Bischof Oster: 'Jesus ist nicht nur ein freundlicher Wanderprediger'

19. August 2014 in Kommentar


Passauer Bischof schreibt auf Facebook, seine „politisch heutzutage natürlich völlig unkorrekte Antwort auf die Frage“, welche ‚Weltanschauung‘den höchsten Ansprüchen nach Wahrheit, Schönheit, Tiefe genüge, heiße: „Der katholische Glaube!“


Passau (kath.net) „Meine persönliche und politisch heutzutage natürlich völlig unkorrekte Antwort auf die Frage“, welche „Weltanschauung“ den höchsten Ansprüchen nach Wahrheit, Schönheit, Tiefe genüge, „heißt ohne jedes Zögern: Der katholische Glaube!“ Dies schrieb der Passauer Bischof Stefan Oster am Samstag auf Facebook an seine Facebook-Freunde. „Die Alternative dazu wäre aus meiner Sicht nicht irgendwas anderes, z.B. etwas, was ich als weniger konsequent empfände, schon gar nicht mag ich irgendwas weich gespültes, auch nicht irgendein anderes philosophisches oder esoterisches System oder einen anderen religiösen Glauben.“ Wenn überhaupt, dann fände er für sich persönlich „höchstens noch ehrlichen und konsequenten Skeptizismus akzeptabel. Den finde ich, sofern er wirklich aufrichtig nach Wahrheit fragt – auch noch vernünftig und in gewisser Hinsicht auch schön, eben weil er so sehr an die Wurzel der Dinge geht und fragt.“ Doch der Skeptizismus reiche „nicht in die Tiefe, in der sich mir schon Antworten aus unserem Glauben erschlossen haben“.

Für die Debatte unter seinen Facebookeinträgen gelte grundsätzlich: „Ich gehe davon aus, dass es so etwas wie konkrete Begegnung mit Jesus gibt, von Herz zu Herz“, schrieb der frühere Dogmatikprofessor weiter. „Und diese Begegnung kann/wird das Denken, Fühlen, Vertrauen eines Menschen verändern. Es verändert meinen Blick auf die Welt; der Blick, die Haltung, das Denken und Vertrauen werden neu. Diese Begegnung lässt Gott besser erkennen, sie macht letztlich glaubender, hoffender und liebesfähiger. Und mit der Hl. Schrift halte ich dann daran fest, dass wir als Christen durch die Begegnung mit dem Herrn anders über Dinge denken und sprechen, als es Menschen tun, die Jesus aus welchen Gründen auch immer nicht kennen oder auch nicht kennen wollen.“ Dies nannte Oster „zentral in meinen Positionen“, kritisierte aber, dies werde in der Diskussion auf seiner Facebookseite bei „den Kommentierungen in der Regel nicht berücksichtigt“.

Sein „Bekenntnis zur Wahrheit und Schönheit unseres Glaubens“ sehe gleichzeitig nicht darüber hinweg, „dass im Namen dieses Glaubens nicht auch kolossale Fehler begangen wurden und werden; es heißt auch nicht, dass es hier keine Schuld- und Versagensgeschichte gegeben hätte“, erläuterte Oster weiter, dies beginne schon im Evangelium. „Aber solche Fehler und Schuld haben nichts mit dem zu tun, worum es im Innersten geht, sondern sind eben genau deshalb Fehler und Schuld, weil sie dieses Innerste verfehlen.“

Ein solches Bekenntnis bedeute auch nicht, dass es „in unserer Glaubenserkenntnis“ keine Entwicklung gäbe. „Aber diese Entwicklung, sofern sie gelingend vonstatten geht, zielt immer in Richtung Vertiefung der Erkenntnis und auch Weitung des Horizonts, aber eben nie so, dass sie das Evangelium und den schon gewachsenen und überlieferten Glauben verlässt. Aus meiner Sicht hat z.B. das II. Vatikanische Konzil in manchen Fragen solche Vertiefung gebracht.“

