Als die Gottesmutter in Zeitoun erschien…

27. März 2014 in Buchtipp


1968 erschien die Gottesmutter Maria in Ägypten. Nicht nur Christen sahen die Erscheinung, sondern auch Muslime - Leseprobe aus dem Buch „Jesus in Ägypten. Das Geheimnis der Kopten“ von Michael Hesemann


München (kath.net) Zeitoun/Kairo, 2.4.1968: Ein muslimischer Wachmann, der in der Busgarage der Staatlichen Verkehrsgesellschaft in der Toman-Bey-Straße arbeitete, war der erste, der sie sah. Das war abends gegen 20.30 Uhr, die Sonne war gerade untergegangen und die nächtliche Dunkelheit breitete sich aus, während in der Straße schon die orangeglühende Straßenbeleuchtung flackerte. Doch Abdel Aziz Ali zog etwas in seinen Bann, das es eigentlich nicht geben dürfte. Auf dem Dach der gegenüberliegenden koptischen Marienkirche stand eine leuchtende Frau. „Schaut mal das Licht da auf der Kirche!“, rief er den Mechanikern des Betriebes zu, dann sahen auch sie es. Das „Licht“ hatte die Gestalt eines schmalen, jungen Mädchens, das, ganz in weiß gekleidet, neben dem Kreuz auf der mittleren, größten Kuppel des vanillefarbenen Gotteshauses kniete. Dort, wo es steil und eigentlich lebensgefährlich war.

„Seien Sie vorsichtig!“, rief einer der Mechaniker der vermeintlichen Selbstmörderin zu. Ein anderer telefonierte mit der Polizei, die bald darauf eintraf. Längst hatte sich eine Traube von Schaulustigen gebildet, die von der Strasse aus ebenfalls die „Selbstmörderin“ gesehen hatten und jetzt abwarten wollten, was weiter geschehen würde.

„Die Gestalt des Mädchens wurde immer klarer“, berichtete später einer von ihnen, der koptische Bäcker Ibrahim Yussuf, „allmählich erkannte man deutlich eine junge, schöne Frau, die ein schimmerndes Kleid aus weißem Licht trug und in den Händen einen grünen Olivenzweig hielt. Plötzlich erschien eine ganze Formation bemerkenswert weiß leuchtender Tauben über ihrem Kopf. In diesem Augenblick war uns klar, dass es keine Selbstmörderin sein konnte, dass es eine himmlische Erscheinung war!“

Um sicher zu sein, richtete die Polizei ihre Scheinwerfer auf sie. Doch die zusätzliche Beleuchtung ließ die Frau nur noch heller strahlen. Jemand stellte die Straßenbeleuchtung ab, doch das änderte nichts an der Leuchtkraft der hellen Gestalt, die plötzlich aufstand und umher ging. Dabei war sie von einem Lichtschein umgeben, der von ihr auszugehen schien.

In diesem Augenblick zerriss ein Schrei das andächtige Murmeln, das bislang die Erscheinung begleitet hatte: „Das ist kein Mensch. Das ist die Jungfrau Maria, die Mutter des Lichtes!“ Mit einem Mal ertoste donnernder Applaus, während Stimmen zum Gesang ansetzten, die ersten Kirchenlieder ertönten. Sie rühmten Gott, der es seiner Mutter gestattet hatte, nach fast 2000 Jahren wieder nach Ägypten zurückzukehren. Bis nach Mitternacht dauerte die Erscheinung an, dann verschwand sie urplötzlich.

Doch die Madonna kam wieder. Gleich in der nächsten Nacht und an vielen weiteren Tagen, ein Jahre lang, danach sporadisch, bis zu ihrer letzten Erscheinung am 29. Mai 1971. Mal war sie allein, mal in Begleitung leuchtender Tauben, die sie umkreisten, auf die Kuppel der Kirche zurasten und urplötzlich verschwanden oder am Himmel Formationen in Kreuzform bildeten. Einige Male war die Kuppel der Kirche in süß duftenden Weihrauch gehüllt. Nicht selten sandte die heilige Jungfrau Lichtwellen aus, die alle Anwesenden erfassten. Die längste Erscheinung, zu der es am 30. April 1968 kam, dauerte über zwei Stunden, nämlich von 2.45 bis 5.00 Uhr früh. Hunderttausende, nach offiziellen Schätzungen bis zu einer Million Menschen, sahen die Frau aus Licht in Zeitoun: Christen wie Moslems, Ägypter ebenso wie Amerikaner und Europäer.

