Die innerste Mitte des eucharistischen Geheimnisses

20. Juni 2014 in Spirituelles


Der Fuldaer Bischof Algermissen erläuterte in Fronleichnamspredigt, dass der Herr in der Eucharistie „leibhaftig gegenwärtig ist“- „Die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier“ war bereits in der frühen Kirche „kennzeichnend“ für die Christen


Fulda (kath.net/pbf) „Die Gewissheit im Glauben, dass der Herr leibhaftig gegenwärtig ist, bildet die innerste Mitte des eucharistischen Geheimnisses.“ Darauf wies der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen in seiner Fronleichnamspredigt im Hohen Dom zu Fulda hin. Der Bischof erinnerte auch daran, dass „die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier“ bereits in der frühen Kirche „kennzeichnend war für die Christen“. Die andauernd geringer werdende Zahl der an der Sonntagsmessfeier Teilnehmenden sei darum ein deutliches Alarmsignal, sagte Algermissen weiter, denn „sie zeigt einen Schwund des Glaubens und ein Erkalten der Liebe. Wir lassen Jesu Liebe unbeantwortet. Ist es uns eigentlich klar, wie beleidigend das ist, wie undankbar wir uns damit verhalten und wie schuldig wir dadurch werden?“

kath.net dokumentiert die Fronleichnamspredigt von Bischof Heinz Josef Algermissen im Hohen Dom zu Fulda in voller Länge:

Aus der Zeit der frühen Kirche haben wir viele Zeugnisse, die bereits zeigen, dass die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier kennzeichnend war für die Christen.

Bischof Ignatius von Antiochien wurde Anfang des 2. Jahrhunderts unter Kaiser Trajan (98-117) als Gefangener nach Rom gebracht. Auf dem Weg dorthin schrieb er sieben Briefe an verschiedene Gemeinden, in denen er als zum Tod Verurteilter wie in einem Testament Wesentliches zusammenfasst. In seinem berühmten Wort zur Eucharistie bezeichnet er diese als „Arznei der Unsterblichkeit“. Christsein heiße, gemäß der Eucharistie zu leben.

Die Christen der ersten drei Jahrhunderte hatten in der Zeit der Verfolgung verstanden, dass die Feier der Eucharistie am Sonntag zu ihrer Identität gehörte. Sie ist die Quelle, aus der sie leben. Denn in dieser Feier wird gegenwärtig, was Jesus beim letzten Abendmahl sagte und tat, als er seinen Jüngern Brot und Kelch reichte und sprach: „Dies ist mein Leib für euch“ (1 Kor 11, 24; Lk 22, 19). „Dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird“ (vgl. Mk 14, 24).

Vom Hl. Johannes Maria Vianney, dem Pfarrer von Ars, wird überliefert, er soll sich bei seinen Katechesen in der Kirche immer wieder umgedreht und zum Tabernakel hingewendet haben mit den Worten: „Il est là!“ – „Er ist da!“

Dieses „Il est là!“ ist ein schönes Zeugnis des Glaubens an die Gegenwart Jesu Christi in der Feier der Eucharistie und der Verehrung seiner bleibenden Gegenwart im Tabernakel auch über die liturgische Feier der Eucharistie hinaus.

Die Gewissheit im Glauben, dass der Herr leibhaftig gegenwärtig ist, bildet die innerste Mitte des eucharistischen Geheimnisses und bewegt uns zu jener Grundhaltung, die im Wort „Eucharistie“ selbst enthalten ist, nämlich Dankbarkeit, die ihrerseits in die Verehrung und zur Anbetung hinführt.
Die Feier der Hl. Eucharistie ist, wie es die Kirchenkonstitution des 2. Vatikanums zusammenfasst, die Mitte und der Höhepunkt des ganzen kirchlichen Lebens (vgl. LG 11).

Die andauernd geringer werdende Zahl der an der Sonntagsmessfeier Teilnehmenden ist darum ein deutliches Alarmsignal. Sie zeigt einen Schwund des Glaubens und ein Erkalten der Liebe. Wir lassen Jesu Liebe unbeantwortet. Ist es uns eigentlich klar, wie beleidigend das ist, wie undankbar wir uns damit verhalten und wie schuldig wir dadurch werden?

