Eine Liebe nicht von dieser Welt

3. September 2014 in Familie


Sie standen kurz vor der Verlobung. Doch nach einem Autounfall wurde Ian zum Pflegefall. Seine Freundin Larissa heiratete ihn trotzdem. idea-Redakteur Thorsten Brückner stellt das Ehepaar aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania vor.


Wetzlar (kath.net/idea) Ihre Augen leuchten. Sanft hilft sie ihm aufzustehen, zupft sein Hemd und sein Sakko zurecht. In wenigen Minuten wird die bildschöne junge Frau ihrem schwerbehinderten Verlobten das Jawort geben. Ein Treueschwur, der – auf Video (siehe unten) festgehalten und über die Plattform YouTube verbreitet – Tausende Menschen weltweit berühren sollte. Vier Jahre ist es nun her, seit Larissa Ja zu einem Leben mit Ian sagte, den sie im College kennengelernt hatte. Zehn Monate waren die beiden heute 29-Jährigen ein Paar. Für Ian war klar, dass er Larissa heiraten wollte. Er besorgte sich einen Zweitjob, um sich Ringe für die Verlobung leisten zu können. Auf dem Weg zur Arbeit änderte ein Autounfall alles. „Bitte, Gott, lass nur mit seinem Gehirn alles in Ordnung sein“, betete Larissa auf dem Weg zur Klinik. Es war nichts in Ordnung! Sein Gehirn zeigte kaum Aktivität.

Ein Richter musste entscheiden

Am nächsten Morgen dann die Gewissheit: Ian wird überleben – als schwerbehinderter Pflegefall. Er musste sogar von seiner Familie gefüttert werden. Doch für Larissa war Liebe mehr als eine romantische Episode, die vorübergeht, sobald der Partner die eigenen Bedürfnisse nicht mehr befriedigen kann. „Wir lieben uns mit einer Christus-ähnlichen Liebe, gerade wegen Ians Behinderung“, sagt Larissa heute. Doch wie sollte sie einen Mann heiraten, der nicht sprechen und somit in die Eheschließung einwilligen konnte? „Natürlich war Ehe keine ernsthafte Option, solange Ian nicht kommunizieren konnte.“ Aber das änderte sich. Nach und nach konnte er sich verständlich machen. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Bei Ians Vater diagnostizierten Ärzte einen bösartigen Hirntumor. Noch bevor er starb, drängte er die beiden, die Beziehung entweder zu beenden oder zu heiraten.

Ein Leben ohne Kinder

Kurz nach seinem Tod verlobten sie sich. Aber noch standen ihrem Glück rechtliche Schranken entgegen. Ein Richter musste entscheiden, ob die Ehe in Ians bestem Interesse war. Der Richter begründete sein „Ja“ mit den Worten: „Ihr beide seid ein Beispiel dafür, was Liebe ist.“ In den vier Jahren seit der Hochzeit hat Ians Heilungsprozess Fortschritte gemacht. Mit einer Gehhilfe kann er sich sogar fortbewegen. „Gott war gut zu mir“, sagt Ian heute.

Dennoch: Ein normales Leben werden die beiden nie führen können. Larissa wusste, dass ihr „Ja“ mit Opfern verbunden war: Sie muss erwerbstätig sein, Ian pflegen und weiß, dass sie nie eigene Kinder haben wird. „Ian hätte mich nie verlassen, wenn es umgekehrt mir passiert wäre“, weiß Larissa. Hatte sie nie Zweifel? „Sich für die Ehe zu entscheiden löst bei jedem Ängste und Zweifel aus. Eine Behinderung vervielfacht diese natürlich. Aber von meinem besten Freund wegzulaufen, war nie eine Option für mich.“ Wie es für die beiden weitergehen soll? „Wir beten immer noch für eine komplette Heilung, aber wir bitten Gott auch um Kraft, eine lebenslange Behinderung durchzustehen.“ Die leidgeprüfte Geschichte der beiden evangelikalen Christen erscheint Ende August in Buchform zunächst auf Englisch. Ihr Ziel: die Menschen herauszufordern, auf Gott zu vertrauen und „Liebe“ ganz neu zu denken!

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