Foto der Erscheinung von Zeitoun, aufgenommen von dem Moslem Ali Ibrahim, einem Direktor des Ägyptischen Museums in Kairo.

Nachdem die ersten Zeitungen über die Erscheinungen berichtet hatten, berief der koptische Papst Kyrill VI. eine Untersuchungskommission ein. Am 23. April 1968 trafen die mit dieser Aufgabe betrauten Bischöfe an der Marienkirche von Zeitoun ein. Nachdem sie die ersten Augenzeugen, die muslimischen Garagenarbeiter, befragt hatten, wurden auch sie Zeugen des Wunders. In ihrem offiziellen Bericht stellten sie fest: „Wir haben selbst die heilige Jungfrau gesehen. Zunächst von himmlischem Licht umhüllt, dann wieder direkt. Sie bewegte sich um die Kirchenkuppel, kniete vor dem Kreuz auf der Kuppel und segnete die versammelten Menschen.“

Ein Mitglied der Untersuchungskommission war Anba Athanasius, Erzbischof von Beni Suef in Oberägypten. Er erinnerte sich später:

„Das erste, was wir sahen, als wir gegen 23.00 Uhr nach Zeitoun kamen, war etwas unterhalb der nordöstlichen Kuppel. Es war nur eine Silhouette, nicht sehr hell, die langsam aufstieg. Zuerst sah ich sie kaum, dann nahm ich sie schwach wahr. Ich sagte den Leuten, dass ich dazu nicht aussagen könnte, wenn das alles gewesen wäre.

Vor der Kirche war eine große Menschenansammlung und wir standen dort bis 3.45 Uhr früh. Als der Morgen schon dämmerte, kamen einige meiner Begleiter, die auf der Nordseite der Kirche gewacht hatten, angelaufen und riefen mir zu: ‚Die Dame ist über der Mittelkuppel‘. Man sagte mir, eine Art Wolke hätte die Kuppel verhüllt, als plötzlich ein fluoreszierendes Licht wie eine Lampe den Himmel erhellte. Plötzlich stand sie da in voller Gestalt!

Die Menge war in heller Aufregung. Es war schwer, sich an den Menschen vorbeizudrängen, doch ich versuchte es und stand schließlich direkt vor der Kirche.

Da war sie, schwebte fünf oder sechs Meter über der Kuppel, hoch im Himmel, wie eine phosphorisierende Statue, aber keineswegs steif wie eine Statue. Ihr Körper und ihre Kleidung bewegten sich. Es war schwer, die Stellung zu halten, da die Menschen von allen Seiten drängelten, vielleicht Hunderttausend waren es in dieser Nacht. Der Zaun rund um den Hof der Kirche wurde einfach niedergetrampelt. So zog ich mich in ein kleines Haus des Bürokomplexes südlich der Kirche zurück. Von dort aus beobachtete ich die Gestalt eine Stunde lang, von vier bis fünf Uhr. Sie verschwand nie. Die Madonna schaute nach Norden, winkte, segnete die Menschen, manchmal in der Richtung, in der ich stand. Ihr Gewand wehte im Wind. Sie war sehr still aber voller Glanz und Würde. Es war etwas wirklich Übernatürliches und eindeutig aus dem Himmel.“

Vor allem aber waren die Kommissionsmitglieder beeindruckt von den vielen Heilungen, zu denen es in Zeitoun gekommen war. Minutiös untersuchte der medizinische Berater der Kommission, Prof. Dr. Shafik Abdel-Malek, jeden einzelnen Fall. Bei einem Mann war ein zitronengroßes Krebsgeschwür in der Blase verschwunden. Eine Frau konnte ihre seit zwölf Jahren gelähmte Hand wieder bewegen. Bei einem Mediziner (!) wurde eine Hernie (Eingeweidebruch) über Nacht geheilt. Die Frau des muslimischen Straßenbaudirektors von Kairo, der die Ärzte eine unheilbare Lähmung des linken Beins diagnostiziert hatten, rief die „Mutter des Lichtes“ um Hilfe an – und konnte wieder laufen. Eine weitere Muslima wurde von einer schweren Schilddrüsenerkrankung kuriert. Ein blinder und stummer Moslem gewann Augenlicht und Sprache wieder.

