Sudanesische Christin: Ist ihr Baby wohlauf?

15. Juli 2014 in Chronik


Ishag und ihre Familie halten sich noch immer in der US-Botschaft in Khartum auf - Während der Geburt waren die Beine der Katholikin zusammengekettet, so dass sie keine adäquate Geburtsposition einnehmen konnte.


Khartum (kath.net/idea) Das Baby, das die sudanesische Christin Mariam Ishag in der Todeszelle zur Welt brachte, wird möglicherweise doch eines Tages gehen können. Gegenüber der britischen Zeitung Daily Mail sagte Ishag, sie werde das Baby einer Ultraschalluntersuchung unterziehen. Sie soll den positiven Eindruck eines Arztes bestätigen, der ihre Tochter Maya vor kurzem in der US-Botschaft in Khartum untersucht habe.

Ishag – selbst Ärztin – hatte befürchtet, dass die Umstände der Geburt im Gefängnis zu einer dauerhaften Gehbehinderung des mittlerweile zwei Monate alten Mädchens führen. Bei der Niederkunft lag sie auf dem Boden ihrer Zelle und konnte ihre Beine nicht spreizen, weil sie angekettet waren. Als sie im achten Monat schwanger war, wurde Ishag wegen angeblichen Abfalls vom Islam zum Tod durch den Strang sowie 100 Peitschenhieben verurteilt. Nachdem das Urteil gegen sie am 23. Juni aufgehoben wurde, war sie tags darauf am Flughafen der Hauptstadt Khartum zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern unter dem Vorwurf der Dokumentenfälschung erneut festgenommen worden. Am 26. Juni durfte sie unter Auflagen nach Hause gehen. Angesichts mehrerer Todesdrohungen und öffentlicher Proteste gegen sie floh die Familie einen Tag später in die US-Botschaft. „Ich habe das Gefängnis verlassen mit dem Ziel, mit meinen Kindern zusammen zu sein und mich irgendwo niederzulassen, und jetzt gibt es auf den Straßen überall Proteste gegen mich“, sagte die Christin.

Ehemann leidet an Muskelschwund

Ishag, ihr Mann Daniel Wani und die beiden Kinder leben derzeit noch immer in der Bibliothek der US-Botschaft in Khartum. Im Bericht der Daily Mail heißt es, die Frau sei in einem „guten physischen und seelischen Zustand“. Das Botschaftspersonal kümmere sich um sie. Ihr an den Rollstuhl gefesselter Mann leidet seit Jahren an fortschreitendem Muskelschwund und ist verstärkt auf Ishags Hilfe angewiesen. Weiter unklar ist, ob die Familie bald in die Vereinigten Staaten ausreisen kann. Ishags Mann besitzt neben der südsudanesischen auch die US-Staatsbürgerschaft. Wegen der angeblichen Fälschung ihrer Reisedokumente könnte es noch zu einem Prozess kommen.

Ishag weigert sich, ihren Glauben zu verleugnen

Wie Ishag sagte, ist für sie ein Übertritt zum Islam nie infrage gekommen, obwohl sie dadurch in der Haft der Todesstrafe hätte entgehen können. „Ich bin Christin und war nie Muslimin“, betonte sie immer wieder. „Wäre ich tatsächlich von geburt an eine Muslimin gewesen, wäre ich ganz sicher zum Islam zurückgekehrt, so wie sie mich behandelt haben.“ Die ganze Zeit seien Imame zu ihr ins Gefängnis gekommen, die sie zum Übertritt bewegen wollten. Laut eigenen Angaben wurde Ishag von Mitgefangenen und Gefängniswärtern wegen ihres Glaubens verhöhnt.

Das Todesurteil fußte auf dem islamischen Religionsgesetz, der Scharia. Als Tochter eines muslimischen Vaters und einer christlichen Mutter galt die Frau aus islamischer Sicht von Geburt an als Muslimin. Da sie einen Christen geheiratet hatte, wurde ihr Hurerei vorgeworfen. Doch ihr Vater hatte die Familie bereits nach sechs Jahren verlassen. Ishag hat sich inzwischen der katholischen Kirche angeschlossen.



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