Kardinal Kasper: Bei Scheidung keine zweite sakramentale Ehe möglich

18. September 2014 in Aktuelles


Mit Nachdruck unterstrich Kasper die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe. Sie gründe auf der Botschaft Jesu, und die Kirche könne dies nicht ändern. Daher sei eine zweite sakramentale Ehe nicht möglich, solange der erste Partner noch lebe.


Rom (kath.net/KNA) Der deutsche Kardinal Walter Kasper (Foto) erhofft sich von der bevorstehenden Bischofssynode einen aufrichtigen Meinungsaustausch über die Situation der Familie und die Frage eines Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene. Man brauche keine vorgefertigten Antworten, sondern vertiefte Klärungen in einer Atmosphäre des Zuhörens; dafür habe man bis zur endgültigen Entscheidung bei der Bischofssynode 2015 ein Jahr lang Zeit, sagte Kasper der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Rom.

Mit Nachdruck unterstrich Kasper die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe. Sie gründe auf der Botschaft Jesu, und die Kirche könne dies nicht ändern. Daher sei eine zweite sakramentale Ehe nicht möglich, solange der erste Partner noch lebe, sagte der emeritierte Kurienkardinal und langjährige Präsident des päpstliche Ökumene-Rats.

Kasper, der 1993 als Bischof von Rottenburg-Stuttgart gemeinsam mit den Oberhirten von Freiburg und Mainz einen Vorstoß zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen unternommen hatte, verwies auch auf seinen Vortrag vor der Kardinalsversammlung am 21. Februar in Rom. Dort habe er keine fertigen Lösungen vorgelegt. «Ich habe Fragen gestellt», betonte Kasper. Er habe zugleich deutlich gemacht, dass die Eucharistie ein Heilssakrament sei, auch wenn das heute von einigen Theologen anders gesehen werde.

In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung «La Stampa» (Donnerstag) äußerte sich Kasper überrascht über die Auseinandersetzung unter Kardinälen zu dem Thema im Vorfeld der Bischofssynode. Zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen sagte er dem Blatt, Gott lasse in seiner Barmherzigkeit niemanden fallen, sondern gebe jedem eine neue Chance. Daher müsse die Kirche diesen Menschen «nahe sein, ihnen helfen, raten und sie ermutigen».

«Nach einem Schiffbruch braucht man zum Überleben eine Rettungsplanke», sagte der Kardinal unter Verweis auf Kirchenväter der ersten Jahrhunderte. Demnach gebe es zwar «keine zweite sakramentale Ehe», aber «die notwendigen sakramentalen Mittel», Buße und Eucharistie. Nötig sei eine Einzelfallbewertung; eine einheitliche Lösung gebe es nicht. Weiter betonte Kasper, die katholische Lehre sei «kein geschlossenes System», sondern entwickle sich in einer lebendigen Tradition.


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Foto Kardinal Kasper (c) kath.net/Petra Lorleberg



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