Kairo: Tiefer Einschnitt in die deutschsprachige Seelsorge

2. August 2014 in Weltkirche


Erstmals seit über 130 Jahren: Seit 1. August amtiert kein Priester mehr für deutschsprachige Katholiken in Kairo - DBK-Entscheidung wurde ohne Dialog mit Betroffenen vor Ort getroffen


Kairo (kath.net) Seit über 130 Jahren ist es das erste Mal, dass in Kairo kein Priester mehr für die deutschsprachigen Katholiken bestellt ist. Seit dem 1. August, hat sich das Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (mit Ausnahme der Seelsorge in Jerusalem) aus dem gesamten Nahen Osten und Äthiopien zurückgezogen. Die Evangelische Kirche Deutschlands hat in gleichem Gebiet derzeit sieben ev. Pfarrerinnen und Pfarrer. Ohne jeden Dialog mit den Betroffenen vor Ort wurde nun von den verantwortlichen Gremien der Deutschen Bischofskonferenz diese folgenreiche Entscheidung getroffen.

Der sechzigjährige Msgr. Joachim Schroedel (Foto) aus dem Bistum Mainz war seit September 1995 für die mehreren tausend Katholiken zuständig. In den letzten 19 Jahren bewältigte er von Kairo aus vielfache Pastoralbesuche bei den deutschsprachigen Katholiken in Ägypten, Syrien, Jordanien, dem Libanon, Eriträa, Sudan und Äthiopien. Außerdem hatte Schroedel vielfältige Kontakte auch zu koptischen Christen und zu Muslimen aufgebaut. Als Experte für Nahostfragen wurde er von verschiedenen Medien immer wieder um seine Einschätzung gebeten. So stellte ihn auch die Wochenzeitung „Die Zeit“ im Jahr 2012 in einem Porträt vor, ebenso im Jahr 2011 der SWR 1. Der Mainzer Priester engagierte sich in seiner Berufung weit über das übliche Maß hinaus, er war beispielsweise auch während der Gewalteskalationen im Jahr 2013 auf dem Tahirplatz in Kairo geblieben.

Schroedel wird auch als pensionierter Priester weiterhin in Kairo wirken. Dieses Lösungsmodell entstand auf Initiative des Mainzer Bischofs Karl Kardinal Lehmann.

Die deutschsprachige Markusgemeinde Kairo ist keine kirchenrechtlich errichtete Pfarrei. Dennoch gehören zu ihr Botschaftspersonal der deutschen, österreichischen und schweizerischen Delegationen, Lehrpersonal der inzwischen 8 Deutschen Schulen in Ägypten. Außerdem etwa 3000-5000 Deutschsprachige, die in Ägypten Eigentum haben um dort die kalte Jahreszeit zu verbringen sowie etwa 30 Schwestern der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus (Mutterhaus: Grafschaft im Sauerland) und über 100 Seniorinnen und Senioren, die zum Teil seit 50 und mehr Jahren in Ägypten beheimatet sind.

Hintergründe der umstrittenen DBK-Entscheidung werden im kath.net-Kommentar beleuchtet: Ist der Streit um die Markusgemeinde Kairo wirklich beigelegt?.

Link zur katholischen deutschsprachigen Markusgemeinde Kairo.

Hilferuf aus der Markusgemeinde/Kairo


K-TV-Interview aus dem Jahr 2011 mit Msgr. Joachim Schroedel beim 4. Kongress ´Treffpunkt Weltkirche´ von ´KIRCHE IN NOT´


Foto: Schroedel bei der Einweihung des Kindergartens im Müllviertel in Moytamadeia vor etwa einem Jahr mit betroffenen Kindern (c) Joachim Schroedel


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