Glaubenspräfekt Müller: An Unauflöslichkeit der Ehe festhalten

15. April 2014 in Weltkirche


Kurienkardinal in Interview der "Frankfurter Allgemeinen": Ehe ist eine "von Gott gestiftete Realität und nicht nur ein menschliches Ideal"


Frankfurt (kath.net/KAP/red) Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation hat sich erneut gegen Überlegungen gestellt, die Unauflöslichkeit des Ehesakraments im Namen der Barmherzigkeit zu relativieren. Das Evangelium von der Unauflöslichkeit der Ehe dürfe "nicht zu einer abstrakten Theorie werden, die in der Praxis der Kirche keine Rolle mehr spielt". Dies sagte Kardinal Gerhard Ludwig Müller (Foto) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag). Die Ehe sei eine "von Gott gestiftete Realität und nicht nur ein menschliches Ideal, das man aus eigener Kraft anzielen oder auch verfehlen kann".

Mit Nachdruck wandte sich Müller dagegen, die Prinzipien der Glaubenslehre und einer barmherzigen Pastoral gegeneinander auszuspielen. Alle in der Kirche Verantwortlichen sollten auf diesem Gebiet seelsorgerlich helfen. Niemand argumentiere anders, weil er unbarmherzig wäre, so der Kardinal. Das kirchliche Verständnis von der Barmherzigkeit müsse aber am biblischen Maß nehmen. Katholiken, die nach einer Scheidung standesamtlich erneut geheiratet haben, sind nach offizieller Lehre unter anderem vom Empfang der Kommunion ausgeschlossen.

Müller räumte in dem Interview ein, es gebe eine "Spannung zwischen der göttlichen Stiftung der Ehe als Sakrament und der Lebensgemeinschaft von Menschen in all ihrer Begrenztheit". Die Übernahme der Praxis der Ostkirchen, von denen einige eine Wiederverheiratung Geschiedener erlauben, lehnte der Kurienkardinal ab. Dies habe das katholische Lehramt immer für unmöglich gehalten, betonte er.

"Erster unter Gleichen"

Zur Rolle der Glaubenskongregation sagte Müller, sie habe gemäß der Kirchenverfassung mit ihren 25 Kardinälen Anteil am Lehramt des Papstes. Der Präfekt der Kongregation sei in ihr ein "Erster unter Gleichen". Die Kongregation arbeite dem Papst in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre zu und führe seine Entscheidungen aus.

Müller, der bis 2012 die Diözese Regensburg leitete, äußerte sich auch zur Lage der katholischen Kirche in Deutschland. Trotz einer großen Zahl an Seelsorgern, Katecheten und Religionslehrern habe sie "noch nicht die adäquate theoretische und praktische Antwort gefunden auf den Säkularisierungsprozess und die pluralistische Gesellschaft", deren Teil sie sei. Ohne einen lebendigen Glauben würden auch die guten Werke der Kirche auf Dauer "ihre Leuchtkraft verlieren", warnte der Kardinalpräfekt.

Piusbruderschaft

Im Zusammenhang mit der Piusbruderschaft äußerte Müller: „Es ist inakzeptabel, wenn ein paar einzelne Bischöfe sich zu übergeordneten Hütern der apostolischen Überlieferung erklären im Widerspruch zum Papst und allen Bischöfen, die in Gemeinschaft mit ihm die Universalkirche leiten.“ Der Ansatz der Pius-Bruderschaft sei insofern „nicht voll katholisch“.

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Foto Kardinal Müller (c) Sicilani/Gennari/SIR


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