Annette Schavan kämpft um Doktortitel - Prozess beginnt am Donnerstag

20. März 2014 in Deutschland


Die Universität Düsseldorf hatte der damaligen Bundesbildungsministerin Schavan 2013 den Doktortitel wegen «vorsätzlicher Täuschung durch Plagiat» entzogen hatte. Schavan geht gerichtlich dagegen vor


Düsseldorf (kath.net/KNA) Am Donnerstag verhandelt das Verwaltungsgericht Düsseldorf über die Klage der ehemaligen Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU). Von diesem Amt war Schavan (Foto) vor einem Jahr zurückgetreten, nachdem die Universität Düsseldorf ihr 2013 den Doktortitel wegen «vorsätzlicher Täuschung durch Plagiat» entzogen hatte. Schavan bestreitet den Vorwurf.

Die katholische Theologin war 1980 mit einer Dissertation zum Thema «Person und Gewissen» an der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf promoviert worden. Darin plädiert sie für die Autonomie des Gewissens sowie für die Verantwortung des Einzelnen.

Klären muss das Gericht, ob das Verfahren an der Universität Düsseldorf rechtmäßig war. Schavans Anwälte machen geltend, die Entscheidung der Fakultät sei «in einem fehlerhaften Verfahren zustande gekommen» und «auch materiell rechtswidrig». Die Anwälte kritisieren unter anderem, die Vertraulichkeit sei verletzt worden, weil Informationen vor Abschluss des Verfahrens an die Öffentlichkeit gelangten. Ein externes Fachgutachten sei nicht eingeholt worden.

Schavan begann 1980 ihre berufliche Laufbahn bei der Studienförderung Cusanuswerk in Bonn. Nach weiteren Stationen übernahm sie 1991 die Leitung des Begabtenförderungswerks der katholischen Kirche. Von 1994 bis 2005 war sie Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Seit 2005 war sie Bildungsministerin im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Im Feburar kündigte die Bundesregierung an, dass Schavan deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl werden soll.

Schavan klagt nach eigenen Angaben gegen die Aberkennung des Doktortitels, weil sie sie als Unrecht empfindet. Es gehe ihr nicht um den Titel. Was geschehen sei, schade nicht nur ihr, sondern auch der Wissenschaft. In ihrer Arbeit über Gewissensbildung finde sie «heute auch schwache Stellen, aber es gibt angesichts von 880 Fußnoten keine Zweifel über die Textquellen», sagte sie. «Meine Arbeit wurde 30 Jahre lang als ein gutes Buch gesehen.» Sie nehme für sich in Anspruch, «integer gearbeitet» zu haben.

Die frühere stellvertretende CDU-Vorsitzende fordert neue Standards für den Umgang mit Plagiatsvorwürfen. Jemandem zu sagen, er habe vor 33 Jahren in seinem Text zum Abschluss des Studiums absichtlich getäuscht, sei «mit einem irren Menschenbild verbunden», kritisierte sie.

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