Europawahl: Die CDU/CSU verdankt ihre Stärke den Katholiken

27. Mai 2014 in Chronik


SPD schneidet bei Evangelischen überdurchschnittlich gut ab


Mannheim (kath.net/idea) Dass die CDU/CSU bei der Europawahl am 25. Mai die stärkste politische Kraft in Deutschland geblieben ist, verdankt sie vor allem katholischen Wählern. Allerdings verlor die Union im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren auch bei ihnen an Zustimmung. Das geht aus den Umfragen der im Auftrag des ZDF tätigen Forschungsgruppe Wahlen (Mannheim) hervor. Demnach haben 47 Prozent aller Katholiken und 36 Prozent der Protestanten ihre Stimme der CDU/CSU gegeben. Von den Konfessionslosen votierten 23 Prozent für die Union. Insgesamt kam sie auf 35,3 Prozent. Die SPD schnitt bei den Protestanten überdurchschnittlich gut ab: 32 Prozent machten bei den Sozialdemokraten ihr Kreuz. Insgesamt fuhr die SPD 27,3 Prozent der Stimmen ein. Bei den Katholiken kam sie auf 24 Prozent, bei den Konfessionslosen auf 25 Prozent.

Konfessionslose bevorzugen Grün und Links

Die Konfessionslosen tendieren stark zu Bündnis 90/Die Grünen und der Partei „Die Linke“. Von den Bürgern ohne Kirchenbindung entschieden sich zwölf Prozent für die Öko-Partei (Gesamtergebnis 10,7 Prozent) und 15 Prozent für die Linkspartei (7,4 Prozent). „Grün“ wählten elf Prozent der Protestanten und zehn Prozent der Katholiken. „Die Linke“ erreicht hier fünf bzw. drei Prozent. Die eurokritische „Alternative für Deutschland“ (AfD) erzielte unter den konfessionslosen Wählern mit neun Prozent eine überdurchschnittlich hohe Zustimmung (Gesamtergebnis sieben Prozent). Unter den Protestanten stimmten sechs Prozent und unter den Katholiken fünf Prozent für die AfD. Für die AfD werden künftig unter anderem die bekennende Christin Beatrix von Storch (Berlin) und Bernd Kölmel (Ötigheim bei Rastatt) im Europaparlament sitzen. Die FDP (3,4 Prozent) findet dagegen bei konfessionell gebundenen und konfessionslosen Wählern eine in etwa gleich starke Zustimmung.

Kein Zuwachs für christliche Kleinparteien – Zog die AfD Stimmen ab?

Die drei angetretenen christlichen Kleinparteien in Deutschland schafften den Sprung in das Parlament nicht. Sie erreichten einen Stimmenanteil von zusammen 0,5 Prozent. Die Partei Bibeltreuer Christen (PBC) erhielt 55.377 Stimmen (0,2 Prozent, minus 0,1 Prozentpunkte gegenüber 2009). Die stark katholisch geprägte „Christliche Mitte“ kam auf 30.124 Stimmen und büßte damit 0,1 Prozentpunkte ein. Verbessern konnte sich hingehen die AUF-Partei für Arbeit, Umwelt und Familie – Christen für Deutschland. Sie erzielte 51.048 Stimmen (0,2 Prozent, plus 0,1 Prozentpunkte). Der Vorsitzende der AUF-Partei, Dieter Burr (Weissach), zeigte sich dennoch nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Er hätte sich ein deutlicheres Plus gewünscht, sagte er der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Unser Wunsch war es, mit dem Wahlergebnis auch ein Zeichen in Richtung CDU zu senden. Das hat nicht geklappt.“ Zu möglichen Gründen sagte er, dass die AfD viele Stimmen abgezogen habe. Der PBC-Bundesvorsitzende Ole Steffes (Glauchau) erklärte die Verluste seiner Partei mit dem gescheiterten Zusammengehen mit der AUF-Partei, das ursprünglich vor der Wahl stattfinden sollte. Dadurch hätten viele fromme Wähler das Vertrauen verloren, sagte Steffens idea. „Andere potenzielle Wähler waren dadurch so frustriert, dass sie gar nicht gewählt haben.“ Im Grunde hätten beide Parteien verloren. Die christlichen Kräfte seien geschwächt worden.

ÖDP und Familienpartei künftig mit jeweils einem Sitz vertreten

Dagegen sind zwei Kleinparteien, in denen sich ebenfalls stark Christen engagieren, künftig mit je einem Sitz im Europaparlament vertreten. Die Familienpartei kam auf 202.871 Stimmen (0,7 Prozent, minus 0,3 Prozentpunkte) und die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) auf 185.119 Stimmen (0,6 Prozent, plus 0,1 Prozentpunkte). Für sie wird künftig der Atomphysiker und bekennende Christ Prof. Klaus Buchner (München) im Parlament sitzen. Für die Familienpartei geht deren Bundesvorsitzender Arne Gericke (Rostock) nach Brüssel. Er will „Europa familienfreundlicher machen“. So soll Familienarbeit finanziell ebenso anerkannt werden wie Erwerbsarbeit. Das Programm der Familienpartei verzichtet auf religiöse Aussagen. Dennoch sagt Gericke: „Wir vertreten christliche Werte.“ Er gehört der evangelischen Landeskirche an; seine Eltern waren als Missionare in Papua-Neuguinea und Australien tätig.

Evangelische Allianz: Die Arbeit der Parlamentarier im Gebet begleiten

Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), äußerte sich auf idea-Anfrage zufrieden mit dem Wahlausgang. Das Ergebnis zeige, dass die Wähler die sozialdemokratische Handschrift der Großen Koalition honorierten. Zum Erfolg der AfD sagte er, die Partei könne nun zeigen, „ob sie neben der für mich persönlich inakzeptablen Ablehnung des Euro, eine politische Sachkompetenz in den unterschiedlichsten Themenfeldern besitzt und sich dabei zugleich inhaltlich von den extremistischen Parteien absetzen kann“. Diener äußerte den Wunsch nach einem Europa, „welches in Verantwortung vor Gott und orientiert an einem christlichen Menschenbild die Grundrechte der Menschen schützt und transparent und bürgernah nach innen und verantwortungsbewusst und integrativ nach außen handelt“. Die fortgesetzte Infragestellung der Lebensrechte Ungeborener sei für Christen ebenso wenig hinnehmbar wie eine menschenverachtende Asylpolitik. Europa stehe vor großen Herausforderungen – nicht nur in der Finanz- und Wirtschaftspolitik, sondern auch in der Außenpolitik, etwa bei der Gestaltung des Verhältnisses zu Russland. Diener: „Wir werden die Arbeit der neu gewählten Abgeordneten, denen wir herzlich gratulieren, treu und gewissenhaft im Gebet begleiten und uns zugleich nach Kräften politisch und gesellschaftlich engagieren.“


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