Gröhe: Suizidbeihilfe darf kein Therapie-Angebot werden

11. September 2014 in Deutschland


Vielmehr soll in palliative Versorgung unheilbar kranker Menschen und in humane Sterbebegleitung investiert werden. Je breiter und zuverlässiger hier die Versorgung sei, desto weniger Nachfrage nach Beihilfe zur Selbsttötung werde es geben.


Berlin (KNA) In der Debatte um Sterbehilfe hat sich Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe (CDU) erneut für ein Verbot jeder organisierten Beihilfe zum Suizid ausgesprochen. Zugleich betonte er, die Beihilfe zur Selbsttötung schwerstkranker Menschen solle in Deutschland auch nicht Teil des ärztlichen Therapie-Angebots werden. Vielmehr solle in die palliative Versorgung unheilbar kranker Menschen und in eine humane Sterbebegleitung investiert werden. Je breiter und zuverlässiger die Versorgung auf diesem Gebiet sei, desto weniger Nachfrage nach Beihilfe zur Selbsttötung werde es geben.

Gröhe äußerte sich am Mittwoch in Berlin aus Anlass der Eröffnung einer neuen Palliativ-Station im katholischen Sankt-Hedwigs-Krankenhaus in Berlin Mitte. Es handelt sich bereits um die achte derartige Station in Berlin. Der Vorsitzende des Hospiz- und Palliativverbandes Berlin, Dirk Müller, begrüßte die neue Einrichtung, bemängelte aber zugleich, dass es noch kein flächendeckendes Palliativ-Angebot für Schwerstkranke gebe.

Zu den jüngsten Gesetzesvorstößen beim Thema Sterbehilfe erklärte Gröhe, die strafrechtlichen Fragen bildeten nur einen sehr kleinen Teil der Debatte. Eine strafrechtliche Klarstellung solle es seiner Meinung nach lediglich beim Verbot der organisierten Beihilfe zum Suizid geben.

Darüber hinaus halte er nichts davon, allgemeine Gesetze aus ethischen Grenzsituationen und extremen Einzelfällen abzuleiten. Gröhe betonte, niemand müsse heute mehr Angst haben, als Patient gegen seinen erklärten Willen lebensverlängernde Maßnahmen über sich ergehen lassen zu müssen. Die Achtung des erklärten Patientenwillens sei jetzt schon geltendes Recht, das sei aber zu wenig bekannt.

Bei einem Empfang des Erzbistums Berlin für Ärztinnen und Ärzte begrüßte Gröhe am Abend, dass sich die Kirchen in die Debatte um Sterbehilfe einmischten. Kirche und Politik seien dann glaubwürdig, wenn sie Sterbenden und ihren Angehörigen konkrete Hilfen anböten. «Sonst bleibt die Argumentation blutleer», so der Minister. Zugleich hob er die zahlreichen Hospizangebote hervor, die in den vergangenen Jahren unter anderen von den Kirchen geschaffen wurden. «Es bleiben jedoch noch Versorgungslücken, vor allem im ländlichen Raum», sagte Gröhe.

(C) 2014 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


© 2014 www.kath.net