Wort-Gottes-Feier 'nicht minderwertig', doch keine Kommunionspendung

19. März 2014 in Österreich


Einen Hirtenbrief über die „tiefe Bedeutung der Eucharistie“ und ihr Verhältnis zur Wort-Gottes-Feier schrieb der St. Pöltener Bischof Klaus Küng


St. Pölten (kath.net/dsp) Über die „tiefe Bedeutung der Eucharistie“ und ihr Verhältnis zur Wort-Gottes-Feier schreibt Bischof Klaus Küng in einem Hirtenbrief, der am 2. Fastensonntag erschienen ist. Küng geht darin auf die Problematik ein, die aus der Spannung zwischen Anspruch und Realität in den einzelnen Pfarren entstehen kann.

Die Eucharistie sei nach dem Konzilsdokument „Lumen gentium“ Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens, erinnert Bischof Küng in seinem Hirtenbrief, da uns Christus durch sie Gemeinschaft mit ihm schenke und uns dadurch in die Gemeinschaft mit Gott hineinnehme. „So wird unser Leben zu einem Weg der Vereinigung mit Gott.“

Durch die von Kaiser Joseph II. am Ende des 18. Jahrhunderts geschaffene Pfarrstruktur, sei es jedoch nicht mehr möglich, dass in allen Pfarren an jedem Sonntag Eucharistie gefeiert werden kann. Einerseits könne den Priestern nicht abverlangt werden, an einem Sonntag regelmäßig mehr als zwei oder drei heilige Messen zu feiern. Andererseits gelte es dafür zu sorgen, dass die Gläubigen aufgrund der geringeren Möglichkeiten „nicht über längere Zeit die Beziehung zur Eucharistie verlieren“.

„Im Wissen um die tiefe Bedeutung der Eucharistie“ empfiehlt Küng den Pfarren, sich auf eine Gottesdienstordnung zu einigen, die möglichst vielen Gläubigen die Teilnahme an einer Sonntagsmesse erlaubt.“ Wenn keine hl. Messe gefeiert werden kann“, sei die Wort-Gottes-Feier, so Bischof Küng, „eine wertvolle Hilfe, um die tiefere Bedeutung des Sonntags bewusst zu machen und den Wunsch nach der Begegnung mit dem Auferstandenen und nach einem Leben in Verbundenheit mit ihm zu wecken“.

Wort-Gottes-Feier verwirklicht „wesentliches Element des Sonntags“

Auch in der Wort-Gottes-Feier trete Christus in die Mitte der Gemeinde, „zwar nicht sakramental, aber durch die Verkündigung seines Wortes und durch die Versammlung der Gläubigen im Gebet“. Da in der Wort-Gottes-Feier „ein wesentliches Element des Sonntags“ verwirklicht werde, dürfe diese „nicht als minderwertig betrachtet“ werden, wie Küng betont. Wenn in einer Pfarre keine heilige Messe gefeiert werden könne, und es schwierig sei, in einer anderen Pfarre an einer Eucharistiefeier teilzunehmen, „dann wird die Wort-Gottes-Feier zu einem wichtigen Element der Sonntagsheiligung und zu einem wertvollen Beitrag zum kirchlichen Leben“.

Im Rahmen einer sonntäglichen Wort-Gottes-Feier solle jedoch „grundsätzlich keine Kommunionspendung erfolgen“, schreibt Küng, da die Kommunion unmittelbar mit den Worten über das Brot und dem Brechen des Brotes zusammenhänge und „daher ein wesentliches Element der Eucharistiefeier“ sei.

Im Zusammenhang ob Eucharistie- oder Wort-Gottes-Feier – darum bittet der Bischof – sollte jedoch „alles vermieden werden, was unter den Gläubigen zu Spannungen führt, oder zu einer Art Druckausübung, an der Eucharistie- oder an der Wort-Gottes-Feier teilzunehmen“. Auch wenn immer die Eucharistiefeier das Zentrum des christlichen Sonntags bleiben werde, muss alles vermieden werden, was eine Gemeinde spaltet „Vor allem sollen wir, wie Papst Franziskus oft erinnert, nicht urteilen.“

Besonderer Dienst des Priesters

Beim Vollzug der Eucharistie erfülle der Priester „einen besonderen Dienst“, wie Küng betont. Bei der Feier der Eucharistie sei der Priester „nicht bloß eine Art Vorsitzender“: „Durch den Empfang der Weihe sei der Priester befähigt, bei bestimmten Handlungen 'in persona Christi', das heißt, an seine Stelle tretend tätig zu werden.“ Dabei stehe der Priester ganz im Dienste des Hohenpriesters Jesus Christus und im Dienste der Kirche und aller Gläubigen.

