Musik, die aus Gebet und Stille sprudelt…

9. April 2014 in Interview


„Mein Glaube und meine Musik gehören zusammen. Es wäre unehrlich, meinen Katholizismus verstecken zu wollen. Wozu auch?“ Komponist und Pianist David Ianni gestattet im kath.net-Interview einen Blick auf die Quellen seiner Inspiration. Von Linda Noé


Linz (kath.net/ln) „Die Stille, die ich im Gebet suche, hilft mir zu komponieren.“ Dies sagte der luxemburgische Komponist und Pianist David Ianni im kath.net-Interview. Inspiration findet er „in der Kirche, im sonntäglichen Messbesuch mit meiner Familie und im persönlichen Gebet, weil sie mich immer wieder auf das Wesentliche im Leben ausrichten“, aber auch in der Natur.


kath.net: Am 24.03. fand in deiner Heimat Luxemburg das Release-Konzert deines neuen Albums bei OehmsClassics mit dem Titel „Prayers of Silence“ statt. Zu hören sind auf der CD also „Gebete der Stille“ – der erste Titel heißt nach der Regel des Heiligen Benedikt „Obsculta“ – „Höre“. In welchem Zusammenhang stehen für dich als Komponist Stille, Hinhören, Gebet und Komposition?

David Ianni: Diese vier Elemente bilden in der Tat eine Einheit. Die Stille, die ich im Gebet suche, hilft mir zu komponieren, indem sie mir erlaubt, nach innen zu hören – dort wo ich meine Musik „erlauschen“ kann. Während des Schreibens höre ich ein Stück von Note zu Note, von Takt zu Takt in meinem Innern. Dieser Prozess wird umso klarer und einfacher, je mehr ich in der Kraft der Stille meine Seele und meinen Geist darauf vorbereite.

kath.net: Du bekennst dich sehr offen zu deinem katholischen Glauben und widmest der Muttergottes den zweiten Teil deines Albums.

David Ianni: Mein Glaube und meine Musik gehören zusammen. Es wäre unehrlich, meinen Katholizismus verstecken zu wollen. Wozu auch? Ich weiß mich von Gott reich beschenkt und möchte mich als Musiker natürlich auch in Form von Musik bedanken, indem ich Gott die Ehre erweise – von daher die sieben Stücke auf „Prayers of Silence“, die der Muttergottes gewidmet sind. Maria hat eine besondere Bedeutung in meinem Leben.

kath.net: Unter diesen Titeln befindet sich auch eine Interpretation von „Thanking Blessed Mary“ von Paddy Kelly. Wie kommt man als klassischer Musiker auf so ein Stück?

David Ianni: Paddy Kelly, der ein brillanter Musiker ist, hat mich durch sein Glaubenszeugnis mit seinem Album „In Exile“ von 2003 damals sehr beeindruckt und seine Songs haben mich berührt. Nach mehreren Begegnungen mit ihm wuchs 2012 die Idee in mir, eins seiner Lieder für Klavier zu arrangieren. Das Stück hat sich dann fast von selbst geschrieben, und es hat mir große Freude gemacht, meinen Stil und meine musikalischen Ideen und Motive mit Paddys Melodien zu verbinden. Es ist sogar eine Trilogie daraus geworden! Allerdings habe ich nur ein Stück daraus für „Prayers of Silence“ aufgenommen. Der ganze Zyklus wird zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen.

kath.net: In sehr jungen Jahren schon warst du ein gefeierter Konzertpianist, komponiertest aber seit den späten 90er Jahren selbst und hast einen sehr besonderen persönlichen Stil gefunden. Wie würdest du diesen beschreiben?

David Ianni: Mein Stil ist natürlich geprägt von meinem klassischen Background, und ich ordne ihn der zeitgenössischen klassischen Musik zu. Dennoch scheint meine Musik nicht nur Klassik-Liebhaber, sondern auch Pop-Hörer anzusprechen. Das liegt vermutlich daran, dass meine Klangsprache sehr direkt und leicht verständlich ist. Sie spricht offensichtlich eine menschliche Sehnsucht nach Geborgenheit und Frieden an, die nicht nur ich in dieser Art empfinde. Ich habe nie versucht, einen neuen Stil zu kreieren oder etwas ganz Neuartiges zu komponieren, sondern bringe nur unverstellt und ungefiltert meine inneren Welten in Tönen nach außen. Vielleicht habe ich gerade dadurch das Glück, sehr früh zu meinem eigenen Stil gefunden zu haben.

kath.net: Die Musik auf „Prayers of Silence“ besticht durch eine wundervolle Schlichtheit und Tiefe und scheint dazu einzuladen, wirklich hinzuhören, und nicht nur „im Hintergrund laufen zu lassen“, wie man das mit Mainstream-Musik heute so oft tut. Hattest du beim Komponieren die Absicht, auf diese Weise dem Hörer etwas Spezielles mitzugeben?

