Warum bleibt die Kirche angesichts des IS-Terrors so passiv?

31. August 2014 in Deutschland


„Peter Hahne“: EKD redet über Hilfe zum Selbstmord anstatt über ihre Geschwister


Berlin (kath.net/idea)
Kritik an der Passivität der Kirchen in Deutschland angesichts der Ereignisse in Syrien und im Nordirak haben am 31. August Gäste der Sendung „Peter Hahne“ geübt. Sie stand unter dem Thema „Flüchtlingselend im Irak – Helfen jetzt nur noch Waffen?“. Moderator Peter Hahne zitierte eingangs den Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, wonach die Krise in Syrien und im Irak zum größten humanitären Notfall unserer Zeit geworden ist. Derzeit seien die Hälfte des gesamten syrischen Volkes und rund 430.000 Jesiden auf der Flucht. Nach Worten des Diplominformatikers und syrisch-orthodoxen Christen Namroud Yahkup (Aschaffenburg) verbrennt unter dem Wüten der islamistischen Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) gerade die Wiege des Christentums. Erstmals in der Geschichte des Irak höre man dort kein Glockenläuten mehr.

Aber die Evangelische Kirche in Deutschland habe andere Prioritäten: „Sie redet lieber über Hilfe zum Selbstmord als über ihre Geschwister.“ Nach Yahkups Worten haben die IS-Terroristen jede Hemmung abgelegt. Sie stellten Andersgläubige vor die Wahl, zum Islam zu konvertieren oder getötet zu werden. Christen würden mit einem „N“ für „Nazarener“ gekennzeichnet.

Jahrhundertealte kirchliche Manuskripte mit der gesamten altkirchlichen Liturgie seien verbrannt worden. Seine Hoffnung liege dennoch in Jesus Christus, bekannte Yahkup. Seinen Glaubensgeschwistern wünschte er, dass auch sie aus ihrem Glauben Trost und Hoffnung schöpften.

IS bedroht nicht nur Christen und Jesiden, sondern den Weltfrieden

Der Vorsitzende des Zentralrats der Jesiden in Deutschland, Telim Tolan (Oldenburg), berichtete von seinem Besuch in einem Flüchtlingscamp im Norden Iraks. Dort fehle es nahezu an allem. Es gebe keine ausreichende medizinische Versorgung, zu wenig sauberes Wasser und nur einmal am Tag Nahrung: „Diese Flüchtlinge sind der Barbarei entkommen. Sie sind aber immer noch mitten in einer humanitären Katastrophe.“

Tolan schilderte auch, wie die IS-Terroristen arbeiten. In einem Dorf hätten sie sämtliche Jesiden in einer Schule zusammengetrieben. Dort habe man ihnen das Gold abgenommen. Anschließend seien sie in Busse verladen worden, die sie angeblich in Freiheit bringen sollten. Tatsächlich seien sie in einiger Entfernung zu der Schule getötet worden. Dann seien die Busse zurückgekommen, um die nächsten abzuholen. Wie Tolan sagte, bedroht IS nicht nur Christen und Jesiden, sondern den Weltfrieden: „Wenn wir den Krieg im Nordirak verlieren, dann wird der Krieg auch nach Deutschland getragen.“

Katar die Fußball-WM 2022 wegnehmen

Zusammen mit Yahkup sprach er sich für deutsche Waffenlieferungen an die Kurden aus, um den IS-Terror einzudämmen. Für den 1. September ist eine Sondersitzung des Bundestags angesetzt, in der über diese Frage diskutiert werden soll. Allerdings, so Tolan, genüge es nicht, nur die IS-Kämpfer zu vernichten. Vielmehr müsse man auch an Länder wie Katar, Saudi-Arabien oder die Türkei denken, die die Terrorgruppe finanziell und logistisch unterstützten. So würden in türkischen Krankenhäusern IS-Kämpfer behandelt und gepflegt.

Mit Blick auf Katar plädierte Tolan dafür, dem Land die Fußballweltmeisterschaft 2022 wegzunehmen. Das sei eine Möglichkeit, das Land bei seinem Prestige zu packen. Deutschland forderte Tolan auf, gegenüber Islamisten eine „Null-Toleranz-Politik“ zu fahren und noch stärker von der Möglichkeit der Abschiebung Gebrauch zu machen. Denn auch hierzulande spiele der radikale Islam eine immer größere Rolle.


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