In den Diskussionsbeiträgen unter seinen Facebook-Bemerkungen werde „oft recht schnell davon gesprochen, was Jesus eigentlich getan oder gesagt hätte. Und dann ebenso schnell geschlossen, dass dieses Handeln und Reden Jesu in den meisten Fällen dem Handeln und Reden ‚der Kirche‘ widersprechen würde. Als Bespiele führte Oster „die Frage nach Ökumene und Kommunionempfang, den Zölibat, die Debatte um die Geschiedenen und Wiederverheirateten etc.“ an. Er wundere sich „dann immer, woher die Menschen das angeblich so sicher wissen, wie Jesus gehandelt hätte. Denn die sichersten und mit Abstand am besten dokumentierten Quellen über ihn sind immer noch die Texte des Neuen Testaments. Zeitgleich zur Entstehungszeit des Neuen Testaments haben wir außerhalb der Hl. Schrift nur einige, eher spärliche Informationen über Jesus. Vieles andere über ihn ist weit später geschrieben und widerspricht dann sehr häufig auch dem Geist der Evangelien. Müsste ich also davon ausgehen, dass einige derjenigen, die sich in den unten stehenden Foren so schnell auf Jesus berufen, das Neue Testament nicht genügend kennen?“

Der Passauer Bischof führte dazu weiter aus: Selbstverständlich spreche Jesus in der Bibel davon, dass er eine Kirche „baut“ (z.B. Mt 16,18), „dass er den Aposteln für diese Kirche (und damit auch für die Verkündigung und z.B. auch die Sakramente) eine besondere Verantwortung und sogar Vollmacht überträgt (z.B. Mt 16,19; Joh 20,22; 1 Kor 5,4, 1 Kor 7,8-11 u.a.). Und selbstverständlich kennen schon die Autoren des Neuen Testaments inhaltlichen Disput über richtige und falsche Auslegung der Lehre Jesu (2 Kor 10, 1-6, 1 Joh 4,1-6 u.v.m.).“

Auch sei Jesus selbstverständlich „nicht nur ein freundlicher Wanderprediger, der vor allem nett ist und nette Sachen“ sage, vielmehr seien beispielsweise „wenigstens ein Viertel (eher ein Drittel) der Jesus-Worte in den Evangelien“ Droh- und Gerichtsworte, „die die Menschen in ein entschiedenes Bekenntnis, in die Umkehr führen wollen und auch mit der Möglichkeit drohen, verloren zu gehen.“

Auch gehe es „schon im Neuen Testament sehr intensiv um das Geheimnis der Eucharistie, auch um Realpräsenz (z.B. 1 Kor 10, 16, Joh 6, 52) und darum, dass die Art und Weise, wie man sich zu diesem Geheimnis verhält, entscheidend für den eigenen Lebens- und Glaubensweg sein wird (z.B. 1 Kor 11, 27, Joh 6, 55). Und selbstverständlich schärft Jesus persönlich das Gebot von neuem ein, dass eine Ehe unauflöslich ist (z.B. Mk 10,9-12; 1 Kor 7, 10-11) – und überbietet damit etwa eine bis dahin gängige liberale jüdische Praxis des Scheidungsbriefes.“

So formulierte der Passauer Bischof abschließend: „Ich beanspruche deshalb für die Dinge, die ich hier auch als Theologe in die Diskussion bringe, dass sie natürlich auch der Hl.Schrift und dem Glauben, den die Kirche von Anfang an überliefert hat, entsprechen. Wer tatsächlich meint, Jesus hätte dem allen widersprochen, der ist herzlich eingeladen, mehr Evidenz zu bringen als das Neue Testament und die darauf bauenden und daraus (!) gewachsenen Glaubensüberzeugungen der Kirche. Wer aber meint, selbst die Hl. Schrift sei schon eine verfälschende oder gar gefälschte Jesus-Überlieferung, der ist ebenso herzlich eingeladen, andere, bessere Überlieferungen beizubringen. Ich bin jedenfalls gespannt.“



Archivbild Bischof Oster (c) kath.net/Michael Schäfer


© 2014 www.kath.net