Sant'Egidio fürchtet neue religiöse Spannungen im Irak

11. Juni 2014 in Weltkirche


Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio äußert sich besorgt über das Schicksal der christlichen Minderheit. «Nach den bruchstückhaften Nachrichten aus Mossul sind wieder einmal die Christen die Opfer des Terrors und des Blutvergießens»


Rom (kath.net/KNA) Nach den Eroberungen radikalislamischer Milizen im Nordirak befürchtet die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio neue Spannungen zwischen den Religionen. «Die Explosion extremistischer Gewalt gefährdet den Erfolg eines Projekts religiöser Integration», erklärte der Gründer der Gemeinschaft, Andrea Riccardi, am Mittwoch in Rom. Das Zusammenleben von Christen und Muslimen in der Region sei bislang «ein Modell für das ganze Land» gewesen. Sant'Egidio engagiert sich besonders im interreligiösen Dialog.

Besorgt äußerte sich Riccardi über das Schicksal der christlichen Minderheit. «Nach den bruchstückhaften Nachrichten aus Mossul sind wieder einmal die Christen die Opfer des Terrors und des Blutvergießens», so Riccardi. Die internationale Gemeinschaft und die irakische Regierung müssten «die Spirale der Gewalt unterbrechen». Diese habe das Ziel, das Land zu spalten.

Die Milizen der Gruppe «Islamischer Staat im Irak und Syrien» hatten am Dienstag die nordirakische Stadt Mossul unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem sie zuvor schon Falludscha erobert hatten. Inzwischen soll auch das 175 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Tikrit an sie gefallen sein. Aus Mossul flohen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration 500.000 der drei Millionen Einwohner. Der chaldäische Erzbischof der Stadt, Emil Shimoun Nona, sprach am Mittwoch von einer dramatischen Lage.

Militärs und Polizisten hätten den radikalislamischen Milizen keinen Widerstand geleistet. Die meisten Christen hätten die Stadt verlassen. In Mossul selbst gingen Trinkwasser und Nahrungsmittel voraussichtlich in den kommenden Tagen zur Neige, sagte Nona dem vatikanischen Pressedienst Asianews.

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