Genozid. Ohne Anführungszeichen.

12. August 2014 in Kommentar


Kommentar der Münchner „Abendzeitung“ zum Irak: Schon jetzt mehr Opfer des ISIS-Terrors als im Gaza-Krieg – ISIS-Opfer „sterben nicht als ‚Kollateralschäden‘…, sondern werden bewusst getötet: mit dem Messer, dem Gewehr, dem Galgen.“


München (kath.net) „Die jungen Männer – es sind Hunderte – werden in Lastwägen herangekarrt, Aufseher prügeln sie von den Ladeflächen. Sie müssen sich flach in eine ausgehobene Grube legen. Dann gehen mehrere Vermummte mit Maschinengewehren die Reihen entlang und ballern mit verstörender Lässigkeit in die Körper.“ Dies schrieb Timo Lokoschat, stellvertretender Ressortleiter bei der Münchner „Abendzeitung“, in einem Kommentar zur Lage im Irak. Videos dieser Art kursierten derzeit hunderte auf Portalen wie Youtube, schreibt Lokoschat weiter, die Szenen seien kaum zu ertragen. „Es ist die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS oder ISIS), die sich mit ihren Morden brüstet.“

Doch gebe es keine weltweiten Proteste, wie gegen Israel oder Russland, beobachtete der Journalist. Vielmehr werde das Abschlachten ausgeblendet. „Während von Putin angeblich der ‚Dritte Weltkrieg‘ droht und Israel einen ‚Genozid‘ betreibt, findet der wahre Massenmord derzeit jeden Tag in Syrien und dem Irak statt. Tausende Menschen werden als Gegner oder Andersgläubige identifiziert, selektiert, abtransportiert und systematisch hingerichtet.“

Dabei seien in wenigen Tagen mehr Menschen der Terrorgruppe zum Opfer gefallen als dem gesamten Gaza-Krieg. „Sie sterben nicht als ‚Kollateralschäden‘, die ebenfalls nicht zu beschönigen sind, sondern werden bewusst getötet: mit dem Messer, dem Gewehr, dem Galgen.“

„Über diesen Genozid, ohne Anführungszeichen, herrscht auch in den muslimischen Gemeinden auf der ganzen Welt Schweigen.“ Lokoschat fragt, wo denn die „Stoppt ISIS“-Plakate seien. „Ist es doch viel bequemer, sonntags auf den Marktplätzen den alten Todfeind Israel für alles Übel dieser Welt verantwortlich zu machen als die eigenen, entfesselten Glaubensbrüder anzuprangern, die mehr Muslime auf dem Gewissen haben als der verhasste Judenstaat.“

Ohnehin werde die dramatische Lage der Christen vergessen, „dabei ist das Land drauf und dran, ‚christenfrei‘ zu werden – die fast 2000 Jahre alte Geschichte dieser Religion im Irak geht dem Ende entgegen.“

Link zum Kommentar in der „Abendzeitung“: „Der tägliche Massenmord “.


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