Kardinal Martini: 'Frieden hat seinen Preis'

6. März 2003 in Weltkirche


Sich den Frieden zu wünschen, reiche nicht, sagte der ehemalige Mailänder Erzbischof. Man müsse auch "dafür zahlen".


Vatikan (www.kath.net / RV)Mailands früherer Erzbischof, Kardinal Carlo Maria Martini, warnte gegenüber Radio Vatikan davor, sich das mit dem Frieden zu einfach vorzustellen. „Man sollte nicht nur einfach gegen den Krieg sein, sondern Wege zum Frieden suchen. Frieden hat aber nun mal seinen Preis! Das Evangelium sagt: Jemand will dir an das Gewand? Dann gib ihm auch den Mantel dazu! Das gibt zu verstehen, dass der Frieden etwas kostet. Sich den Frieden heftig zu wünschen, reicht nicht! Natürlich freut man sich, wenn man in der ganzen Welt besonders bei jungen Leuten einen großen, spontanen Schrei nach Frieden hört. Aber man muss eben auch dafür zahlen! Und zwar nicht nur als Einzelperson – auch als Gruppe, als Volk, als Nation.“

Kardinal Pio Laghi, Sondergesandter Johannes Pauls II., sprach im Weißen Haus mit US-Präsident George Bush, wie Radio Vatikan berichtet. „Ich von meiner Seite habe ihm dargelegt, was der Heilige Vater und der Apostolische Stuhl denken", sagte Laghi. "Ich habe ihm den Brief übergeben, den der Papst an Präsident Bush geschrieben hat. Er hat ihn mit Interesse entgegengenommen. Der Papst schließt seinen Brief mit den Worten: Sie können davon ausgehen, Herr Präsident, dass wir für Sie beten, vor allem aber auch für die amerikanische Nation, der unser Respekt und unsere Freundschaft gehören.“

Präsident Bush meinte bei dem Gespräch, dass ein Krieg gegen den Irak „die Welt besser machen würde“. Unschuldige Iraker könnten nach einem Krieg ein friedlicheres Leben führen. Präsidentensprecher Ari Fleischer hatte schon vor dem Treffen angekündigt, dass der US-Präsident sich vom Sondergesandten des Papstes nicht beeindrucken und erst recht nicht umstimmen lassen werde. Kurz vor dem Treffen zwischen Kardinal Laghi und Präsident Bush hatte der Papst in der Basilika Santa Sabina bei der Aschermittwochs-Messe betont, dass es keinen Frieden geben werde, "solange weiter Völker unterdrückt werden und solange soziale Ungerechtigkeit und wirtschaftliches Ungleichgewicht bestehen. Aber für die großen, grundlegenden Änderungen, die man sich wünschen kann, reichen keine Projekte und Interventionen von außen; viel dringender ist es, dass sich die Herzen der Menschen bekehren, zur Liebe hin.“


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