David Ianni: Ich freue mich, dass du meine Musik so erlebst, danke! Das Ziel meiner Musik ist das Herz meines Zuhörers. Ich glaube, dass der Hörer meiner Musik schnell merkt, dass er sie nur mit ganzem Herzen hören kann oder gar nicht. Wer tiefer hinhört, wird vielleicht Hoffnung, Trost, Dankbarkeit empfinden. Es gibt in der tiefsten Dunkelheit ein ewiges Licht, das uns trösten und führen kann. Davon erzählt meine Musik.

kath.net: Der Heilige See in Potsdam hat dich zum ersten Teil deines Albums inspiriert, deine Beziehung zur Muttergottes prägt den zweiten. Glaube und Betrachtung der Natur – deine stärksten und besten Inspirationsquellen?

David Ianni: Die Fotografin Monika Schulz-Fieguth hat die Ruhe und die Kraft, die dem Heiligen See innewohnen, in wunderbaren Bildern eingefangen. Ihre Fotografien und meine Besuche am Heiligen See waren die Inspiration für die Komposition „Holy Lake“. Ja, ich liebe die Natur wirklich sehr und laufe viel und gern durch die Wälder meiner Heimat. Das Laufen in der Natur gibt mir Kraft und hilft mir immer wieder, den Kopf frei zu bekommen. Auf eine andere Art finde ich meine Inspiration in der Kirche, im sonntäglichen Messbesuch mit meiner Familie und im persönlichen Gebet, weil sie mich immer wieder auf das Wesentliche im Leben ausrichten.

kath.net: Aus deiner Musik fließt viel Ruhe und Frieden. Ist David Ianni auch privat so?

David Ianni: Nicht wirklich, auch wenn meine Musik etwas anderes vermuten lässt… Dennoch helfen die Musik und die Zeiten der Stille mir, meine oft sehr impulsive Energie in eine gute Richtung zu lenken. Hoffe ich (lacht).

kath.net: Denkst du, dass auch Menschen, die normalerweise vielleicht wenig klassische Musik hören, Zugang zu deiner Musik finden können? Ist dir das ein Anliegen?

David Ianni: Immer wieder höre ich von Menschen, die kaum oder nur wenig Bezug zur klassischen Musik haben, dass meine Musik sie berührt. Das freut mich natürlich. Ich komponiere anspruchsvoll einfach. Das bedeutet einerseits, dass man ohne musikalisches Vorwissen einen direkten Zugang zu meinen Kompositionen haben kann, andererseits aber auch, dass Fachleute hoffentlich immer wieder Spannendes und Neues darin entdecken können.

kath.net: Was wünschst du dir für deinen weiteren Werdegang als Pianist und Komponist?

David Ianni: Ich hoffe natürlich, dass meine Musik eine wachsende Zuhörerschaft findet, und dass es mir vergönnt sein wird, diesen Beruf ein Leben lang auszuüben. Dafür wünsche ich mir die nötige Inspiration, um immer wieder neue Musik zu komponieren und die Kraft, meinen Zielen und Visionen treu zu bleiben und weiter dafür zu kämpfen. Ein guter Manager, der mir dabei hilft, wäre auch nicht schlecht!

Album ab 29.04. auch über itunes: https://itunes.apple.com/lu/album/ianni-prayers-of-silence/id854531936?l=de
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Homepage www.davidianni.com

Nächste Konzerte:
20.04.2014, 19:30 Uhr (Ostersonntag) in Waldkirchen, Bayern
24.05.2014, 20:00 Uhr in Vianden, Luxemburg

Teaser zu David Ianni: Prayers of the Silence


David Ianni - Obsculta [Listen carefully, my son] – Mit schönem Clip


Der Heilige See am Neuen Garten in Potsdam (David Ianni - Holy Lake op. 91) - mit impressiven Fotos


Foto David Ianni © Monika Schulz-Fieguth


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