Pathologe: ‚Geruch von Heiligkeit‘ umgibt Leichnam von Löwenherz

17. August 2014 in Aktuelles


Charlier berichtet von seinen Untersuchungen von Richard Löwenherz.


München (kath.net/ KNA)
Philippe Charlier (37), Arzt und Frankreichs berühmtester Pathologe, hat bei den Untersuchungen seiner historisch bedeutsamen Leichname ganz spezielle Erfahrungen gemacht. So habe etwa das in Leinen gewickelte Herz des englischen Königs Richard Löwenherz (1157-1199) einen „künstlichen Geruch von Heiligkeit“ aufgewiesen, wie ihn auch Märtyrer verströmten, berichtete Charlier der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag). Die Mischung dürfte sich aus Rosen, Gänseblümchen, Myrte, Minze, Weihrauch, Teeöl und Quecksilber zusammengesetzt haben, vielleicht auch ein bisschen Limetten.

Einen solchen Duft habe er auch schon auf dem Berg Athos in Griechenland gerochen, ergänzte der Mediziner. „Das ist ein sehr intensiver Geruch, sehr angenehm.“ Bei seinem jüngsten Besuch in München, habe er sich auch in der Frauenkirche und in Sankt Peter die Reliquien angesehen. Einige stammten aus römischen Katakomben und hätten ebenfalls diesen Duft von Heiligkeit verströmt.

Nach den Worten des Pathologen hatte Löwenherz, der unter anderem am dritten Kreuzzug teilgenommen hat, „theologisch betrachtet einige Probleme“. In den Kämpfen mit dem französischen König Philipp II. August seien auch viele Christen zu Tode gekommen. Dafür sollte Richard 33 Jahre im Fegefeuer büßen. Deshalb sei sein Leichnam entsprechend einbalsamiert worden. „Das sollte ihm helfen, direkt in den Himmel zu gelangen.“

Seine kommende Aufgabe werde es sein, die Überreste der französischen Könige in der Kathedrale von Saint Denis zu untersuchen, kündigte Charlier an. Die Gräber seien seit 1827 versiegelt. Doch in den Särgen dürften vermutlich Knochen, Schädel und andere Skelettteile völlig durcheinanderliegen, weil sie während der Französischen Revolution 1789 entweiht worden seien. Was die Schänder von damals angerichtet hätten, solle nun wieder in Ordnung gebracht werden. Doch die Genehmigung dafür sei schwierig, räumte der Pathologe ein, da zwei Familien noch zustimmen müssten.

Charlier betonte, dass es ihm äußerst wichtig sei, dass menschliche Überreste nach den Untersuchungen nicht in ein Museum kämen, sondern wieder begraben würden. „Am besten dort, wo wir sie fanden.“ Sein Verhältnis zum Tod habe sich durch die Arbeit an den Leichen, die er seit neun Jahren mache, nicht verändert, so der Pathologe. Seitdem er jedoch zwei Söhne habe, denke er anders über den Tod nach, speziell von Babys und Kleinkindern. Auch seine Doktorarbeit zur medizinischen Ethik habe Spuren hinterlassen. Davor habe er alle Skelette aus allen verfügbaren Museen untersuchen wollen. „Jetzt - und ich bin absolut nicht religiös - denke ich, dass wir den Willen von Toten respektieren müssen.“

(C) 2014 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Jegliche mediale Nutzung und Weiterleitung nur im Rahmen schriftlicher Vereinbarungen mit KNA erlaubt.

Foto: © Harry Turtledove, Wiki


© 2014 www.kath.net