Das Zeugnis seiner Bischöfe und die vielen Heilungen waren für Kyrill VI. Beweis genug. Am 4. Mai 1968 veröffentlichte der 116. Nachfolger des hl. Markus die folgende Erklärung:

„Der apostolische Stuhl (von Alexandria, Anm. d. Verf.) verkündet hiermit mit absolutem Glauben und Gewissheit, mit Freude und Dank an den allmächtigen Gott, dass die heilige und gesegnete Mutter des Lichtes in klarer und deutlich umrissener Form an mehreren Nächten erschien – und weiter erscheint (…) bis auf den heutigen Tag. Dies geschah in der nach ihr benannten koptisch-orthodoxen Kirche an der Toman-Bey-Straße in Zeitoun, Kairo. Diese Kirche liegt auf dem Weg, den die Heilige Familie während ihres Aufenthaltes in Ägypten nahm. “

In der Tat liegt die Kirche von Zeitoun nur zwei Kilometer vom Marienbaum von Matariya entfernt; es ist also zumindest denkbar, dass die Heilige Familie die Stätte passierte. Jedenfalls führten die Erscheinungen dazu, dass man Zeitoun fortan in die Liste der Orte, die von der Heiligen Familie besucht worden waren, aufnahm, was zumindest verrät, wie flexibel die koptische Tradition ist.

Natürlich besuchten auch Yuliya und ich bei unserem Aufenthalt in Kairo die Marienkirche von Zeitoun. Sie ist ein architektonisches Kleinod, das, von einer Mauer umgeben, inmitten eines kleinen Gartens liegt. Palmen, Rosen, Granatäpfel und Maulbeerbäume wachsen hier und bilden einen schönen Kontrast zu dem vanillegelben Gotteshaus mit seinen fünf sahneweißen Kuppeln, die aus Zuckerguss sein könnten. Ein reicher Landbesitzer, Khalil Ibrahim, hatte es errichten lassen, nachdem ihm 1918 im Traum die Gottesmutter erschienen war. Sie bat ihn, ihr auf einem seiner Grundstücke eine Kirche zu bauen und versprach, nach 50 Jahren dorthin zurückzukehren. So beauftragte er den italienischen Architekten Leomingelli mit der Planung; byzantinische Kirchen einschließlich der Hagia-Sophia-Kathedrale von Konstantinopel (heute: Istanbul) dienten nur allzu offensichtlich als Vorbild. Er konnte nicht ahnen, dass die Bilder ihrer Kuppeln ein halbes Jahrhundert später um die Welt gehen würden.

Als ich am 10. März 2010 das erste Mal nach Zeitoun kam, war ich überrascht, wie mondän das Viertel ist, in dem sich die Kirche befindet. Die Straßen sind ungewohnt sauber, die Häuser in bestem Zustand, die Menschen gut gekleidet. Hier, in Kairos Gartenvorstadt, wohnt eine urbane Mittelschicht, westlich orientiert, meist akademisch gebildet und modern. Hier hätte man am wenigsten eine Marienerscheinung erwartet.

Die ersten Fotos der Menschen, die auf die Gottesmutter warteten und Zeugen des Wunders wurden, sind heute in einem Säulengang im Innenhof der Kirche ausgestellt. Sie zeigen Männer in Anzug und Krawatte, viele Brillenträger mit modischen Haarschnitten. Wer glaubt, dass sich Marienerscheinungen vorwiegend in entlegenen Gegenden vor einer entsprechend ungebildeten und abergläubischen Landbevölkerung ereignen, wird hier eines Besseren belehrt.

Ich sprach einen älteren Priester an, der in der Kirche seinen Dienst tat und sich als Abuna Zadik vorstellte. Er war Student der Ingenieurswissenschaften gewesen, als auch er 1968 Zeuge der Erscheinungen wurde, durch die er schließlich seine Berufung fand.

„Wir waren damals alle noch am Boden zerstört. Die Niederlage im Sechstagekrieg war für uns eine nationale Katastrophe gewesen“, erklärte er uns. Für die Kopten war dadurch eine gefährliche Situation entstanden. Muslimische Prediger hatten sie zu Kollaborateuren der Israelis erklärt, ihnen die Schuld an der Niederlage gegeben. Die ersten von ihnen forderten bereits, nicht nur die Juden, sondern auch die Christen aus dem Land zu vertreiben. Die koptische Kirche war in der Defensive. Papst Kyrill VI. untersagte fortan allen Kopten, bei Strafe der Exkommunikation, nach Jerusalem zu pilgern, „solange die heiligen Stätten in zionistischer Hand sind“; eine Regelung, die bis heute gilt. Es durfte keinen Zweifel am Patriotismus seiner Gläubigen geben. Doch dann kam ihnen die Gottesmutter zu Hilfe.

