Steht 'Wir sind Kirche' vor dem Untergang?

18. August 2014 in Österreich


Messsimulationen durch Vorsitzende führten die Plattform in Grundsatzkrise – Früherer Vorsitzender befürchtet, dass sich "Wir sind Kirche" als Dialogpartner für die Kirchenleitung disqualifiziert und "untergehen könnte".


Innsbruck (kath.net/KAP/red) Den Messsimulationen der "Wir sind Kirche"-Vorsitzenden Martha Heizer folgte erst ihre Exkommunikation, dann lösten sie in der Plattform einen Richtungsstreit aus. Wie die "Tiroler Tageszeitung" am Wochenende berichtete, steht der 1995 aus dem "Kirchenvolks-Begehren" entstandene Verein "vor einer Zerreißprobe und möglicherweise vor einer Spaltung". Heizer, die wegen Messsimulationen ohne Priester kirchenrechtliche Konsequenzen in Kauf nahm, geht es laut dem Bericht darum, "den Reformnotstand in der Kirche aufzuzeigen"; ihr Vorgänger als Vorsitzender und nunmehriger Kontrahent Hans Peter Hurka befürchte, dass sich "Wir sind Kirche" durch Heizers Festhalten an privaten Eucharistiefeiern ohne Priester und eine schärfere Gangart als Dialogpartner für die Kirchenleitung disqualifiziert und im 19. Bestandsjahr "untergehen könnte".

Am kommenden Donnerstag soll bei einer Vorstandssitzung in Innsbruck eine Urabstimmung unter den 1.400 Mitgliedern fixiert werden, "als basisdemokratische Vorbereitung" auf eine außerordentliche Vollversammlung am 27. September in Salzburg, wie es weiter hieß. Hurka und seine Mitstreiter wollten direkt über Heizer abstimmen lassen, der Vorsitzenden gehe es hingegen um den inhaltlichen Kurs. "Beide Lager hoffen auf ein klares Ergebnis."

Der Streit war ausgebrochen, nachdem Innsbrucks Bischof Manfred Scheuer vor wenigen Wochen die Exkommunikation gegen Heizer und ihren Ehemann bestätigt hatte. Die beiden hatten sich dazu bekannt und wollten nicht davon abgehen, privat und ohne Beisein eines Priesters Eucharistie zu feiern, was laut Kirchenrecht den Tatbestand einer vorgetäuschten Sakramentenspendung erfüllt.

Hurka forderte seine Nachfolgerin an der Spitze der Plattform schon kurz nach Bekanntwerden der Exkommunikation zum Rücktritt auf. Heizer stellte daraufhin im Vorstand die Vertrauensfrage, wo sie einstimmig in ihrer Funktion bestätigt wurde. In einer Erklärung von "Wir sind Kirche" bezeichnete man Heizers Handeln u.a. als "wohl eher ein prophetisches Tun, das die Kirchenleitung zur Überlegung neuer Wege in der Sakramentenpastoral und in der Amtsfrage bewegen sollte".

Heizers Gegner argumentieren, dass die Forderung nach privaten, priesterlosen Eucharistiefeiern weder Inhalt des 1995 durchgeführten "Kirchenvolks-Begehrens" gewesen sei und ein neuer Konfrontationskurs auch nicht dem Statut von "Wir sind Kirche" entspreche. Gespräche mit der Kirchenleitung würden durch einen neuen Kurs unmöglich gemacht und der innerkirchliche Dialog erschwert.

Zur Dokumentation: Presseaussendung von ´Wir sind Kirche´ Austria zur Exkommunikation von Martha und Gert Heizer (Screenshot vom 27.5.2014)


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