Papst besucht erneut ein Gefängnis

6. Juli 2014 in Weltkirche


Gott werde nicht müde, den Menschen zu verzeihen, sie an die Hand zu nehmen und ihnen beim Vorwärtsschreiten zu helfen, wenn sie ihn suchten. Nach diesem Vorbild müsse auch die Gesellschaft handeln.


Isernia (kath.net/KNA) Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hat Papst Franziskus am Samstag ein italienisches Gefängnis besucht. Vor Häftlingen des Gefängnisses der Stadt in der mittelitalienischen Region Molise betonte der Papst: Gott werde nicht müde, den Menschen zu verzeihen, sie an die Hand zu nehmen und ihnen beim Vorwärtsschreiten zu helfen, wenn sie ihn suchten. Nach diesem Vorbild müsse auch die Gesellschaft handeln und Gefangenen eine neue Chance geben, sagte Franziskus. Zu glauben, dass sich das Innere eines Menschen nur «durch Prügel» ändere, entspreche nicht dem Willen Gottes. «Er lässt uns wieder aufstehen und gibt uns unsere Würde vollständig zurück», betonte der Papst. Die Gefangenen ermutigte er, niemals die Hoffnung zu verlieren. Die Hoffnung, die sie in Gott setzten, werde niemals enttäuscht.

Franziskus kam am Samstag im Rahmen seines eintägigen Pastoralbesuchs in der Region Molise in die Haftanstalt in Isernia. Vor 14 Tagen hatte er bereits im Rahmen einer Reise ins süditalienische Kalabrien ein Gefängnis besucht und dort zu den Gefangenen gesprochen.

Er sprach sich für eine bessere Resozialisierung von Strafgefangenen aus. Der Ruf nach möglichst langen Haftstrafen löse kein einziges Problem. Menschen nur wegzusperren, um sie so lange wie möglich hinter Gittern zu belassen, helfe nicht. Franziskus forderte ein neues Denken beim Haftvollzug sowie in der Gesellschaft. «Das Wichtige ist, nicht stehen zu bleiben - wenn Wasser stehen bleibt, dann fault es - sondern voranzugehen.»

Vor seiner Rede in Isernia hatten die Direktorin der Haftanstalt, Barbara Lenzini, und ein Gefangenenvertreter Grußworte an Franziskus gerichtet. Der Häftling bat den Papst, sich im Namen der Betroffenen für bessere Verhältnisse in den italienischen Gefängnissen einzusetzen. Zwar sei die Situation in Isernia relativ gut. Doch viele der 60.000 Insassen in den Haftanstalten Italiens litten unter unwürdigen Bedingungen wie überbelegten Zellen, während die Politik sie immer wieder vertröste.

Als Geschenk überreichten die Strafgefangenen dem Papst ein selbstgemaltes Bild, das ihn als Noah zwischen den Tieren auf der Arche darstellt, sowie eine überdimensionale Tafel Schokolade.

Nach dem Besuch fuhr der Papst weiter ins Zentrum von Isernia, wo er von zehntausenden jubelnden Pilgern empfangen wurde.

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