Allerdings sei es „in keiner Weise ein Privileg des Priesters“, Christus zu vergegenwärtigen. Jeder getaufte Christ und jede getaufte Christin „können und sollen“ Christus vergegenwärtigen – in der Familie, am Arbeitsplatz, auf der Straße, in der Gesellschaft. Küng: „In dieser Gemeinschaft mit ihm und untereinander ruft er uns zur Nachfolge, er stärkt uns und beruft uns, Anteil zu nehmen an seinem Opfer: Damit auch wir unser Leben Gott hingeben und es seinem Willen anvertrauen! Damit auch wir es unseren Mitmenschen hingeben, sie lieben, soweit wir es trotz all unseres Unvermögens können!“

kath.net dokumentiert den Hirtenbrief "Eucharistie und Wort-Gottes-Feier" im Wortlaut

Liebe Gläubige!

In diesen Wochen vor Ostern blicken wir wieder auf jene Tage, deren Ereignisse zur Mitte unseres Glaubens und zum Inhalt der Feier der heiligen Messe geworden sind: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Vom auferstandenen Christus bewegt haben sich die Christen von Anfang an am ersten Tag der Woche, dem Sonntag, zum „Brechen des Brotes“ versammelt und wurden durch seinen Heiligen Geist zum Volk Gottes, der Kirche.

Eine große Sorge

Seit zwei Jahrtausenden ist die Versammlung der Jünger Jesu am Sonntag mit der Verkündigung des Evangeliums und der Feier der Eucharistie ein zentrales Element der Gemeinschaft der Kirche.
In unserer aktuellen Situation, in der die Kirche noch stark geprägt ist durch die von Kaiser Joseph II. am Ende des 18. Jahrhunderts geschaffene Pfarrstruktur, ist es nicht mehr möglich, dass in allen Pfarren an jedem Sonntag Eucharistie gefeiert werden kann.

In diesem Zusammenhang mache ich mir in zweifacher Hinsicht Sorgen: Die eine bezieht sich auf die Priester, denen wir nicht abverlangen können, an einem Sonntag regelmäßig mehr als zwei oder drei heilige Messen zu feiern. Das würde zu einer körperlichen und geistlichen Überforderung führen und sich auf die Feier der ganzen Gemeinde negativ auswirken.

Die andere Sorge gilt allen Gläubigen: Dass sie nicht deshalb, weil es in ihrer Pfarre nur hin und wieder eine Sonntagsmesse gibt, über längere Zeit die Beziehung zur Eucharistie verlieren, ja sogar Gefahr laufen, überhaupt den Sonntag religiös zu vernachlässigen.

Deshalb haben wir schon vor einigen Jahren damit begonnen, nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, den Sonntag in religiöser Hinsicht hoch zu halten, wenn keine hl. Messe gefeiert werden kann.

Ein guter Weg ist die Wort-Gottes-Feier. Sie ist eine eigenständige Form des Gottesdienstes und kein Ersatz für die Eucharistie, aber eine wertvolle Hilfe, um die tiefere Bedeutung des Sonntags bewusst zu machen und den Wunsch nach der Begegnung mit dem Auferstandenen und nach einem Leben in Verbundenheit mit ihm zu wecken. Eine Reihe engagierter Frauen und Männer haben bereits eine Ausbildung dafür gemacht und sich zur Vorbereitung und Leitung bereit erklärt. Ihnen sei recht herzlich gedankt.

So ist es mir ein ganz besonderes Anliegen, Ihnen einmal mehr die tiefe Bedeutung der Eucharistie für sich selbst und für die kirchliche Gemeinschaft darzulegen, aber zugleich auch den Sinn der Wort-Gottes-Feier zu erläutern.

Die Bedeutung der Eucharistiefeier

Wie die Jünger von damals versammeln auch wir uns heute und feiern Eucharistie, um „das Brechen des Brotes“ mitzuerleben, an dem die Jünger den Herrn erkannten (vgl. Lk 24,39-31). Dabei tauchen wir ein in den innersten Bereich unseres Glaubens und damit unserer Beziehung zu Gott, wie sie uns durch die Sakramente zuteil wird. Das Sakrament der Eucharistie steht in der Mitte des Lebens der Kirche, der Gemeinschaft Gottes mit uns Menschen, die neu geschaffen wurde durch die Lebenshingabe Jesu am Kreuz und durch seine Auferstehung.

