Die Kirche darf nicht als Mietwohnung missbraucht werden!

5. Juni 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: ‚Uniformisten’, Alternativisten’ und Vorteilssucher sind Christen nur dem Namen nach. Die Fügsamkeit gegenüber dem Geist verwandelt die Kirche von einer Mietwohnung in das eigene Haus. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Hart ging Papst Franziskus am Donnerstag der siebten Osterwoche in seiner Predigt zur heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ mit drei Gruppen von Christen ins Gericht, die er die „Uniformisten“, die „Alternativisten“ und die „Vorteilssucher“ nannte. Dabei ging der Papst vom Tagesevangelium aus (Joh 17,20-26) und befasste sich mit der Einheit in der Kirche.

Jesus bete für die Kirche und bitte den Vater, dass es unter den Jüngern keine Spaltung und keinen Streit gebe. Viele behaupteten, in der Kirche zu sein, doch stünden sie dabei nur mit einem Bein in ihr, während das andere noch draußen sei. So behielten sie sich die Möglichkeit vor, gleichzeitig an beiden Orten zu sein: drinnen und draußen. „Für diese Leute“, so Franziskus, „ist die Kirche nicht ihr Zuhause, sie empfinden sie nicht als die ihre. Für sie ist sie eine Mitwohnung“. So gebe es einige Gruppen, „die die Kirche mieten, sie aber nicht als ihr Zuhause betrachten“.

Die erste Gruppe von Christen, die sich so verhielten, seien jene, die wollten, dass in der Kirche alle gleich seien. „Wenn man der italienischen (deutschen) Sprache etwas Gewalt antut“, so der Papst scherzend, „könnten wir sie als die ‚Uniformisten’ definieren“:

„Die Uniformität, das unnachgiebige Festhalten an Einstellungen, Gewohnheiten, Meinungen. Sie sind steif und unnachgiebig! Sie haben nicht jene Freiheit, die der Heilige Geist schenkt. Und sie verwechseln das, was Jesus im Evangelium gepredigt hat, mit ihrer Lehre, mit ihrer Lehre der Gleichheit. Und Jesus hat nie gewollt, dass seine Kirche so steif und unnachgiebig ist. Nie. Und diese da treten aufgrund einer derartigen Haltung nicht in die Kirche ein. Sie nennen sich Christen, sie nennen sich katholisch, doch ihre steife Haltung entfernt sie von der Kirche“.

Eine weitere Gruppe erkannte Franziskus in den Christen, die immer von allem eine eigene Vorstellung hätten, Leute, „die nicht wollen, dass ihre Vorstellung die der Kirche ist, Leute, die eine Alternative haben“. Bei diesen Menschen handle es sich um die „Alternativisten“:

„Ich trete in die Kirche ein, aber mit dieser Vorstellung, mit dieser Ideologie. Und so ist ihre Zugehörigkeit zur Kirche nur zum Teil gegeben. Auch sie stehen mit einem Bein außerhalb der Kirche. Auch für diese ist die Kirche kein Zuhause, sie empfinden sie nicht als ihr Zuhause. Sie mieten die Kirche an einem gewissen Punkt. Es gab solche Leute zu Beginn der Verkündigung des Evangeliums! Denken wir an die Gnostiker, die der Apostel Johannes so sehr geißelt, nicht wahr? ‚Ja, wir sind..., aber ja, wir sind katholisch, doch mit diesen Vorstellungen’. Eine Alternative. Sie teilen nicht das eigentliche ‚sentire cum Ecclesia’, die eigentliche kirchliche Gesinnung“.

Die dritte Gruppe derer, die sich Christen nennten, jedoch nicht mit dem Herzen in die Kirche einträten, seien die „Vorteilssucher“, die Menschen, die zwar in die Kirche einträten, jedoch um einen persönlichen Vorteil zu erlangen, und dabei endeten, in der Kirche Geschäfte zu machen:

„Die Geschäftemacher. Die kennen wir gut! Doch von Anfang an gab es sie. Denken wir an Simon Magus, ‚den Magier’, an Hananias und Saphira. Diese nützten die Kirche zu ihrem eigenen Vorteil aus. Und wir haben sie in den Pfarrgemeinden oder Diözesangemeinschaften gesehen, in den Ordenskongregationen, einige Wohltäter der Kirche, viele, nicht? Sie plustern sich wie ein Pfau gerade damit auf, Wohltäter zu sein, und am Schluss machten sie – unter dem Tisch – ihre eigenen Geschäfte. Und auch diese da empfinden die Kirche nicht als Mutter, als etwas, das zu ihnen gehört. Und Jesus sagt: ‚Nein! Die Kirche ist nicht unnachgiebig, nur auf einen Punkt beschränkt: die Kirche ist frei!’“.

In der Kirche „gibt es viele Charismen, es ist da eine große Verschiedenheit an Menschen und Gaben des Geistes“. Der Herr sage uns: „Wenn du in die Kirche eintreten willst, muss das aus Liebe geschehen, um dein ganzes Herz zu geben und nicht um Geschäfte zum eigenen Vorteil zu machen“. Franziskus unterstrich: „Die Kirche ist keine Mietwohnung“, die Kirche „ist ein Haus, indem man lebt, wie die eigene Mutter“.

Der Papst gab zu, dass dies nicht leicht sei, da es viele Versuchungen gebe. Doch allein der Heilige Geist sei es, der in der Kirche Einheit schaffe, „die Einheit in der Verschiedenheit, in der Freiheit, in der Großherzigkeit: das ist seine Aufgabe“. Der Heilige Geist schaffe die Harmonie in der Kirche: „Die Einheit in der Kirche ist Harmonie“. Alle seien wir verschieden „und – Gott sei es gedankt – nicht gleich. Andernfalls wäre das die Hölle!“. Gleichzeitig seien alle zur Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist aufgerufen. Gerade diese Fügsamkeit „ist die Tugend, die uns davor bewahrt, steif und unnachgiebig, Alternativisten und Vorteilssucher oder Geschäftemacher in der Kirche zu sein: die Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist“. Es sei diese Fügsamkeit, die die Kirche von einer Mietwohnung zum eigenen Haus verwandle.

„Der Herr sende uns den Heiligen Geist“, so Franziskus abschließend, „und stifte Harmonie in unseren Gemeinden – in den Pfarrgemeinden, in den Diözesangemeinschaften, in den Gemeinschaften der Bewegungen. Der Heilige Geist möge diese Harmonie stiften, denn, wie ein Kirchenvater sagte: der Geist – er selbst ist Harmonie“.

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