Gottes Nähe – der Besuch des Herrn bei seinem Volk

16. September 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: In der Geschichte hat es viele tüchtige Prediger gegeben. Wenn es diesen brillanten Predigern aber nicht gelungen ist, Hoffnung zu säen, dann nützt jene Predigt nichts. Sie ist nur Eitelkeit. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Schöne Predigten allein reichen nicht. Steht man nicht den Leidenden nahe und schenkt ihnen Hoffnung, dienen sie allein der persönlichen Eitelkeit. Dies betonte Papst Franziskus am Festtag der heiligen Märtyrer Cornelius (Papst) und Zyprian (Bischof) in seinen Betrachtungen bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ (Texte vom Dienstag der 24. Woche im Jahreskreis).

Das Evangelium vom Tag (Lk 7,11-17) berichtet von Jesus, der in einer Stadt namens Naïn in die Nähe des Stadttors kam, während man gerade einen Toten heraustrug: „Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe“. Jesus hatte Mitleid mit ihr und sprach: „‚Weine nicht!’ Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!“.

Der Herr vollbringe dieses Wunder, doch er tue noch mehr: „er ist nahe“. Die Leute sagten: „Gott hat sich seines Volkes angenommen und es besucht“. Wenn Gott besucht, sei damit etwas Neues gegeben. Es gehe dabei um seine Gegenwart genau an jenem Ort: „Jesus ist nahe“.

„Er war den Leuten nahe“, so der Papst: „Der nahe Gott, der das Herz der Leute zu verstehen vermag, das Herz seines Volkes. Dann sieht er jenen Trauerzug, und der Herr nähert sich. Gott besucht sein Volk, inmitten seines Volkes, indem er sich nähert. Nähe. Das ist die Art Gottes. Und dann steht da ein Ausdruck, der in der Bibel viele Male wiederholt wird: ‚Er hatte großes Mitleid’. Dasselbe Mitleid, das er – wie das Evangelium sagt – in dem Moment hatte, als er so viele Menschen wie Schafe ohne Hirten sah. Wenn Gott sein Volk besucht, ist er ihm nahe und empfindet Mitleid: er ist gerührt“.

Der Herr sei zutiefst gerührt, wie er es vor dem Grab des Lazarus gewesen sei. Wie dies auch bei jenem Vater der Fall gewesen sei, als dieser sehe, wie der verlorene Sohn nach Hause komme:

„Nähe und Mitleid: so besucht der Herr sein Volk. Und wenn wir das Evangelium verkündigen, das Wort Jesu voranbringen wollen, so ist das der Weg. Der andere Weg ist der der Lehrmeister, der Prediger der Zeit: der Gesetzeslehrer, der Schriftgelehrten, der Pharisäer... Fern vom Volk redeten sie... gut: sie redeten gut. Sie lehrten das Gesetz, und gut taten sie das. Doch aus der Ferne. Und das war kein Besuch des Herrn: das war etwas anderes. Das Volk empfand dies nicht als eine Gnade, da die Nähe fehlte, es fehlte das Mitleid, das heißt: das Leiden zusammen mit dem Volk“.

Franziskus rief dann ein weiteres Wort aus dem Tagesevangelium in Erinnerung: „Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück“ (V. 15):

„Wenn Gott sein Volk besucht, gibt er dem Volk die Hoffnung zurück. Immer. Man kann das Wort Gottes auf brillante Weise verkündigen: in der Geschichte hat es viele tüchtige Prediger gegeben. Wenn es diesen Predigern aber nicht gelungen ist, Hoffnung zu säen, dann nützt jene Predigt nichts. Sie ist nur Eitelkeit“.

Mit dem Blick auf Jesus, der der Mutter ihren Sohn lebendig zurückgegeben hat, so der Papst abschließend, „können wir begreifen, was ein Besuch Gottes bei seinem Volk bedeutet. Und um die Gnade bitten, dass unser Zeugnis als Christen ein Zeugnis sei, das den Besuch Gottes bei seinem Volk bringt, das heißt: ein Zeugnis der Nähe, die die Hoffnung sät“.


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