Erzbischof Lackner: Revanchefoul im Fußball ist eine Sünde

13. Juni 2014 in Österreich


Österreichs Sportbischof und deklarierter Sturm Graz-Fan hält bei WM Gastgeber Brasilien die Daumen. Er sagte, er blende Ökonomisierung des Sports aus, sobald ein spannendes Spiel laufe


Salzburg (kath.net/KAP) Im Fußball ist nicht jedes Foul eine Sünde, ein Revanchefoul ist aber sehr wohl eine, die er selbst auch beichten würde: Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner (Foto) nahm am Eröffnungstag der Fußball-WM in Brasilien in den "Salzburger Nachrichten" (SN) zu Sport und Ethik Stellung und machte aus seiner Fußballbegeisterung kein Hehl. Bei der WM gelte sein "Fußballherz" dem Gastgeber-Team, obwohl ihm sein austrobrasilianischer Bischofskollege Erwin Kräutler kürzlich sagte, "es wäre schlimm für die soziale Lage im Land, wenn Brasilien den Titel holt". Denn die Regierung hätte leichtes Spiel, im Begeisterungstaumel harte Gesetze zu verabschieden. "Das tun sie sonst auch im Trubel des Karnevals", weiß Lackner.

Zugleich gestand der in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Themen rund um den Sport zuständige Lackner, bei Anpfiff eines aufregenden Spiels nicht an derlei ungute Begleiterscheinungen des Fußballs zu denken. Der deutsche Kardinal Karl Lehmann habe jüngst die Ökonomisierung und mangelnde Fairness im Sport beklagt, er selbst blende dies aber aus, wenn er ins Stadion gehe oder ein Spiel im Fernsehen ansehe. "Da ist dann das Geschehen im Mittelpunkt: 22 Leute und ein Ball." Als begeisterter Fußballer habe er sich "da fast eine Jungfräulichkeit bewahrt", bekannte der 57-jährige Erzbischof und deklarierte Sturm Graz-Fan: "Mir fehlt für das Rundherum die Nüchternheit der Beurteilung. Man ist als Fan vielleicht ein wenig blind für Fehler, wie Verliebte ein wenig blind sind für die Fehler des anderen."

Freilich weiß der Erzbischof, dass dort, "wo der Fußball organisiert wird, ... die Ökonomie zu sehr im Vordergrund" steht. Zum Beispiel seien bei der Vergabe einer WM "viele Interessen jenseits des Spiels" maßgeblich. "Hier wird die Begeisterung der Menschen sowohl politisch als auch ökonomisch instrumentalisiert."

Fußball zeigt "Schönheit und Größe" des Menschen

Seiner grundsätzlichen Begeisterung tue das aber keinen Abbruch, so Lackner: Fix in seinem Terminplan vorgesehen sei das Eröffnungsspiel am Donnerstagabend, "weil ich gespannt darauf bin, auf welchem Stand die Brasilianer sind". In weiterer Folge der WM hoffe er "auf Spannung, auf Spiele, in denen es auf Biegen und Brechen geht, in denen die Schönheit zu sehen sein wird". Es zeige sich bei den Großen im Fußball "die Schönheit und Größe, zu der Menschen fähig sind - und wie man an vielen Stars sieht: Der Mensch kann unheimlich viel und Fußball zeigt es auch."

Lackner wurde von den SN auf eine unvergessene Aktion eines der Größten des Fußballs, Diego Maradona, angesprochen: Der argentinische Starfußballer hatte bei der WM 1986 - vom Schiedsrichter unbemerkt - mit der Hand ein irreguläres Tor erzielt und dies danach als Eingreifen der "Hand Gottes" erklärt. Der Erzbischof zitierte dazu eine Satz Dostojewskis: "Für einen Augenblick war die Lüge Wahrheit". Lackner: "So etwas gibt es im Leben, in jedem Leben, und so auch im Fußball."

Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten.
Foto Erzbischof Lackner (c) Erzdiözese Salzburg


© 2014 www.kath.net