Eine besondere Tochter Roms

15. September 2014 in Chronik


Die katholische Kirche in Schottland. Von Christiane Neuhausen (KNA)


Bonn (kath.net/KNA) Die katholische Kirche in Schottland ist in einer eigenen Bischofskonferenz organisiert, die unabhängig von der Bischofskonferenz von England und Wales arbeitet. Den Vorsitz hat Erzbischof Philip Tartaglia von Glasgow inne. Es gibt acht Diözesen, organisiert in zwei Kirchenprovinzen: die Kirchenprovinz Glasgow mit dem Erzbistum Glasgow und den Bistümern Motherwell und Paisley sowie die Kirchenprovinz St. Andrews mit dem Erzbistum Saint Andrews und Edinburgh und den Bistümern Aberdeen, Argyll and the Isles, Dunkeld and Galloway.

Bei einer offiziellen Erhebung im Jahr 2011 bekannten sich knapp 54 Prozent der Bevölkerung zu einer der christlichen Kirchen. Rund 840.000 Personen, also 15,9 Prozent der schottischen Bevölkerung, gaben ihre Zugehörigkeit zur katholischen Kirche an. Im Gegensatz zur protestantischen Church of Scotland, die seit dem Zensus 2001 zehn Prozent ihrer Mitglieder verlor, blieben die Zahlen für die katholische Kirche stabil, weil seit den 1990er Jahren viele Einwanderer aus Italien, Polen und Litauen nach Schottland kamen, um dort Arbeit zu finden.

Zweimal kamen Päpste nach Schottland. Johannes Paul II. (1978-2005) besuchte 1982 im Rahmen seiner Pastoralreise Glasgow. Benedikt XVI. (2005-2013) stattete im September 2010 Großbritannien einen Staatsbesuch ab, der in Edinburgh begann.

Das Christentum kam wahrscheinlich mit den Römern ins südliche Schottland. Nachhaltiger war jedoch die Christianisierung durch irische Missionare im 5. Jahrhundert. Ebenso wie in Irland war die Kirche in Schottland durch das Mönchtum geprägt.

Mit der normannischen Eroberung im 11. Jahrhundert glichen sich die Kirchenstrukturen Englands und Schottlands an, doch suchte die schottische Kirche immer wieder, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Papst Cölestin III. nahm 1192 die schottische Kirche als eine besondere Tochter Roms in seinen Schutz: Sie wurde ihm direkt unterstellt und von der Oberaufsicht der Erzdiözese York befreit. Im Großen Abendländischen Schisma (1378-1417) positionierte sich die schottische Kirche im Gegensatz zur englischen im Lager des Papstes in Avignon.

In Schottland, das erst 1707 mit England und Wales zum britischen Königreich vereinigt wurde, war die Reformation überwiegend religiös und weniger politisch motiviert. Hauptakteur dort war der Reformator John Knox (1514-1572), der für Schottland eine presbyterianische, nicht anglikanische Kirchenverfassung durchsetzte. Der Katholizismus blieb jedoch in den Highlands und den schottischen Inseln verwurzelt.

Mit dem sogenannten Catholic Relief Act, einem Gesetz aus dem Jahr 1791, durften die Katholiken wieder offiziell Gottesdienste feiern, Religionsunterricht abhalten und unauffällige Kirchen bauen. 1829 erhielten sie die bürgerliche Gleichstellung. 1878 wurde die katholische Hierarchie in Schottland wiederhergestellt. 1969 erhob Papst Paul VI. Erzbischof Gordon Joseph Gray (1910-1993) von St. Andrews und Edinburgh zum ersten schottischen Kardinal seit der Reformation.

2006 gab der inzwischen emeritierte damalige schottische Primas Kardinal Keith O'Brien zu erkennen, dass die katholische Kirche in Schottland eine Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien unterstützen würde. Das ist nicht Politik der Kirche geworden; sie hält sich in dieser Frage strikt neutral.

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