Priesterberuf: Elementare Gottesfragen stärkste Herausforderung

16. September 2014 in Österreich


Bischof Kapellari erinnert in Eröffnungsvortrag bei 57. Steirischer Pfarrerwoche in Schloss Seggauberg an modernen Atheismus - Hauptreferent bei Pfarrerwoche ist Generalsekretär der brasilianischen Bischofskonferenz, Bischof Steiner


Graz (kath.net/KAP) Der Priester muss sich heute in viel stärkerem Ausmaß als früher den elementaren Gottesfragen stellen. Das hat der Grazer Bischof Egon Kapellari am Montag bei der Eröffnung der 57. Steirischen Pfarrerwoche betont.

Wenn es auch "Dauerauftrag der Kirche" sei, "auf Christus zu schauen und ihn dann immer neu anderen Menschen - Glaubenden, aber auch religiös Suchenden - zu zeigen", so komme beim Priester doch noch etwas dazu. Die Weisung, Christus zu zeigen, habe er mit allen anderen ernsthaften Christen gemeinsam, "wir haben aber durch das Weihesakrament dazu einen besonders geprägten und qualifizierten Auftrag", so der Bischof. Das Weihesakrament "gehört unverzichtbar zur katholischen Identität und zur Identität aller vorreformatorischen Kirchen", unterstrich er.

Das Weihesakrament solle und dürfe nicht das allgemeine Priestertum aller Getauften verdecken oder verdrängen. Zugleich dürfe das Weihesakrament aber auch gerade in einer Situation des Priestermangels nicht auf eine bloße Funktion reduziert werden, die es im allgemeinen Priestertum aufgehen lassen würde.

Die Priester machten oft die Erfahrung, "dass wir quantitativ sehr gefordert, ja überfordert werden durch Administration und die Vielzahl an Gottesdiensten", sagte Bischof Kapellari. Zugleich sei man aber qualitativ eher unterfordert, wenn es etwa um elementare Gottesfragen geht, so Kapellari: "Wir müssen aber gerade an diesen Fragen dranbleiben. Das verlangt dann auch, dass wir über die großen religiösen, aber auch über die areligiösen und antireligiösen Trends in der Gesellschaft, zumal Europas informiert sind."

Die Priester dürften die Wahrnehmung solcher Stimmen nicht nur theologischen und philosophischen Spezialisten überlassen. Kapellari: "Jede Pfarre ist ja heute, zumal durch Medien, einbezogen in den internationalen, ja globalen Diskurs über Religionen in deren pathologischer Verformung, aber auch in deren Dynamik für eine bessere Welt und für eine Hoffnung, die auch über den Tod hinausreicht." Freilich seien dabei nicht nur die Denkkraft, sondern ebenso und mehr noch Herzkraft, Empathie und die Fähigkeit zu trösten angefragt.

Papst Franziskus dränge dazu und helfe dabei, "Kirche - zumal auch Kirche als Pfarre, als Kloster, als Bildungshaus einladend zu gestalten." Das bedeute, "Türen und Fenster immer wieder zu öffnen und offen zu halten". Es bedeute aber nicht einen Verzicht auf Schwellen an diesen Türen. Kapellari: "Diese Schwellen zur Prüfung und Unterscheidung der Geister dürfen weder zu hoch noch zu flach sein."

Bischof Kapellari skizzierte die Kirche und die Pfarren im besonderen als ein Gefüge von konzentrischen Kreisen mit Jesus Christus in der Mitte und engagierten Christen - Priestern und Laien - rund um ihn. Die Kirche reiche von dieser Mitte aber weit hinaus bis zum entferntesten Rand. An diesem Rand stünden jene Getauften, "die sozusagen nur den Mantelsaum Christi berühren".

Das stelle einer solchen Pfarre und den Priestern dort die Frage, wie sie sich zu den konzentrischen Kreisen rings um diesen Kern verhalten. In dieser Situation könnten sich Priester und Gruppen, die ihnen besonders nahe stehen, "einigeln und isolierende Mauern hochziehen". Sie können sich andererseits aber zum Rand ihrer Gemeinden und darüber hinaus zur Zivilgesellschaft hin so weit öffnen, "dass sie in Gefahr sind, sich ungebremst einer ausgefransten Liberalität auszuliefern".

Eine wirklich katholische Mitte und Tiefe widerstehe aber diesen beiden Tendenzen, zeigte sich Kapellari überzeugt: "Sie setzt sich aber in einem furchtlosen und unpolemischen Kontakt mit beiden Tendenzen auseinander und öffnet sich auch für die Sorgen, Ängste und Freuden der Zivilgesellschaft in ihrer verwirrenden Pluralität."

Rund 250 Pfarrer treffen sich bis 18. September auf Schloss Seggau zur jährlichen Fortbildungswoche. Der thematische Schwerpunkt liegt heuer auf Diakonie und Weltkirche. Der Dienst am Nächsten, die Diakonie, zählt zu den Grundaufträgen der Kirche. Dazu konnte als Hauptreferent Bischof Leonardo Ulrich Steiner, seit 2011 Generalsekretär der Brasilianischen Bischofskonferenz (Conferencia Nacional dos Bispos do Brasil/CNBB), gewonnen werden, der die weltkirchliche Dimension in Seggauberg ins Spiel bringen wird.

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