Scheuer: Abtreibung ist nicht Lösung, sondern Problem

24. August 2014 in Österreich


Innsbrucker Bischof gegen Stöger-Vorstoß, Abtreibungen auch in Westösterreich in öffentlichen Krankenhäusern durchzuführen - Auch straffreie Abtreibung bleibt "schweres Unrecht"


Innsbruck (kath.net/KAP) Der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer (Foto) lehnt das Vorhaben von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) ab, Abtreibungen auch im Westen Österreichs in öffentlichen Spitälern zu ermöglichen. Ziel der Gesundheits-, Sozial- und Rechtspolitik müsse vielmehr der Schutz des menschlichen Lebens und die Unterstützung der schwangeren Frau sein, sagt Scheuer in einer "Kathpress" vorliegenden Stellungnahme am Samstag.

Denn Abtreibung sei, obwohl in den ersten Monaten straffrei gestellt, immer noch ein "schweres Unrecht" - auch nach der Gesetzeslage in Österreich. Scheuer wörtlich: "Abtreibung ist nicht die Lösung, sie ist ein Problem."

Stöger, dessen Ressortwechsel innerhalb der Bundesregierung in Kürze erwartet wird, hatte Ende Juli in Interviews mit Medien die Landeshauptleute Tirols und Vorarlbergs aufgefordert, wie in den anderen Bundesländern Abtreibungen in öffentlichen Spitälern zu ermöglichen. Die zuständigen ÖVP-Landes-Chefs stellten sich allerdings gegen die Pläne des Ministers. Der Innsbrucker Bischof schloss sich nun deren Argumentation an, kein Arzt dürfe gezwungen werden, gegen seine Gewissensentscheidung eine Abtreibung durchzuführen.

Zugleich forderte Scheuer die bei der Einführung der Fristenregelung 1975 versprochenen "flankierenden Maßnahmen" ein. Schwangere würden mit der Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung oftmals allein gelassen. Oberste Priorität müsse deswegen die Beratung betroffener Frauen haben, durch die sie "aus einer Sackgasse heraus geholt werden und Wege zu einer Entscheidung für das Kind finden können".

Das schließe vielfache psychologische und auch materielle Hilfe mit ein. Konkret brauche es Hilfe bei der Klärung rechtlicher Fragen, bei Schuldenbewältigung und Behördengängen, weiters Unterstützung bei der Suche nach Arbeit und Wohnung. Aber auch Gesprächsangebote, in denen Ängste, Sorgen, Wut und andere Gefühle ungefiltert zur Sprache kommen können, seien erforderlich, betonte Scheuer.

Aufholbedarf ortete er auch bei der Unterstützung für Frauen, die unter den psychischen Folgen einer Abtreibung leiden. Positiv bewertete er die Schaffung von zusätzlichen Kinderbetreuungseinrichtungen.

Sehr zu denken gibt dem Bischof - wie er mitteilte - die "Umkehrung des öffentlichen Bewusstseins in den vergangenen 40 Jahren". Hier brauche es eine neue "Gewissensbildung", die von der Gesellschaft und besonders von Christen vorangetrieben werden müsse. "Am wichtigsten erscheint mir eine positive Grundeinstellung zum Leben bzw. die Freude am Leben", sagte Bischof Scheuer. "Die Geburt eines Kindes ist - zumindest in den allermeisten Fällen - ein Grund zur Dankbarkeit und Freude. Kinder machen Mut zur Zukunft. Insgesamt geht es um eine kinderfreundliche und um eine familienfreundliche Atmosphäre."

Auch "Aktion Leben" äußerte Kritik

Scharf auf den Vorstoß Stögers, Abtreibungen in ganz Österreich in öffentlichen Krankenhäusern durchzuführen, hatte Anfang August auch die "Aktion Leben" reagiert. Schwangerschaftsabbrüche österreichweit möglichst billig anzubieten, könne nicht das Ziel einer verantwortungsvollen Gesundheitspolitik sein, kritisierte "Aktion Leben"-Präsidentin Gertraude Steindl. Sie forderte Stöger auf, stattdessen konkrete Vorschläge zu machen, wie Abtreibungen weitestgehend vermieden werden könnten. Die "Aktion Leben" warb zugleich für ihre Bürgerinitiative "Fakten helfen!", die auf eine anonyme Abtreibungsstatistik und wissenschaftlich fundierte Motiverforschung abzielt. (www.fakten-helfen.at)

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Foto: (c) Diözese Innsbruck


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