Phänomenologie: 'Intellektuelle Nächstenliebe gegenüber dem Menschen

27. März 2003 in Chronik


Papst Johannes Paul II. gab eine Audienz für eine Delegation des Weltinstitutes für Phänomenologie.


Vatikan (www.kath.net / zenit) Als "eine Art intellektuelle Liebeshaltung (Caritas) dem Menschen und der Welt gegenüber", das heiße auch "seitens des Gläubigen Gott gegenüber" bezeichnete Papst Johannes Paul II. die philosophische Richtung der Phänomenologie. Sie zählt zur Leidenschaft des intellektuellen Lebens des Papstes. Am Samstag empfing er die Delegation des Weltinstitutes für Phänomenologie aus Hanover/USA in Audienz. Anlass des Rombesuches war die Vorstellung des Buches "Die Phänomenologie in der Welt. Grundlagen, Ausbreitung, Dynamik, Verpflichtung. Eine Anleitung zu Forschung und Studium" ("Phenomenology World-Wide. Foundations - Expanding - Dynamics - Life Engagements. A guide for research and study").

Im Jahre 1953 verteidigte Karol Wojtyla seine Doktorarbeit "Evaluation der Möglichkeiten, eine christliche Ethik auf der Grundlage des Systems von Max Scheler zu schaffen". Dieser deutsche Philosoph (1874-1928) wird als einer der herausragendsten Schüler des Vaters der Phänomenologie betrachtet - Edmund Husserl (1859-1938). In seiner Ansprache hob der Papst die Bedeutung des philosophischen Beitrags Husserls hervor, dem es ein Anliegen war, "dass eine Forschungsgemeinschaft entstünde, um aus verschiedenen sich ergänzenden Blickwinkeln das Problem Welt, Mensch und Leben zu behandeln".

Edith Stein, die spätere Schwester Teresa Benedikta vom Kreuz (1891-1942), die der Papst zur Mitpatronin Europas erklärte, war persönliche Assistentin Husserls und besuchte Kurse Schelers. "Ich danke euch, dass ihr mir ermöglicht habt, an diesem faszinierenden Unternehmen teilzuhaben, das bereits in meinen Studien und in meiner Dozententätigkeit begann und sich später in den folgenden Lebensabschnitten und während meines Hirtenamtes fortgesetzt hat", sagte der Papst. Er bezeichnete die Phänomenologie als "einen Denkstil, der eine intellektuelle Beziehung zur Wirklichkeit herstellt, von der man ja die wesentlichen und konstitutiven Züge erfassen will, ohne dabei Vorurteilen und Vereinfachungen zu verfallen".


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