Marx: Starke Signale gegen Extremismus in Deutschland wichtig

10. September 2014 in Deutschland


Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz äußert sich in Berlin zu aktullen internationalen und innenpolitischen Themen - Münchner Kardinal wirbt für verstärkte Begegnungen zwischen Christen, Muslimen und Juden in Deutschland


Berlin (kath.net/KAP) Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, erwartet am Wochenende ein starkes Signal gegen Terrorismus und Fanatismus von der Großkundgebung am Brandenburger Tor. "Angesichts der teils religiös motivierten Konflikte im Nahen Osten, aber auch in Syrien und dem Irak ist es sicherlich nötig, zu zeigen, dass Extremismus keinen Rückhalt in der breiten Bevölkerung und auch nicht in den jeweiligen Religionsgemeinschaften hat", sagte der Münchner Erzbischof am Rande des traditionellen DBK-"Michaelsempfangs" in Berlin. Ein breites Bündnis von religiösen wie auch staatlichen Repräsentanten sei von großem Wert. "Gemeinsam müssen wir Terrorismus und Fanatismus eine unmissverständliche Absage erteilen."

Zu der Kundgebung unter dem Leitwort "Steh auf! Nie wieder Judenhass!" hatte der Zentralrat der Juden aufgerufen. Hauptrednerin wird Bundeskanzlerin Angela Merkel sein. Ferner sollen Kardinal Reinhard Marx, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, sowie der Präsident des World Jewish Congress, Ronald S. Lauder, zu Wort kommen. Bundespräsident Joachim Gauck wird als Ehrengast teilnehmen.

Vor allem der Krieg im Gazastreifen hatte in den vergangenen Monaten zu verschiedenen Formen des Antisemitismus geführt. So hatte es einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Wuppertal gegeben. Bei antiisraelischen Demonstrationen waren Parolen wie "Jude, Jude, feiges Schwein" und "Israel - Kindermörder" laut geworden.

Marx warb für verstärkte Begegnungen zwischen Christen, Muslimen und Juden in Deutschland. "So werden Zeichen des Respekts und des verantwortungsbewussten Miteinanders gesetzt, die hoffentlich viele erreichen und dazu beitragen, Vorurteile in Frage zu stellen." Die Beziehungen zwischen DBK und jüdischer Gemeinschaft bezeichnete der DBK-Vorsitzende als "sehr gut und freundschaftlich". Das Gedenken an die Shoah "gehört zu unseren Beziehungen, aber sie erschöpfen sich darin nicht".

In der Michaelsempfangs-Ansprache kündigte Marx an, dass sich die Kirche verstärkt um die Hilfe für Flüchtlinge kümmern will. Die Situation der Menschen im Irak und Syrien treibe auch die Kirche um. Dies werde auch Thema der bevorstehenden DBK-Herbstvollversammlung sein.

Kirche muss sich zu Waffeneinsatz äußern

An dem Empfang nahmen Bundeskanzlerin Merkel, Finanzminister Wolfgang Schäuble, Innenminister Thomas de Maiziere, Gesundheitsminister Hermann Gröhe, Arbeitsministerin Andrea Nahles und weitere Spitzenpolitiker aller Parteien sowie Nuntius Erzbischof Nikola Eterovic und Kardinal Rainer Maria Woelki teil. Vor zwei Jahren hatte Kardinal Christoph Schönborn die Michaelsempfangs-Ansprache gehalten.

Marx betonte, die schwierige Situation im Nordirak fordere auch die Kirche beim Thema Waffeneinsatz neu heraus. Sie werde sich dabei immer an der Situation der Armen orientieren. Dies sei für die Kirche Maßstab für ihr Handeln und Schlüssel zur Wahrnehmung der Wirklichkeit, sagte er unter Verweis auf die programmatische Schrift "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus.

Marx betonte, die Kirche dürfe nicht abstrakte Wahrheiten verkünden, sondern müsse immer die Brücke zur Realität der Menschen suchen.

Der Kardinal äußerte sich auch zum Thema Sterbehilfe. Mit Blick auf politische Vorstöße, die Sterbehilfe in Deutschland zu regeln, betonte er, die Kirche sei auch hier auf der Seite der Schwachen. Es könne nur darum gehen zu schauen, wie ein "menschenwürdiges Sterben" möglich sei, und nicht darum, möglichst viele Wege für ein "menschenwürdiges Töten" anzubieten.

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