenväter die bestehenden Regelungen aufgrund ihrer theologischen Fundierung verteidigten, halten andere demnach eine Wiederzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen in Einzelfällen und nach einem "Weg der Buße" unter der Verantwortung des Bischofs in den Fällen für denkbar, die nicht lösbar seien, ohne neue Ungerechtigkeit und Leid hervorzurufen.

Ein "Alles oder Nichts" könne es nicht geben, so der Text. Eine genaue Abwägung der Einzelsituation sei "unumgänglich". "Es muss vor allem das Leid derer berücksichtigt werden, die zu Unrecht Trennung
und Scheidung erlitten haben", heißt es. Zugleich betont der Text die Glaubensüberzeugung von der Unauflöslichkeit der Ehe, die offen sein müsse für neues Leben.

Der Bericht geht ferner auf den Gedanken von der sogenannten Gradualität ein, wonach auch in Partnerschaftsformen, die der katholischen Lehre zuwiderlaufen, familiäre Werte und die Suche nach Wahrheit gelebt werden können. Vollkommene Partnerschaft im Glauben sei jedoch nur im Ehesakrament enthalten. Daher wollen die Synodalen die Vorbereitung junger Menschen und ihre Begleitung nach der Heirat intensivieren.

Die Synode betont außerdem, dass Partnerschaften zwischen Homosexuellen niemals der Ehe von Mann und Frau gleichgestellt werden können, dass man ihnen aber mit Respekt und Zuwendung begegnen müsse. Der Bericht widmet sich auch dem Leid von Kindern aus geschiedenen Ehen und dem Thema der christlichen Erziehung.

Die Familie bezeichnet das Papier als "Schule der Humanität"; der Wunsch nach Familie bleibe auf der ganzen Welt lebendig. Allerdings sei diese unverzichtbare Zelle der Gesellschaft vielen Gefahren ausgeliefert, zu denen der Bericht vor allem einen übersteigerten Individualismus und Hedonismus, Armut, Krieg, Gewalt und die Trennung von Familien durch Migration zählt. Ihnen gegenüber habe die Kirche die Aufgabe, die Botschaft Jesu verständlich und barmherzig zu verkünden.

Der Zwischenbericht ist Grundlage der Synodendiskussion in dieser Woche. Dazu debattieren die rund 190 Kardinäle und Bischöfe sowie
die nicht stimmberechtigten Laien in zehn Gruppen. Jeweils zwei bis drei dieser Gruppen haben eine der vier wichtigsten Sprachen der katholischen Welt - Italienisch, Englisch, Französisch und Spanisch - als gemeinsame Konversationssprache. Ende der Woche soll dann das Schlussdokument veröffentlicht werden.

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