Die Torheit des Christseins

11. September 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Liebt eure Feinde, auch wenn es erschreckt! Segnet! Richtet nicht! Vergebt, wie der Vater euch vergeben hat! Folgt Jesus nach, auch wenn die Bilanz zu euren Ungunsten auszufallen scheint! Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Liebt eure Feinde! In seiner Predigt am Donnerstag der 23. Woche im Jahreskreis bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ dachte Papst Franziskus über Tagesevangelium nach (Lk 6, 27-38), mit dem Christus den Weg der grenzenlosen Liebe weist.

Jesus fordere von uns, für den zu beten, der uns misshandle. Franziskus betonte dabei die vom Herrn benutzten Worte: „liebt, tut Gutes, segnet, betet“ und „weist nicht zurück“. „Sich selbst hingeben“, so der Papst, „das Herz geben, gerade denen, die uns Übles wollen, die uns weh tun, den Feinden. Und das ist die Neuheit des Evangeliums“. Jesus zeige uns nämlich, dass es kein Verdienst sei, wenn wir jene liebten, die uns liebten, weil dies auch die Sünder täten. Die Christen dagegen seien dazu aufgerufen, ihre Feinde zu lieben: „Ihr sollt Gutes tun und leihen, auch wenn ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein“ (Lk 6,35). Gewiss sei das Evangelium eine Neuheit, jedoch eine Neuheit, die schwer voranzubringen sei. So allerdings sei die Nachfolge Jesu:

„‚Pater, ich... ich kann das nicht so tun!’ – ‚Tja, wenn du meinst, dass du das nicht tun kannst, dann ist das dein Problem, aber das ist der christliche Weg!’. Das ist der Weg, den Jesus lehrt. ‚Und auf was soll ich hoffen?’. Geht auf dem Weg Jesu, der der Weg der Barmherzigkeit ist. Seid barmherzig, wie es euer Vater ist! (vgl. V. 36). Nur mit einem barmherzigen Herzen können wir all das tun, was der Herr uns rät. Bis zum Ende. Das christliche Leben ist kein auf sich selbst bezogenes Leben. Es ist ein Leben, das aus sich herausgeht, um sich den anderen zu schenken. Es ist ein Geschenk, es ist Liebe, und die Liebe kehrt nicht auf sich selbst zurück, sie ist nicht egoistisch: sie schenkt sich“.

Jesus fordere von uns, barmherzig zu sein und nicht zu richten. Oftmals habe es den Anschein, „als seien wir zu Richtern der anderen ernannt worden: indem geklatscht und hinter dem Rücken schlecht über andere geredet wird... wir richten alle“. Der Herr dagegen sage: „Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden“. Und schließlich fordere er: „Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden“. Alle Tage beteten wir im Vaterunser: „‚Vergib uns, wie auch wir vergeben’ – Wenn ich nicht vergebe, wie könnte ich dann den Vater bitten: ‚Vergib mir!’?“.

„Das ist das christliche Leben“, so Franziskus: „‚Aber Pater, das ist doch eine Torheit!’ – ‚Ja’. In diesen Tagen haben wir gehört, wie der heilige Paulus dasselbe sagte: ‚die Torheit des Kreuzes Christi’, das nichts mit der Weisheit der Welt zu tun hat. ‚Aber Pater, heißt Christ sein in einem gewissen Sinn, töricht zu sein?`- ‚Ja’. In einem gewissen Sinn ja. Es bedeutet, auf jene Arglist der Welt zu verzichten, um alles zu tun, was Jesus uns zu tun heißt und was zu unseren Ungunsten zu sein scheint, wenn wir die Rechung machen, wenn wir Bilanz ziehen“.

Doch dies „ist der Weg Jesu: die Duldsamkeit, die Großherzigkeit. Sich selbst ohne Maß zu schenken“. Dafür sei Jesus in die Welt gekommen, und so habe er an uns gehandelt: „er hat gegeben, er hat vergeben, er hat über niemanden schlecht geredet, er hat nicht gerichtet“. Christ sein sei nicht leicht. Nur mit der Gnade Gottes und nicht aus eigenen Anstrengungen heraus sei es möglich, Christ zu werden.

„Und daraus ergibt sich jenes Gebet, das wir jeden Tag beten müssen“, beschloss der Papst seine Betrachtungen: „‚Herr, schenke mir die Gnade, ein guter Christ, eine gute Christin zu werden, denn ich schaffe es nicht’. Wenn man das zum ersten Mal liest, dann ist es erschreckend: es erschreckt. Doch wenn wir das Evangelium dann nehmen und das sechste Buch aus Lukas ein zweites, ein drittes, ein viertes Mal lesen... Tun wir es! Und bitten wir den Herrn um die Gnade zu verstehen, was es heißt, Christ zu sein, und auch um die Gnade, dass er aus uns Christen macht. Denn allein schaffen wir es nicht“.


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