Der Mut, sich als Sünder zu erkennen

18. September 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Das Bekenntnis der Sünden ist die Tür für die Begegnung mit Jesus, der sein Blut für uns alle vergossen hat. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Der Mut, sich als Sünder zu erkennen. Papst Franziskus konzentrierte sich in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ auf das Evangelium vom Tag (Lk 7,36-50). Lukas berichtet von der Sünderin, die sich Jesus näherte: „Sie trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl“ (V.38). Jesus war Gast eines Pharisäers, „eines Mannes von einem gewissen Niveau und von Kultur, der Jesus hören wollte“. Er habe dessen Lehre näher kennen und mehr wissen wollen. In sich verurteile er sowohl die Sünderin als auch Jesus, denn: „Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist“ (V. 39).

Der Pharisäer sei nicht schlecht gewesen, so der Papst. Doch er sei nicht fähig, jene Geste der Frau zu begreifen:

„Es gelingt ihm nicht, die elementaren Gesten zu begreifen: die Gesten der Leute. Vielleicht hatte dieser Mann vergessen, wie man ein Kind liebkost, wie man eine Großmutter tröstet. In seinen Theorien, in seinen Gedanken, in seinem Leben der Leitung – denn er war vielleicht ein Berater der Pharisäer – hatte er die elementaren Gesten des Lebens vergessen, die ersten Gesten, die wir alle gleich nach unserer Geburt von unseren Eltern empfangen haben“.

Jesus tadle den Pharisäer mit Demut und Zärte. Seine Geduld, seine Liebe, sein Wille, alle zu retten, führe ihn dazu, dem Pharisäer zu erklären, was die Frau getan und welche Gesten der Höflichkeit dagegen dieser ihm nicht entgegengebracht habe. Und unter dem entrüsteten Raunen aller sage er zur Frau: „Deine Sünden sind dir vergeben ... Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! “ (V. 48.50).

„Das Wort vom ‚Heil’“, so Franziskus, „ ‚Dein Glaube hat dich gerettet’ – sagt er nur zur Frau, die eine Sünderin ist. Und er sagt es, weil sie über ihre Sünden weinen konnte, weil sie ihre Sünden bekennen konnte, weil es ihr gelang zu sagen: ‚Ich bin eine Sünderin’, weil es ihr gelang, dies zu sich selbst zu sagen. Sie sagt es nicht diesen Leuten, die nicht schlecht waren: sie glaubten, keine Sünder zu sein. Die Sünder waren die anderen: die Zöllner, die Dirnen... Das waren die Sünder. Jesus sagt dieses Wort – ‚Du bist gerettet, du hast dich gerettet’ – nur dem, der sein Herz zu öffnen und sich als Sünder zu erkennen weiß. Das Heil tritt ins Herz nur dann ein, wenn wir es in der Wahrheit unserer Sünden öffnen“.

Der Papst betonte erneut, dass der privilegierte Ort für die Begegnung mit Jesus Christus die eigenen Sünden seien: „Dies klingt wie eine Häresie, aber so sprach auch der heilige Paulus“, der sich nur zweierlei rühme: seiner Sünden und des auferstandenen Christus, der ihn gerettet habe.

„Die eigenen Sünden anerkennen, unser Elend anerkennen, das anerkennen, was wir sind und wozu wir nicht in der Lage sind oder was wir getan haben: das ist die Tür, die sich der Liebkosung Jesu, der Vergebung Jesu, dem Wort Jesu öffnet: ‚Geh in Frieden, dein Glaube hat dich gerettet!’, weil du den Mut hattest, dein Herz dem zu öffnen, der allein dich zu retten vermag“.

Jesus sage zu den Heuchlern: „Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr“ (vgl. Mt 21,31). „Das ist stark“, so der Papst abschließend, „denn alle, die sich als Sünder fühlen, öffnen ihr Herz im Bekenntnis der Sünden für die Begegnung mit Jesus, der sein Blut für uns alle vergossen hat“.


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