Die eucharistische Nüchternheit

7. Juli 2014 in Kommentar


Wäre es an der Zeit, wieder an die eucharistische Nüchternheit zu erinnern? Gastkommentar von Stefan Fleischer


Grenchen (kath.net) „Die Eucharistie ist zwar eine Speise, sie unterscheidet sich jedoch von jeder irdischen Nahrung Deshalb ordnet die Kirche ein vorbereitendes Fasten an, die sogenannte eucharistische Nüchternheit: ‚Wer die heiligste Eucharistie empfangen will, hat sich innerhalb eines Zeitraumes von wenigstens einer Stunde vor der heiligen Kommunion aller Speisen und Getränke mit alleiniger Ausnahme von Wasser und Arznei zu enthalten.‘ (CIC 919 §1) Dadurch sollen sich die Gläubigen der hohen Würde dieser göttlichen Speise bewusst werden.“ (Quelle: Kathpedia).

Die Definition ist klar, die Begründung ebenfalls und die Vorschrift eigentlich leicht einhaltbar. (Zu meiner Jugendzeit galt noch die Nüchternheit ab Mitternacht.) Doch wer von den heutigen Katholiken kennt das alles noch? Diese Anpassung an die Lebensgewohnheiten unserer Zeit war zwar nötig. Doch mit dem Wegfall der Strenge des Gesetzes schwand auch das Bewusstsein für die Größe des Sakramentes, ja für die Größe Gottes überhaupt.

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie es damals war, als die neuen Vorschriften eingeführt wurden. Wahrscheinlich konnte man dannzumal noch davon ausgehen, dass die Eucharistielehre der Kirche bekannt war und bejaht wurde. Auf alle Fälle nahmen die Gläubigen die Neuerungen einfach mehr oder weniger dankbar zur Kenntnis.

Die Verflachung des Eucharistieverständnisses und die de facto Aufhebung des Sonntagsgebotes ergab sich dann daraus, und aus weiteren Gründen, fast unbemerkt. Als man dies zu realisierten begann, war der der Gottesdienstbesuch bereits so weit zurück gegangen, dass man fürchtete, noch weitere Gläubige zu verlieren, wenn man an solche Vorschriften erinnere.

Aber wäre es nicht an der Zeit, solche Dinge wieder aufs Tapet zu bringen, natürlich nicht, indem man mit dem drohenden Zeigefinger die Vorschriften aufzählt, sondern indem man bewusst aufzeigt, wie wichtig diese sind, um dem Glauben Stütze und Halt zu geben, um das Bewusstsein für die Größe und Heiligkeit des Geschehens zu wecken und zu stärken, oder einfach, um Gott nicht zu vergessen, weder im Gottesdienst, noch anschließend im Alltag.

Ein weiteres Problem könnte man damit ebenfalls entschärfen, die Frage nach dem Kommunionempfang für Menschen, die aus anderen Gründen nicht die nötigen Voraussetzungen mitbringen. Niemand könnte dann solche Menschen schräg ansehen. Es könnte ja sein, dass sie sich ganz einfach nicht im Stand der eucharistischen Nüchternheit befinden, und deshalb der Kommunion fern bleiben. Oder es könnte sein, sie nicht zum Tisch des Herrn hinzutreten, weil sie sich aus irgendwelchen anderen, ganz ehrenhaften Gründen im Augenblick dazu nicht disponiert fühlen.

Wiederverheiratete Geschieden z.B. bräuchten sich dann nicht ausgeschlossen zu fühlen, sondern in bester Gesellschaft mit allen anderen, welche wegen irgendeiner Vorschrift oder aus eigene Überzeugung nicht einfach mit allen anderen mit nach vorn marschieren.

Und es gäbe dann vielleicht sogar Katholiken, die von Zeit zu Zeit die geistige Kommunion praktizieren würden, in bewusster Solidarität mit all jenen, die – aus welchen Gründen auch immer – am physischen Empfang gehindert sind.

Exerzitienzentrum Freudenstadt: Lobpreismusik während eucharistischer Anbetung



© 2014 www.kath.net