Zölibat: 'Dieser Mann hat dem Herrn Jesus etwas versprochen…'

28. Mai 2014 in Kommentar


Wir kennen nun seit Jahrzehnten diese Bitten um die Öffnung des Zölibats. Diese Bitten sind oft Forderungen. Gelegentlich sind sie mit Heuchelei verbunden. Ein Gastkommentar von Michael Schneider-Flagmeyer


Köln (kath.net/Forum Deutscher Katholiken) Warum sollen Priester eigentlich heiraten? Diese Frage stellte Klaus Kelle in der Rheinischen Post. Ja, warum eigentlich? Stellen doch laut Kelle diese Fragen gerade Leute, die im Traum nicht daran denken, eine Pfarrei zu führen oder in einem Kloster ein spirituelles Leben zu führen.

Im Vatikan, berichtete Kelle, gingen zurzeit viele Briefe an den Papst von Frauen ein, die ein heimliches Liebesverhältnis mit einem Priester hätten und um Abschaffung des Zölibats bäten.

Wir kennen nun seit Jahrzehnten diese Bitten, die eigentlich eine Forderung sind und oft mit der Drohung verbunden sind, dass die Frauen sich aus der Kirche zurückziehen werden. Wir erinnern uns auch, dass vor vielen Jahren die Leitung der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) auf ihrem Jahrestreffen in Maria Laach die Frauen zum Ungehorsam in der Kirche aufgerufen hat.

Der Zölibat muss weg! So lautet der Schlachtruf aus Welt und großen Teilen der Kirche. Er ist wider die Natur! Kelle fragt sehr mit Recht, ob von denen jemals eine(r) diese Forderung dem im Zölibat lebenden Dalai Lama gestellt habe.

Vor einige Jahren tourte ein Theologin durch die Republik und durch die Talkshows und „gestand“, dass sie mit einem Priester zusammenlebte, dessen Namen sie aber nicht nennen könne; denn dieser sei ja dann in seiner kirchenbeamtlichen Stellung und damit in seiner satten Sicherheit gefährdet, was sowohl seine Bezüge als auch seine Pension beträfe. Gleichzeitig warf sie dem heiligen Papst Johannes Paul II. Heuchelei in seiner Haltung zum Zölibat vor.

In dieser Talkrunde saß aber auch ein evangelischer Pfarrer, der früher einmal ein sehr bekannter Schauspieler war. Er ergriff sogleich das Wort und machte die Dame auf ihre eigene Heuchelei und ihre erbärmliche Versorgungsmentalität aufmerksam, mit der sie sich und ihren priesterlichen „Lebensgefährten“ als ein Opfer der kirchlichen Willkür hinstellte. Seine Worte saßen und ließen diese „Theologin“ verstummen.

Immer wenn ich an diese Angelegenheit denke, denke ich auch an eine Begegnung, die ich vor Jahren einmal auf der Hauptstraße in Karlsruhe/Durlach hatte. Ein altes Mütterchen blieb stehen und sprach mich an und sagte mir, dass sie den Eindruck hätte, dass auch ich ein Jünger des Herrn Jesu sei. Ich muss gestehen, dass ich etwas seltsam berührt war. An ihrer Ausdrucksweise erkannte ich sogleich, wohin sie gehörte. Und das sagte sie dann auch sofort: Sie gehöre zur nahen Liebenzeller Mission. Ich erklärte ihr, dass ich katholisch sei. „Das macht nichts“, sagte sie, „das sind auch Christen“. Und so kamen wir in ein langes Gespräch. Die alte Frau erzählte mir, dass sie sich in ihrer Jugend in einen jungen katholischen Kaplan verliebt habe, der ihre Liebe durchaus erwiderte. Für sie sei das ja zunächst kein Problem gewesen; denn bei den evangelischen Pfarrern sei ja gerade die Heirat erwünscht. „Aber dann habe ich mir gesagt, dieser Mann hat dem Herrn Jesus etwas versprochen. Und das muss er auch halten. Und dann habe ich mich zurückgezogen. Aber ich habe niemals geheiratet.“ Die Geschichte hat mich sehr berührt. Die Frau hieß Maria. Auch sie ist eine Braut Christi. Sie ist jetzt sicher im Himmel.

Damals fiel mir die heuchelnde Theologin aus dem Fernsehen ein. Diese hieß Magdalena. Aber ihr fehlte damals die Erkenntnis und die Bußfertigkeit der biblischen Magdalena. Es ist besonders schlimm, wenn Menschen der Kirche für ihre Schwäche, ihre Sünden und ihr Versagen die Kirche verantwortlich machen.

Besonders traf mich das Wort der Liebenzeller Maria, dass ihr Kaplan Jesus etwas versprochen hatte, das er halten müsse. So steht es auch geschrieben: Dass man dem Herrn seine Gelübde halten soll. Ich freue mich darauf, dieser lieben Schwester aus der Bad Liebenzeller Mission einmal im Himmel wieder begegnen zu dürfen.


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