Verschleierte Christenverfolgung in Europa

24. Juni 2014 in Kommentar


Offiziell wird immer bestritten, dass es im Herzen Europas eine noch mehr oder weniger verschleierte Christenverfolgung gibt. Aber dass es sie gibt, erfahren viele bekennende Christen. Gastkommentar von Michael Schneider-Flagmeyer


Aachen (kath.net/Forum Deutscher Katholiken) „Es gibt eine Weise der Verfolgung, die mehr verschleiert ist, auch in Europa, in den Ländern mit christlicher und demokratischer Tradition. Wie anders soll man die Akte nicht nur der religiösen Intoleranz, sondern auch der Gewalt gegen Christen interpretieren? Wie sind die Absichten der Verhöhnung des christlichen Glaubens zu verstehen und die Förderung von Werten, die im offenen Widerspruch zum Evangelium stehen, das auch heute noch ein wichtiger Bezugspunkt für mehr als 70% der Bevölkerung in der Europäischen Union ist?”.

Diese Worte stammen von niemand geringerem als dem Vertreter von Papst Franziskus in Deutschland, dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, die er in seiner Predigt zur Aachener Heiligtumsfahrt am 22.6.2014 in Aachen bei der Pilgermesse hielt. Hier die: Predigt im Wortlaut.

Offiziell wird immer bestritten, dass es bei uns in Deutschland und vor allem im Herzen Europas, des Abendlandes, eine noch mehr oder weniger verschleierte Christenverfolgung gibt. Aber dass es sie gibt, erfahren viele bekennende Christen in ihrem Berufsleben, in ihrem nachbarlichen Umfeld und in der Öffentlichkeit gibt. Die Zeugnisse darüber mehren sich von Jahr zu Jahr. Kirchen werden verwüstet oder in Brand gesteckt oder mit klammheimlicher Unterstützung bestimmter Medien geschändet. In meiner Pfarrkirche musste vor einiger Zeit ein Pornoteam von unserem Altar und unserer Kirche verjagt werden. Gerade die Pornoindustrie benützt immer mehr christliche Symbole und geweihte Orte.

Aber am zahlreichsten sind die Bemerkungen des Unverständnisses und der persönliche Ablehnungen, die bekennende Christen im Freundeskreis, bei Kollegen, ja sogar im familiären Umfeld ertragen müssen. Im günstigsten Fall gelten wir noch als Spinner. Woher kommen diese Anfeindungen?

Der Nuntius weist auf die biblischen Prophezeiungen und die Worte Christi hin. Die Gründerin der evangelischen Marienschwestern, Mutter Basilea Schlink, hat ihre Schwestern prophetisch schon seit den 50ziger Jahren auf eine neue Christenverfolgung vorbereitet.

Wir erleben tagtäglich, dass Christen in der ganzen Welt an Leib und Leben nicht nur bedroht sind, sondern auch ihr Leben für Christus lassen müssen.

Soweit ist es bei uns (noch) nicht, aber der Erzbischof von Chicago, Kardinal George, hatte vor einige Zeit gesagt, dass er noch in seinem Bett sterben werde, sein Nachfolger allerdings im Gefängnis und dessen Nachfolger auf einem öffentlichen Platz. Erst dessen Nachfolger werde wieder Achtung und Respekt zuteil. Düstere Aussichten?

Der Kampf gegen das Evangelium ist so alt wie die Kirche. Wir leben heute, vor allem in Europa und Nordamerika in einer Zeit, in der es den meisten Menschen gut geht, sie nicht mehr um ihr tägliches Leben zittern müssen, und glauben, Gott nicht mehr nötig zu haben. Wir beschäftigen uns mit Dingen, für die wir von andern Völkern außerhalb Europas für verrückt gehalten werden z. B mit Gender. Bei diesen Völkern hat die unverschleierte Christenverfolgung andere Gründe, die besonders und differenziert betrachtet werden müssen, obwohl vieles von dem, was dort die Ursachen sind jetzt auch zu uns überschwappt.

Ich nenne hier den immer aggressiver werdenden Einfluss des Islam, der z.B. gestern in den Nachrichten aus Hamburger Schulen gemeldet wurde, in denen der Terror gegen Muslime, die sich unseren Lebensverhältnissen anpassen wollen, immer rabiater wird. Dieser Terror wird schon von indoktrinierten und aufgehetzten Jugendlichen ausgeübt. Ca. 300 deutsche fanatisierte jugendliche Konvertiten, kämpfen in der Reihen der ISIS im Irak.

Der Grund für all dieses ist die Glaubensschwäche der Christen, ihre Gleichgültigkeit und Sattheit. Ein muslimischer Realschullehrer, der hier in Deutschland beamtet ist, hat gesagt, dass der Islam in Europa nur dort erfolgreich ist, wo das Christentum nicht mehr entschieden gelebt wird.
Aber besonders verantwortlich für die (noch) verschleierte Christenverfolgung bei uns ist der neu immer aggressiver und intoleranter auftretende Atheismus, vor dem selbst solche Nichtglaubende wie der bedeutende Philosoph unserer Zeit, Jürgen Habermas, warnt. Er ist besonders unter Medienschaffenden verbreitet.

Hoffnung hat hier ein anderer, ebenso bedeutender Philosoph der jungen Generation, Vittorio Hösle, der kürzlich in die päpstliche Akademie aufgenommen wurde, vor einigen Jahren im deutschen Fernsehen geäußert. Er glaubt, dass Gott den Atheismus der gegenwärtigen Zeit benutzt, um sich auf erneut in die Welt hinein zu offenbaren.

Und ich möchte dieser Vermutung hinzufügen, dass Gott uns auch sehr fühlbar aus unserem satten Wohlstandschlaf aufwecken möchte und uns dazu auch seinen Vikar aus Südamerika, Papst Franziskus, gesandt hat. „Wach auf du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein.” (Epheser, 5,14b)

In seiner Predigt weist Nuntius Eterovic den Weg: Mutig den Glauben bekennen und ihn vor allem leben. Wir sollen bei all unserer menschlichen Schwäche den Menschen nicht nur durch Worte, sondern durch das gelebte Beispiel bezeugen, wie sehr Gott sie liebt und was für ein wunderbares Geschenk das Leben mit Christus ist; „denn die ganze Welt liegt in Wehen und sehnt sich nach dem Offenbarwerden der Kinder Gottes”. ( Hl. Paulus im Römerbrief)

Wir sollen als Kinder Gottes offenbar werden, damit die Welt glaubt, dass der Vater den Sohn gesandt hat, nicht um uns zu richten, sondern um uns zu retten.


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