Woelki: Sich immer wieder neu in die lebendige Kirche einfügen

2. Mai 2014 in Spirituelles


"Sauerteig haben wir als Kirche zu sein, Salz der Erde, Licht der Welt" – Zu einem engagierten Christsein hat der Berliner Kardinal Woelki im niederrheinischen Marienwallfahrtsort Kevelaer aufgerufen


Kevelaer (kath.net/pbm) "Der Jahrestag der Kirchweihe unserer Basilika erinnert uns an unsere gemeinsame Berufung als Getaufte und Gefirmte, auch zukünftig mitzuarbeiten am Bau der lebendigen Kirche", sagte Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Berlin, in seiner Predigt im niederrheinischen Marienwallfahrtsort Kevelaer. Die Wallfahrtssaison in Kevelaer steht in diesem Jahr unter dem Leitwort "Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land".

Woelki erinnerte daran, dass in der Wallfahrtskirche in Kevelaer seit 150 Jahren viele Hunderttausende von Pilgern eine geistliche Heimat gefunden, die Geheimnisse des christlichen Glaubens gefeiert und Trost, Hilfe und Zuspruch erfahren hätten. Wer sich in der Marienbasilika in Kevelaer versammele, tue dies, um das Evangelium Jesu anzunehmen, die Eucharistie zu feiern und miteinander zu beten: "So wächst Kirche heran!", stellte der Kardinal fest.

Die Kirche sei darauf angewiesen, dass "wir uns auch als einzelne Gläubige immer wieder neu in das Ganze der lebendigen Kirche einfügen", erklärte der Oberhirte des Erzbistums Berlin. Eine individualistische Einstellung, in der die Menschen fast nur noch um sich selbst kreisten und nur für sich da sein wollten, behindere nicht nur das Zusammenleben der Menschen, es behindere erst recht auch den Aufbau der Kirche. "Denn die lebt ja vom Miteinander und vom Füreinander. Nur mit dem anderen, in der Gemeinschaft der Schwestern und Brüder, in der wir füreinander da sind, können wir Kirche sein", sagte Woelki. Das gelte nicht nur für Personen, sondern auch für Pfarreien, die nur Kirche sein könnten in Einheit mit dem Bischof und damit mit dem ganzen Bistum, das wiederum nur Kirche sein könne "in der Gemeinschaft der vielen Diözesen auf der ganzen Welt", deren Einheit ihren Ausdruck im Papst finde. Diesen bezeichnete Woelki als "Garant für die Einheit der Gesamtkirche".

Als "innigstes Band", das "uns mit Christus und untereinander" verbindet, nannte der Kardinal den Heiligen Geist, der "das Band der Liebe zwischen Gott dem Vater und Gott dem Sohn ist". Allein durch diesen Heiligen Geist würden die Menschen mit Christus und untereinander "aufs Innigste" verbunden. Woelki: "Für Gott sind wir damit nicht mehr Fremde, sondern seine Hausgenossen." Aus dieser Verbindung heraus erwarte Gott von den Menschen, dass sie "Gott – wie Maria – in unserem Leben wirken lassen, und zwar das, was er an uns und in uns, mit uns und durch uns wirken will". Dies setze voraus: "Wir dürfen ihm dabei keinen Widerstand entgegen setzen!"

Gott wolle aus den Menschen geboren werden, wolle "Hand und Fuß" werden, sagte der Kardinal. Wenn es wirklich stimme und eine erfahrbare Wirklichkeit sei, dass Gott das Licht des Lebens der Menschen sei, wenn er so in das alltägliche Leben der Menschen einleuchte, dass er ihr Denken, Sprechen, Handeln, Sehnen und Lieben und Hoffen erleuchte, dass er in allem und aus allem, was die Menschen denken, sprechen und tun würden, als der erstrahle, der einst aus Maria geboren worden sei, dann strahle er heute durch diese Menschen in die Welt: "Dann sind wir marianische Menschen, deren Sendung es ist, wie Maria Menschen heute mit Christus, ihrem Sohn, in Berührung zu bringen. Deshalb dürfen wir uns als Kirche nicht abkapseln."

Im Bistum Münster gibt es 28 Wallfahrtsorte. Sie verzeichnen jährlich insgesamt rund 1,5 Millionen Pilgerinnen und Pilger. Traditionell beginnt die Wallfahrtssaison am 1. Mai.

Kevelaer mit dem Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" ist der meistbesuchte Wallfahrtsort im Bistum mit über 800.000 Pilgern pro Saison. Die Wallfahrtssaison in Kevelaer wird traditionell mit drei Schlägen an das Pilgerportal der Marienbasilika und den in Deutsch, Lateinisch und Niederländisch gesprochenen Worten "Öffnet die Tore eures Herzens Christus, dem Erlöser" eröffnet.

Wallfahrtsort Kevelaer, Basilika, Gnadenkapelle, Kerzenkapelle - Ein meditativer Rundgang


Wallfahrtsort Kevelaer: Die Basilika


Archivfilm: Liveaufnahme des Besuchs von Papst Johannes Paull II. in Kevelaer (2. Mai 1987)



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