Vatikan: Papst ist nicht über Ehe-Buch verärgert

20. September 2014 in Familie


CNA: Papst Franziskus sei nicht über das Buch der fünf Kardinäle, die den Positionen von Kardinal Kasper zur Sakramentenzulassung wiederverheirateter Geschiedener widersprechen, verärgert. Vielmehr kenne er es bisher noch nicht.


Vatikan (kath.net/CNA) Katholische Kreise, die dem Papst nahestehen, verneinten Gerüchte, wonach Papst Franziskus über die Veröffentlichung eine Buches verstimmt sei, das den Positionen von Kardinal Kasper über die Zulassung von geschiedenen Wiederverheirateten zur Eucharistie widerspricht. Dies berichtet die katholische Nachrichtenagentur CNA. Zuvor hatte die französische Tageszeitung „La Croix“ unter Berufung auf eine ungenannt bleibende, dem Papst nahestehende ältere Person, behauptet, dass der Papst verärgert sei. Demgegenüber sagten die papstnahen Quellen, auf die sich CNA in ihrem Bericht beruft, dass Papst Franziskus dieses Buch bisher noch nicht einmal kenne. Das Buch „In der Wahrheit Christi bleiben - Ehe und Gemeinschaft in der katholischen Kirche“, das zunächst nur in englischer Sprache herauskommt, enthält die Beiträge der Kardinäle Gerhard Müller, Walter Brandmüller, Carlo Caffarra, Raymond Leo Burke und Velasio de Paolis. Ab 1. Oktober wird das Buch auch in deutscher Sprache veröffentlicht.

CNA ging in einem am Freitag veröffentlichten Bericht auch auf die jüngsten Äußerungen des emeritierten Kurienkardinals Walter Kasper ein. Kasper hatte zuvor im Interview in der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ geäußert, dass er von dem Buch „In der Wahrheit Christi bleiben - Ehe und Gemeinschaft in der katholischen Kirche“, verfasst von fünf Kardinälen, erst aus der Presse durch Journalisten erfahren habe, die bereits vor ihm Exemplare erhalten hatten. Kasper meinte dazu: „So etwas ist mir in meinem gesamten akademischen Leben niemals passiert.“ Pater Joseph Fessio SJ, Gründer und Herausgeber des bedeutenden katholischen Verlages „Ignatius Press“, bei dem das Buch der fünf Kardinäle in Kürze erscheinen wird, meinte zu dieser Äußerung von Kasper: "Sie sind vom akademischen zum öffentlichen Leben gewechselt. Sie sollten sich daran gewöhnen."

Auch die Behauptung von Kasper, dass es in Kirchengeschichte beispiellos sei, dass Kardinäle, die ja die engsten Mitarbeiter des Papstes sind, so "gezielt und öffentlich eingreifen", kritisierte Fessio. Der Jesuitpater wies gegenüber der CNA weiters darauf hin, dass Kardinal Kasper in seinem Interview gesagt habe, er habe keine „definitive Lösung“ angeboten, sondern eher habe er „ein paar Fragen gestellt und Überlegungen für mögliche Antworten“ vorgestellt. Dem entgegnete Fessio: „Worüber beklagen Sie sich dann? Sie haben ein paar Antworten und Entgegnungen auf Ihre Erwägungen erhalten. Oder waren dies nicht die Antworten, die Sie erwartet hatten?“

Die Herausgeber des Buches weisen in dem Werk darauf hin, dass die Bibel und die Kirchenväter die Vorschläge von Kardinal Kasper nicht stützten. Es gäbe, so die „Ignatius Press“, keinen Widerspruch zwischen „echter Barmherzigkeit und Mitleid“ und der katholischen Lehre und pastoralen Praxis. Die katholische Lehre „basiert direkt auf der Lehre Jesu“. Auch die ostkirchliche Praxis der Scheidung und Wiederverheiratung, der die katholische Kirche widerspricht, führe zu „starken theologischen und pastoralen Schwierigkeiten“.

Gemäß CNA werden derzeit Gerüchte verbreitet, dass Papst Franziskus vorhabe, die Positionen von Kardinal Kasper zu übernehmen. Allerdings habe der Papst selbst die Unauflöslichkeit der lebenslangen Ehe ausdrücklich betont, beispielsweise im April 2014 gegenüber den Bischöfen Südafrikas.

Inzwischen haben sich auch weitere Kardinäle dagegen ausgesprochen, aus pastoralen Gründen die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zum Eucharistieempfang zu öffnen, beispielsweise Kurienkardinal George Pell, der Mitglied im neunköpfigen Kardinalsrat des Papstes ist.


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