Die Neuheit des Evangeliums – Freude und Freiheit im Glauben

5. September 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Der Christ darf nicht Sklave vieler kleiner Gesetze sein, sondern muss das Herz für das neue Gebot der Liebe und die Gesetze der Seligpreisungen öffnen. Hinfällige Strukturen müssen aufgegeben werden. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Das Evangelium ist „Neuheit“ und fordert daher dazu auf, hinfällige Strukturen aufzugeben. Dies unterstrich Papst Franziskus in seiner Predigt am Freitag der 22. Woche im Jahreskreis bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“. Der Papst konzentrierte sich bei seinen Betrachtungen auf das Evangelium vom Tag (Lk 5,33-39).

Die Pharisäer und Schriftgelehrten, die Jesus in Schwierigkeiten bringen wollten, fragten ihn, warum seine Jünger nicht fasteten. Doch Jesus gehe nicht in die Falle; er antworte, indem er vom Fest und von der Neuheit spreche und dazu mahne, neuen Wein nicht in alte Schläuche zu füllen.

„Für neuen Wein neue Schläuche“, so Franziskus: „Die Neuheit des Evangeliums. Was bringt uns das Evangelium? Freude und Neuheit! Diese Gesetzeslehrer waren in ihren Geboten, in ihren Vorschriften verschlossen. Wenn der heilige Paulus von ihnen spricht, sagt er, dass wir alle vor dem Kommen des Glaubens – das heißt vor dem Kommen Jesu – wie Gefangene unter dem Gesetz behütet gewesen seien. Das Gesetz dieser Leute war nicht schlecht: behütet, doch wie Gefangene, in Erwartung, dass der Glaube komme. Jener Glaube, der in Jesus selbst offenbart werden sollte“.

Das Volk habe das von Moses gegebene Gesetz gehabt. Zu diesem hätten sich viele dieser Bräuche und kleinen Gesetze gesellt, die von den Gesetzeslehrern kodifiziert worden seien Das Gesetz „behütete die Leute, aber wie Gefangene! Und sie waren in Erwartung der Freiheit, der endgültigen Freiheit, die Gott seinem Volk mit seinem Sohn schenken würde“. Die Neuheit des Evangeliums bestehe darin, vom Gesetz loszulösen:

„Jemand von euch könnte mir sagen: ‚Aber Pater, haben die Christen kein Gesetz?’ – Ja! Jesus hat gesagt: ‚Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um zu erfüllen’ (vgl. Mt 5,17). Und die Fülle des Gesetzes sind zum Beispiel die Seligpreisungen, das Gesetz der Liebe, die vollkommene Liebe, wie er – Jesus – uns geliebt hat. Und wenn Jesus diese Leute tadelt, diese Gesetzeslehrer, so tadelt er sie, weil sie das Volk mit dem Gesetz nicht behütet, sondern es zum Sklaven vieler kleiner Gesetze, vieler kleiner Dinge gemacht haben, die man tun musste“.

Dinge, die zu tun waren „ohne die Freiheit, die er uns mit dem neuen Gesetz bringt, dem Gesetz, das er mit seinem Blut besiegelt hat“. Das ist für den Papst die „Neuheit des Evangeliums, das Fest, Freude, Freiheit ist“. Dies sei die Befreiung, auf die das ganze Volk gewartet habe, als es zwar vom Gesetz behütet gewesen sei, allerdings wie ein Gefangener. Das sei es, was uns Jesus sagen wolle: „Zur Neuheit, zur Neuheit; zu neuem Wein, zu neuen Schläuchen. Und keine Angst davor haben, die Dinge nach dem Gesetz des Evangeliums zu ändern“.

„Paulus macht eine treffliche Unterscheidung“, so Franziskus: „Kinder des Gesetzes und Kinder des Glaubens. Zu neuem Wein, zu neuen Schläuchen. Und deshalb fordert die Kirche einige Veränderungen von uns, von uns allen. Sie fordert uns auf, hinfällige Strukturen beiseite zu lassen: sie nützen nichts! Und neue Schläuche zu nehmen, die des Evangeliums. Man kann zum Beispiel die Denkart dieser Gesetzeslehrer, dieser pharisäischen Theologen – man kann ihre Denkart nicht mit dem Geist des Evangeliums verstehen. Das sind andere Dinge. Der Stil des Evangeliums ist ein anderer Stil, der zur Fülle des Gesetzes führt. Ja! Ja, aber auf neue Weise: es ist der neue Wein in neuen Schläuchen“.

Das Evangelium „ist Neuheit! Das Evangelium ist Fest! Und das Evangelium kann in Fülle allein in einem freudigen und in einem erneuerten Herzen gelebt werden. Der Herr schenke uns die Gnade dieser Art, das Gesetz zu befolgen. Das Gesetz befolgen – das Gesetz, das Jesus zu seiner Fülle gebracht hat – im Gebot der Liebe, in den Geboten, die sich aus den Seligpreisungen ergeben. Der Herr schenke uns die Gnade, keine Gefangenen zu bleiben, sondern er schenke uns die Gnade der Freude und der Freiheit, die uns die Neuheit des Evangeliums bringen“.


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