DBK: Terror und Vertreibungen im Irak

8. August 2014 in Deutschland


Katholische Kirche ruft zu Solidarität mit religiösen Minderheiten und Ausweitung der humanitären Hilfe auf - Schick verurteilt stark Übergriffe der IS auf die Yeziden - Auch christliche Minderheit und gemäßigte Sunniten und Schiiten betroffen


Bonn-Bamberg (kath.net/DBK) Angesichts der immer brutaleren Angriffe auf Andersgläubige im Irak ruft die katholische Kirche in Deutschland zur Ausweitung der humanitären Hilfe auf. Mit Nachdruck verurteilte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), die jüngsten Übergriffe der islamistischen Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) auf die Minderheit der Yeziden im Norden des Irak. Die IS-Dschihadisten stellen andersgläubige Minderheiten vor die Wahl, ihre Heimat zu verlassen, sofort zum Islam überzutreten oder bedrohen sie mit dem Tod. Auch die christliche Minderheit sowie gemäßigte Sunniten und Schiiten sind von diesen Entwicklungen betroffen. „Die Verfolgung von Zivilisten aufgrund ihrer Religion oder Volkszugehörigkeit ist ein klarer Verstoß gegen die Menschenrechte und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagte Erzbischof Schick. Er forderte die internationale Gemeinschaft, insbesondere auch die Bundesregierung und die Europäische Union auf, Druck auf Länder auszuüben, die den IS und andere terroristische Gruppen mit Waffen und Geld unterstützen. „Die Menschen im Nahen Osten brauchen jetzt mehr denn je unsere Solidarität und unser Gebet über Religionsgrenzen hinweg“, so Erzbischof Schick. Insbesondere die Arbeit von Caritas international müsse hier unterstützt werden. „Wir setzen uns für die Christen im Irak und in Syrien exemplarisch, aber nicht exklusiv ein. Unsere Solidarität gilt allen Menschen“, sagte Erzbischof Schick. Er würdigte den dramatischen Appell von Papst Franziskus, der gestern die internationale Staatengemeinschaft aufgerufen hatte, das „humanitäre Drama“ im Nordirak zu beenden und die Erreichbarkeit von überlebensnotwendiger Hilfe sicherzustellen.

Von den erneuten Angriffen im Norden des Irak sind auch die Hilfseinrichtungen der katholischen Kirche betroffen. Der IS nahm zuletzt mehrere Standorte ein, in denen sich wichtige Nothilfe- und Sozialzentren der Caritas befinden. „Die meisten Menschen, vor allem Angehörige religiöser Minderheiten wie zum Beispiel Christen oder Yeziden, sind aus den betroffenen Orten geflohen“, berichtet Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international, dem Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes. „Gleichzeitig hat sich unsere Arbeit massiv erschwert. In einigen unserer Zentren ist Hilfe, wenn überhaupt, nur noch unter Lebensgefahr möglich“, so Müller.

Trotz der jüngsten Angriffe hat Caritas international die Unterstützung der Flüchtlinge aus den durch IS besetzten Gebieten weiter ausbauen können. Die lokalen Einrichtungen versorgen Flüchtlinge aller Glaubensrichtungen mit Medikamenten, Lebensmitteln, Trinkwasser, Hygieneartikeln, Matratzen und Decken. „Wir helfen nun vor allem in den autonomen kurdischen Gebieten sowie in anderen Regionen des Landes, die vor dem Terror der Milizen sicher sind. Angesichts der dramatisch anwachsenden Flüchtlingsströme können wir jedoch bei weitem nicht genug tun. Wir brauchen eine massive Ausweitung der humanitären Hilfe im Nordirak“, so Oliver Müller.

ZDF heute - Christen auf der Flucht



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