„Sie hielt den Ölzweig als Zeichen des Friedens in den Händen“, war Abuna Zadik überzeugt, „und sie kam in der Osterzeit, um uns zu sagen: Ich weiß, meine Kinder, dass ihr jetzt nicht zu mir kommen könnt. Darum komme ich zu euch, damit ihr seht, dass ich euch nie alleine lasse.“

Auch die Muslime verstanden das Zeichen. Immerhin wird die Mutter Jesu auch im Qur’an verehrt. Eine ganze Sure, die 19., trägt den Titel Maryam. Selbst dass sie als Jungfrau gebar, billigt ihr das Buch Muhammads zu, nur nicht den Status, Gottesmutter zu sein. Trotzdem wird Maria von vielen muslimischen Frauen in Ägypten heimlich verehrt, schon weil sie für ein anderes Frauenbild als das ihres Glaubens steht.
„Wissen Sie, dass sogar unser muslimischer Präsident Nasser die Gottesmutter von Zeitoun gesehen hat?“
„Wirklich?“
Abuna Zadik bestand darauf: „Er hatte in der Presse von den Erscheinungen gelesen. Seine Limousine parkte drüben in der Garage der staatlichen Verkehrsgesellschaft. Natürlich zeigte er sich nicht, das war ein privater Besuch, doch jeder der Priester in unserer Kirche wusste Bescheid. Zwei Nächte lang stand er da, wartete. Dann wurde er belohnt. Er sah die Heilige Jungfrau.“

Kurz darauf gab das ägyptische Informationsministerium bekannt:
„Eine offizielle Untersuchung wurde durchgeführt und kam zu dem Ergebnis, dass es eine unbestreitbare Tatsache ist, dass die Gesegnete Jungfrau Maria auf der Kirche von Zeitoun in einem klaren und leuchtenden Körper erscheint, der von allen Anwesenden vor der Kirche gesehen wird, gleich ob sie Christen oder Moslems sind.“

„Durch die Erfahrung des Präsidenten wurde das da möglich“, meinte Abuna Zadik und zeigte auf die andere Seite der Straße. Dort erhebt sich, groß und dickbäuchig wie ein Walfisch, die moderne Kirche der Erscheinung der Heiligen Jungfrau, 1970 errichtet, als das kleine Gotteshaus unter dem Ansturm der Pilger aus allen Nähten zu platzen drohte. Sie steht auf dem Gelände der einstigen staatlichen Busgarage.

„Präsident Nasser hat dieses Bauland gestiftet“, beteuerte uns der Abuna. Diese unerwartete Geste eines muslimischen Präsidenten war an sich schon Beweis genug, dass die Geschichte des Priesters stimmen musste.

Nasser war nicht der einzige prominente Zeuge, der als Skeptiker gekommen war. Auch der evangelische Pastor und Koptologe Otto Meinardus konnte nicht glauben, was man ihm aus Zeitoun berichtete. So fuhr er eines Abends selbst hin, zusammen mit seiner amerikanischen Frau. Es dauerte nicht lange, dann sah das Paar ebenfalls, wie eine leuchtende Gestalt hinter einer der Kuppeln erschien. „Das ist Caspar, der freundliche Geist!“, entfuhr es Frau Meinardus. Später, in seinem Buch Auf den Spuren der Heiligen Familie beschreibt der Deutsche die Erscheinung als „manchmal rötlich-goldene, manchmal grünlich-blaue Halbfigur“ und bezeugt: „Mehrere Abende habe ich einwandfrei die Lichterscheinungen gesehen, das Beten, Rufen, Schreien der Tausenden von Gläubigen vernommen, die Maria, ihre Herrin und Gottesmutter, zu erblicken glaubten.“

„Die Erscheinung war so real, dass sie sogar fotografiert werden konnte“, versicherte Abuna Zadik und führte uns zu einer Schautafel mit den Originalaufnahmen des Wunders von Zeitoun. Sie alle zeigen, was die Zeugen beschrieben: Leuchtende Tauben am Himmel, die Kuppel der Kirche in Rauch, Nebel und Licht gehüllt, darin, aber auch ganz frei schwebend, eine leuchtende Gestalt. Jeder Christ würde sie sofort als die Gottesmutter erkennen.

