Meister in Großveranstaltungen

14. April 2014 in Weltkirche


Rom bereitet sich auf Pilgeransturm zur Heiligsprechung vor. Von Anna Mertens (KNA)


Rom (kath.net/KNA) Drei, fünf, acht Millionen Menschen oder doch nur 500.000? Die Spekulationen über die Pilgerzahl zur Heiligsprechung Ende April im Vatikan nehmen kein Ende. Fest steht: Die Stadt bereitet sich auf einen großen Ansturm jener vor, die dabei sein wollen, wenn am 27. April gleich zwei Päpste heiliggesprochen werden: Johannes Paul II. (1978-2005) und Johannes XXIII. (1958-1963). Die zwei Kirchenoberhäupter bewegten schon zu Lebzeiten die Massen.

«Der Blick ist auf Rom gerichtet», betonte Bürgermeister Ignazio Marino Anfang April. «Mehr als zwei Milliarden Menschen werden zudem das Ereignis weltweit am Fernseher mitverfolgen.» Auf der Basis bisheriger Erfahrungen mit Großereignissen rechnet die Stadt in der Zeit um Ostern und die Heiligsprechung mit etwa drei Millionen Touristen und Pilgern. Es sei aber äußerst schwierig, eine genauere Zahl abzuschätzen, betont Marino. Bereits bei der Seligsprechung Johannes Pauls II. schliefen viele Pilger auf Isomatten im Freien.

Das Gerücht, die Stadt werde komplett «voll» sein, sei dennoch Unsinn, meint der Vizevorsitzende des Pilgerbüros der Diözese Rom, Libero Andreatta. Rom sei Großereignisse gewohnt und habe sie immer gut gemeistert. Auch bei den Unterkünften gebe es seiner Erfahrung nach keinen Mangel. Vor allem Buchungsportale im Internet erweckten den Eindruck, alles sei belegt, kritisierte Andreatta. Damit wolle man nur die Preise in die Höhe treiben.

Auf großen Hotelbuchungsportalen erscheint bei der Zimmersuche um den 27. April für Rom ein Warnhinweis. «Heiligsprechung» heißt es dort, oder «Besonders gefragtes Wochenende». Die verfügbaren Hotels seien zu etwa 90 Prozent ausgebucht und man solle sich, wenn möglich, einen anderen Termin aussuchen. Zudem weisen die Portale auf überdurchschnittlich hohe Preise hin. Im Angebot finden sich von mehr als 3.000 Hotels nur noch einige hundert.

Noch freie, zentrumsnahe Drei-Sterne-Hotels bieten an dem Wochenende ein Doppelzimmer für Preise zwischen 220 bis weit über 1.000 Euro an. Einige wenige sind für 150 bis 200 Euro zu haben. Es finden sich aber beim Vergleich der Portale gravierende Unterschiede: Für dasselbe Hotel in Rom wird auf der einen Internetseite ein Doppelzimmer für 180 Euro angeboten, auf einer anderen kostet ein Zimmer dieser Kategorie 1.000 Euro. Sucht man ein Zimmer zwei Wochen später, liegen die Preise im gleichen Segment größtenteils bei 100 bis 250 Euro.

«Wir merken deutlich, dass die Anfragen zunehmen», sagt Werner Demmel, Leiter des deutschsprachigen Pilgerzentrums in Rom. Zumeist gehe es um organisatorische Fragen, aber auch um Hilfe bei der Suche nach einer Unterkunft. Die Quartiervermittlung bei ihnen sei aber im Grunde genommen vorbei. «Soweit ich weiß, ist da alles belegt», sagt der deutsche Priester.

Dabei laufe der geringste Teil der Pilger über das Pilgerzentrum; die Mehrheit reise individuell oder über Reiseveranstalter an. Aber: «Wir werden am Samstag den ganzen Tag geöffnet haben, um Hinweise und Tipps zu geben», so Demmel. Er hoffe, dass das Pilgerzentrum, das in Nähe des Petersplatzes liegt, überhaupt erreichbar sei.

Auch kirchliche Herbergen stellen sich auf einen Pilgeransturm ein. Sie seien seit Bekanntgabe des Termins im September ausgebucht, sagt Schwester Brunhilde vom Gästehaus der Pallottinerinnen unweit des Vatikan. Dennoch gebe es weiter zahlreiche Anfragen. An ihren Preisen hätten sie indes nichts geändert; die Doppelzimmer kosteten mit 98 Euro seit Jahren dasselbe, so die Ordensfrau.

Mit einem blendenden Geschäft rechnen am Wochenende der Heiligsprechung aber nicht nur Hotels, sondern auch der Einzelhandel. Bereits bei lediglich einer halben Million Besuchern dürften nach Schätzungen des römischen Handelsverbandes die zusätzlichen Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich liegen. Allein wenn etwa 90 Prozent in den Tagen um das Ereignis täglich eine Pizza im Restaurant äßen, dürfte das mehr als 35 Millionen Euro bringen - von Hotel, Transport und Shopping-Einnahme ganz abgesehen, rechnet der Verband vor.

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