Am Ende des Prozesses des Erkaltens ist es dann soweit, dass der Glaube an Jesus Christus unserem Leben weder Perspektive noch Inhalt oder Form geben kann. Darum dürfen wir den Schwund bei der Mitfeier der Sonntagsmesse nicht apathisch oder resigniert hinnehmen.

Warum nicht? Weil unsere Kirche im Kern Eucharistie ist und von ihr her immer wieder neu aufgebaut wird. In der Eucharistie gehen wir in das über, was wir empfangen. Wir empfangen den Leib Christi, um immer deutlicher und glaubwürdiger Leib Christi in der Welt darzustellen und zu bilden.

Hier nun ist das heutige „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ direkt berührt. Am Fronleichnamsfest feiern wir den eucharistischen Herrn in der Öffentlichkeit und tragen ihn hinaus auf die Straßen und Plätze unserer Stadt Fulda.

Mit anderen Worten: Wir tragen unser Gebet in die Stadt und tragen unsere Stadt Fulda so in unserem Gebet. Das hat zur Konsequenz, dass die Feier der Eucharistie unmittelbar Ausdruck im Alltag dieser Stadt finden muss.

Die Haltung, die den Herrn bei der Einsetzung der Eucharistie im Abendmahlssaal beseelte, muss auch uns beseelen: „für euch“, „für alle“. Wir können das Geschenk des eucharistischen Brotes nur teilen, wenn wir auch das tägliche Brot und unser Leben in Freude und Hoffnung wie in Trauer und Angst zu teilen bereit sind.

Der Empfang dieser Hl. Speise, dieses größten aller Geschenke, drängt uns z. B. zur Beantwortung jener Frage, die Mutter Teresa von Kalkutta beim Katholikentag 1978 in Freiburg den Menschen zugerufen hat: „Kennt ihr die Armen eurer Stadt?“

Kennen wir wirklich die Armen unserer Stadt Fulda?
Wissen wir um die, welche materiell oder seelisch am Rand sind – oder beides?
Sind sie uns eine Herausforderung – oder schalten wir sie gleichgültig aus unserem Blickfeld?
Sind wir auf der Seite der Armen zu finden?
Bewegen wir uns denn wirklich auf die „Ränder unserer Gemeinden“ zu, wie Papst Franziskus immer wieder fordert?
Stellen wir uns den Menschen dort zur Verfügung?

Ein solches Zur-Verfügung-Stellen ist wahrlich ein Heilmittel für eine Gesellschaft, die statt zu geben fast nur noch zu nehmen und festzuhalten sucht. Viele können gar nicht genug bekommen. Sie glauben, durch gieriges Haben ihr Leben sichern und versichern zu können. Und suchen dann die einmal erreichten Besitzstände mit aller Macht zu wahren. Dadurch ist alles so festgefahren bei uns. Es bewegt sich kaum mehr etwas und lässt sich kaum etwas bewegen. Das gilt für die politischen wie kirchlichen Gemeinden und Einrichtungen gleichermaßen.

Solche egoistische Erstarrung ist Zeichen des Todes und nicht des Lebens. Denn Leben entsteht aus Liebe und Teilen, Zellteilung. Und nur wer sein Leben hingibt, wird es finden, wie uns Jesus Christus im Markus-Evangelium (vgl. Mk 8, 35) deutlich sagt. Die Hingabe des Herrn für uns Menschen und zu unserem Heil ist das Lebensmittel auf dem Weg unserer Pilgerschaft hin zum endgültigen Zuhause.

Und damit schließt sich sozusagen der Kreis:
Wir gehen zur Feier der Hl. Eucharistie je und je in die Kirche, die dazu geweiht ist, den Dienst Gottes an uns Menschen zu ermöglichen. Wir verlassen dann aber die Kirche wieder, um unseren Menschendienst im Alltag neu zu beginnen. Der Dienst Gottes an uns und der konsequente Dienst am Menschen unsererseits entsprechen einander, sind wie die beiden Brennpunkte einer Ellipse.

Gott schenke uns, dass wir aus dem einen Kraft schöpfen für das andere. Amen.

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