Noch einmal Limburg

20. Juni 2014 in Deutschland


Das Limburger Domkapitel hat heute eine Erklärung veröffentlicht und bittet die Katholiken umd Verzeihung für das eigene Versagen


Limburg (kath.net/pm)
Das Limburger Domkapitel hat drei Monate nach der Annahme des Amtsverzichts von Bischof em. Franz-Peter Tebartz-van Elst durch Papst Franziskus eine Erklärung zu den Ereignissen im Bistum Limburg in der Amtszeit des emeritierten Bischofs verfasst. Die fünf Domkapitulare beziehen in dem Schreiben, das an die kurialen Organe, die synodalen Gremien und Räte, die pastoralen Berufsgruppen und die Mitarbeitervertretungen des Bistums versendet wurde, auch Stellung zum eigenen Verhalten in den vergangenen Jahren.

„Die Initiative zum Bau eines Bischofshauses auf dem Limburger Domberg in den letzten Jahren der Amtszeit von Bischof Dr. Franz Kamphaus ging vom Domkapitel aus. Unsere Vorentscheidung hat das Bistum faktisch gebunden. Dazu fehlte uns die rechtliche Zuständigkeit“, schreiben die Domkapitulare Prälat Dr. Günther Geis, Prälat Helmut Wanka, Weihbischof Dr. Thomas Löhr, Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz und Dompfarrer Gereon Rehberg in ihrer Erklärung. Das Kapitel habe seine Rechte als Konsultorenkollegium im Verlauf der Baumaßnahme seit 2008 nicht im notwendigen Maße eingefordert. Damit sei der Pflicht zur Kontrolle nicht entsprochen worden. Dies gelte auch für das gesamte Finanzgebaren des Bischöflichen Stuhls und betreffe vornehmlich die Zeit bis zum Erlass eines neuen Statutes und der Einsetzung eines neuen Vermögensverwaltungsrates am 1. April 2011.

Das Limburger Domkapitel stellt auch fest, dass es nicht ausreichend Widerstand gegen die Eingriffe des früheren Bischofs in satzungsgemäße Zuständigkeiten des Domkapitels für die Kathedrale und ihren Gottesdienst geleistet habe. Nicht wahrgenommen hat das Kollegium seiner Auffassung nach die Pflicht zur Beschwerde beim zuständigen Metropoliten in Köln. Zudem hätten sie zu spät beschlossen, sich an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und an den Apostolischen Nuntius zu wenden. „Erst am 2. September 2013 haben wir Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst mit unserer Sicht der Dinge konfrontiert, die im Nachhinein durch den Bericht der Prüfungskommission bestätigt wurde. Zu diesem Zeitpunkt sahen wir aus der Not des Bistums keinen anderen Ausweg mehr als den Rücktritt des Bischofs“, so das Domkapitel. Trotzdem habe man sich auf den Weg der Versöhnung mit Bischof Tebartz-van Elst eingelassen, zu dem Kardinal Giovanni Lajolo aufgerufen hatte.

Der Glaube vieler Christen und die Glaubwürdigkeit der Kirche im Ganzen habe in den vergangenen sechs Jahren großen Schaden genommen. „Mit Betroffenheit schauen wir auf jene Zeit zurück. Es ist uns bewusst, dass die Gläubigen, wie auch die Öffentlichkeit, an das Domkapitel hohe Erwartungen gerichtet haben. Ungeachtet der Grenzen unserer rechtlichen Möglichkeiten hätten wir uns unserer moralischen Verantwortung stellen müssen“, so die Domkapitulare. Sie bitten alle Gläubigen im Bistum um Verzeihung für ihr Versagen. Das Domkapitel habe Hoffnungen enttäuscht und ein in diesem Ausmaß nie gekanntes Ärgernis mit zu verantworten.

Weihbischof Manfred Grothe, der Apostolische Administrator für das Bistum Limburg, sieht in der Erklärung des Domkapitels einen wichtigen Schritt der Aufarbeitung und des Neubeginns in der Diözese. „Ich bin den Mitbrüdern im Domkapitel dankbar für die kritische Reflektion ihres eigenen Handelns“, erklärt Grothe. Die Ereignisse der Vergangenheit könnten nicht ungeschehen gemacht werden. Für einen Neuanfang sei aber die Aufarbeitung, die innere Umkehr und Ausrichtung auf das Vorbild des Herrn der Kirche unumgänglich. „Ich weiß um die intensiven Beratungen der Mitbrüder und ich spüre, wie wichtig ihnen die Diözese ist. Ich bin mir sicher, dass das Domkapitel als Konsultorenkollegium den Neuanfang im Bistum konstruktiv mittragen wird“, so der Apostolische Administrator. Einiges habe sich bereits im Domkapitel verändert. Durch die Ereignisse um Bischof em. Tebartz-van Elst seien die Domkapitulare näher zusammengerückt und das Kapitel habe an Einheit und Profil gewonnen. Dieser Prozess werde in den kommenden Monaten weitergehen. „Die Menschen in unserem Bistum Limburg sollen ihre Freude im Glauben zurückfinden und daher hoffe und wünsche ich, dass weiter Wege zur Versöhnung und zur Verständigung gegangen werden“, so Weihbischof Grothe.


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