Gaza: 'Gewalt erzeugt nur noch mehr Gewalt'

22. Juli 2014 in Weltkirche


Angesichts des Gaza-Konflikts hat der Jesuitenpater David Neuhaus davor gewarnt, Gewalt als Mittel zur Lösung der Krise zu betrachten.


Gaza (kath.net/KIN)
Angesichts des Gaza-Konflikts hat der Jesuitenpater David Neuhaus davor gewarnt, Gewalt als Mittel zur Lösung der Krise zu betrachten. "Der einzige Ausweg für Israelis und Palästinenser ist, sich klarzumachen, dass Gewalt nur mehr Gewalt erzeugt", sagte der Leiter der hebräischsprachigen katholischen Gemeinde in Israel am Sonntag in Jerusalem gegenüber dem internationalen katholischen Hilfswerk "Kirche in Not". Das Bombardement Gazas werde nur dazu führen, dass noch mehr Menschen Rache für ihr zerstörtes Leben wollten. "Die internationale Gemeinschaft muss gewiss eine größere Rolle dabei spielen, die beiden Seiten zusammenzubringen. Der größte Feind ist gegenwärtig aber die Überzeugung, dass militärische Macht den Sieg bringen wird", schätzte Neuhaus. "Die israelische Führung, besonders die gegenwärtige, scheint das zu glauben." Die Hamas auf der anderen Seite sei der ebenso falschen Ansicht, dass Gewalt Israel in die Knie zwingen werde.

Neuhaus fürchtet, es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt die hebräisch- und arabischsprachigen Christen des Heiligen Landes spalte. "Können wir als Christen vereint sein und zeigen, dass Brüderlichkeit, Friede und Versöhnung möglich sind?", fragte der Jesuitenpater. Christliche Palästinenser seien ganz Palästinenser, hebräischsprachige Christen identifizierten sich dagegen völlig mit Israel. Das sei ganz natürlich, aber beide müssten sich daran erinnern, dass es auch auf der anderen Seite "Brüder und Schwestern im Glauben" gebe. "Christen in Be'er Shewa sollen ihre Mitchristen in Gaza nicht vergessen und umgekehrt", erklärte Neuhaus. "Wir brauchen eine prophetische Ökumene im Heiligen Land, die die Christen über die politischen Trennungen hinweg zusammenbringt. Christen auf jeder Seite sollen einander kennenlernen können und ihre jeweiligen Gesellschaften mit dieser Erfahrung herausfordern." Die geringe Zahl der einheimischen Christen sei in dieser Hinsicht ein Segen, weil sie nicht einmal vorgeben können, unter den Mächtigen zu sein. "Am Rand stehend sind die Christen frei, einen Diskurs zu entwickeln, der die im Evangelium gelehrten Werte voranbringt", sagte Neuhaus.

Den Christen im Westen komme seiner Einschätzung nach ebenfalls eine wichtige Rolle zu. "Sie müssen sich auf die Seite derer stellen, die Verständigung und Dialog fördern", erklärte er.

Foto: (c) KIN


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