Italiens Kirche empört über Prozession vor Mafia-Haus

8. Juli 2014 in Weltkirche


Träger hatten beim Anwesen einer Ndrangheta-Größe Station gemacht und Marienstatue davor verneigt


Rom (kath.net/KAP) Die italienische Bischofskonferenz (CEI) hat die Ehrenbezeugung für einen Mafia-Boss während einer Marienprozession in Kalabrien (Foto) scharf verurteilt. Die Verantwortlichen hätten die Bedeutung der Prozession entstellt, um jemanden zu ehren, der Böses getan haben, sagte der CEI-Generalsekretär und Erzbischof von Cassano all'Jonio, Nunzio Galantino der Tageszeitung "Corriere della Sera" (Montag). Andererseits zeige der Vorfall, dass die Worte von Papst Franziskus gegen die Mafia nicht ins Leere fielen, sondern bei den Adressaten eine Auseinandersetzung damit in Gang gekommen sei. Franziskus hatte bei seinem Besuch in Kalabrien vor rund zwei Wochen gesagt, Mafiosi seien exkommuniziert, weil sie durch ihr Verhalten nicht mehr in der Gemeinschaft mit Gott und seiner Kirche stünden.

Bei der Prozession in der kalabrischen Gemeinde Oppido Mamertina am Sonntag hatten die Träger mit der Madonnen-Statue kurz vor dem Haus einer bekannten Größe der Mafiaorganisation 'Ndrangheta angehalten und die Figur vor dem Anwesen verneigt. Dies zeige nicht zuletzt die mangelnde religiöse Bildung der Täter, so Galantino. Denn die Bibel mache deutlich, dass sich die Muttergottes vor niemandem verneige. Seit Jahrzehnten kämpfe die Kirche gegen das organisierte Verbrechen in Süditalien an. Die Instrumentalisierung der Prozession sei jedoch wieder ein Beweis dafür, wie tief die kriminellen Strukturen noch in der Alltagskultur verankert seien.

Den Pfarrer, der den Umzug anführte und gegen den der zuständige Ortsbischof eine Untersuchung eingeleitet hat, nahm Galantino in Schutz. Die Träger der Madonnen- und Heiligenfiguren seien oft Menschen, die ansonsten wenig mit der Gemeindearbeit zu tun hätten.

Der Priester könne das Geschehen nicht kontrollieren

In der vergangenen Woche hatte der Bischof von Reggio Calabria, Giuseppe Fiorini Morosini, mit der Forderung für Aufsehen gesorgt, Taufpatenschaften in den von Mafia dominierten Gebieten zehn Jahre lang abzuschaffen, um Kriminellen die Möglichkeit zu nehmen, auf diesem Weg ihr Klientelnetz auszubauen. Der Papst, dem er den Vorschlag in einem Brief erläutert habe, sei offen dafür, sagte er dem Magazin "Focus".

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