Mindestens bei zweien der Bilder ist jede Manipulation ausgeschlossen: Sie hat der US-Physiker Prof. John Jackson von der U.S. Air Force Academy in Colorado Springs in einem amerikanischen Speziallabor untersuchen lassen. Auf dem einen Bild leuchtet die Madonna so stark, dass sich ihr Licht in der Linse spiegelt. Bei dem anderen scheinen die Kuppeln der Kirche, das Kreuz, selbst die Köpfe der Schaulustigen regelrecht zu glühen; Hinweis auf eine koronare Entladung, deren Ursache unbekannt ist.

„Weißt du, was mir bei diesen Fotos auffällt?“, fragte meine Verlobte Yuliya, die als studierte Kunstgeschichtlerin gleich die Antwort lieferte: „Die Art und Weise, wie Maria dort erscheint, hat nichts mit der traditionellen koptischen Ikonografie zu tun. Überhaupt nicht mit der Ikonografie der Ostkirchen. Die ganze Gestik entstammt der katholischen Bilderwelt. Auf einem der Fotos steht die Madonna leicht gebeugt, die Hände gefaltet, so, wie sie Bernadette Subirous in Lourdes erschien oder wie sie auf der Tilma von Guadalupe in Mexiko zu sehen ist. Auf einem anderen Foto schwebt sie mit ausgestreckten Händen vor der Kuppel der Kirche von Zeitoun wie auf der Wundertätigen Medaille.“

Jetzt fiel das auch mir auf. Natürlich kannte ich beide Gnadenbilder, war in Lourdes gewesen und in dem Haus der Vinzentinerinnen in der rue du Bac in Paris, wo die 24-jährige Novizin Catherine Labouré am 17. November 1830 ihre zweite Marienerscheinung hatte. Damals beauftragte die Gottesmutter sie, nach dem Bild, das sie ihr offenbart hatte, eine Medaille prägen zu lassen. Sie zeigt die Jungfrau, wie sie auf der Erdkugel steht, aus ihren geöffneten Handflächen strömt Licht. Über eine Milliarde dieser Medaillen wurden seitdem produziert, unzählige Katholiken sind von ihrer Wunderkraft überzeugt.

Vielleicht war gerade das die Botschaft Mariens – ein ökumenischer Appell an die Konfessionen: „Versöhnt Euch! Ich segne die Kirche der Kopten, wie ich die katholische Kirche gesegnet habe. Ich liebe beide Kirchen und fordere Euch auf, die von Menschen gemachte Spaltung von Chalcedon zu überwinden, auf dass ihr wieder eine Kirche werdet.“

Immerhin fand 1968 die 1900-Jahrfeier des Martyriums des hl. Markus statt, gab Rom den Kopten zumindest einen Teil seiner Reliquien zurück, setzte damals der Dialog zwischen den Kirchen ein.

Tatsächlich bewirkten die Erscheinungen von Zeitoun, dass die Kopten sich der westlichen, speziell der süditalienischen Ikonografie zuwandten, was freilich manchmal zu Ergebnissen von zweifelhaftem Kunstgeschmack führte. So werden süßliche Heiligenbildchen in Bonbonfarben, meist in China für den neapolitanischen Markt produziert, in vielen Dorfkirchen direkt neben den altehrwürdigen Ikonen platziert. Natürlich werden beide gerne mit blinkenden Lichterketten geschmückt, den schillernden Trophäen einer geglückten Globalisierung.

Ökumenisch und international war aber auch das Interesse an Zeitoun. Selbst Papst Paul VI. im fernen Rom interessierte sich für die Erscheinungen und bat Kardinal Stephanos I. Sidarouss, den Patriarchen der Koptisch-Katholischen Kirche, um einen Bericht. Seine gut 200 000 Gläubigen zelebrieren im koptischen Ritus, sind aber mit Rom uniert. Seit 1895 existiert diese Kirche, die ihre Entstehung Papst Leo XIII. verdankt. „Es ist zweifellos eine echte Erscheinung“, stellte der Kardinalpatriarch in seinem Bericht nach Rom fest, „die von vielen koptischen Katholiken gesehen wurde, die unser volles Vertrauen genießen. (…) Dieses einzigartige Wunder birgt eine Botschaft voller Güte in sich, die aus der Kirche von Zeitoun einen Pilgerort von weltweiter Bedeutung werden lässt.“

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Kurz-Doku über die Marienerscheinung in Zeitoun



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