Wenn wir in der heiligen Messe von der "Darbringung des Opfers Jesu" reden, dann bringen wir damit zum Ausdruck, dass Jesus zu einem konkreten Zeitpunkt im Rahmen der Menschheitsgeschichte sein Leben hingegeben hat: Er hat es Gott hingegeben, indem er sich ganz seinem Willen anvertraut und so seine Liebe zu ihm ausgedrückt hat. Er hat sein Leben zugleich ganz seinen Jüngern hingegeben, indem er alles für sie getan hat, damit sie eine gute Beziehung zu Gott finden, seinen Willen erkennen und dem entsprechend den Mitmenschen gegenüber in Liebe leben. Dafür hat Jesus gelebt, gewirkt und gelitten bis zur letzten Konsequenz, sogar bis zum Tod. Er selbst hat gesagt: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde" (Joh 15,13). Und am ersten Tag der Woche trat er in ihre Mitte und sprach: "Der Friede sei mit euch." Der Gekreuzigte wurde gegenwärtig als der Auferstandene. Sein unbedingter Wille war und ist es, alle Menschen zu Gott zu führen (vgl. I Tim 2,4). Sein Leben hinzugeben, hat daher allen Menschen gegolten. Heute gehören wir zu seinen Jünger/innen; heute gehören wir zu denen, für die er sein Leben hingibt.

Daher denken wir bei der Eucharistiefeier nicht nur an das zurück, was damals durch und mit Christus geschehen ist, sondern: Das damals Geschehene wird heute mitten unter uns gegenwärtig. Mit seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung hat Jesus sein Wesen geoffenbart: Für uns da zu sein, um uns zu zeigen, wie sehr wir von Gott geliebt sind und wie weit er geht, um uns zu retten. Durch seine Hingabe an Gott erlöst er uns: Er eröffnet uns den Weg zu Gott und zum ewigen Leben.

Durch die Eucharistie schenkt uns Christus Gemeinschaft mit ihm und nimmt uns dadurch hinein in die Gemeinschaft mit Gott. So wird unser Leben zu einem Weg der Vereinigung mit Gott. Durch die Gemeinschaft mit Christus lernen wir, so zu leben und so zu lieben, wie er gelebt und geliebt hat, und dürfen hoffen, dass mit seiner Hilfe auch unser Tod besiegt wird.

Auf diese Weise wird die Teilnahme an der Eucharistie sowohl für den einzelnen Christen als auch für die ganze Kirche zur Quelle und zum Höhepunkt des christlichen Lebens ("Lumen Gentium", Nr. 11): Zur Quelle der Liebe Gottes, aus der wir die Kraft schöpfen, unsere Nächsten zu lieben. Zum Höhepunkt der Begegnung mit Gott, indem wir an seinem Tisch bruchstückhaft erleben dürfen, was Gott denen bereitet, die ihn lieben (vgl. 1Kor 2,9).

Geheimnis des Glaubens

Die Feier der Eucharistie macht uns also bewusst: Das Leben hingeben und dadurch zum Leben auferstehen, das tut Christus auch heute mitten unter uns und für uns. Seine Gegenwart sehen wir mit den Augen des Glaubens, wir erfahren sie im Heiligen Geist, den wir in der Taufe und in der Firmung empfangen haben. Für uns tut sich ein Weg auf. Wir können uns mit ihm vereinen.
Damit verknüpft ist noch ein anderer, wichtiger Aspekt.

Der besondere Dienst des Priesters

Beim Vollzug der Eucharistie erfüllt der Priester einen besonderen Dienst. Zunächst möchte ich aber auf etwas anderes aufmerksam machen: Nämlich, dass es in keiner Weise ein Privileg des Priester ist, Christus zu vergegenwärtigen. Jeder getaufte Christ – selbstverständlich auch jede getaufte Christin –, Frauen und Männer, Jung und Alt können und sollen Christus vergegenwärtigen (in der Familie, am Arbeitsplatz, auf der Straße, in Gesellschaft) und das geschieht auch, sofern diese getauften Christen Jesus tatsächlich im Herzen tragen, das heißt, verbunden mit ihm leben. Letzteres ist ja auch die Voraussetzung für jede fruchtbare Ausübung der Teilnahme am Priester-, Propheten- und Königsamt Christi, zu dem alle Getauften berufen sind.

Aber es braucht den Priester. Er ist bei der Feier der Eucharistie nicht bloß eine Art Vorsitzender, auch wenn die Bezeichnung „Vorsteher“ des Gottesdienstes sehr üblich und korrekt ist. Durch den Empfang der Weihe ist der Priester befähigt, bei bestimmten Handlungen „in persona Christi“, das heißt, an seine Stelle tretend tätig zu werden. So kann er – wenn er tatsächlich die Absicht hat, das zu tun, was die Kirche bei der Eucharistie tun will – die Worte sprechen: „Das ist mein Leib …“ oder „Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut …“ und es vollzieht sich, was damals beim letzten Abendmahl sich vollzogen hat. Wenn der Priester das Brot bricht und es uns reicht und wenn er den Kelch nimmt und ihn uns reicht, ist es Christus selbst, der das mitten unter uns tut. Christus macht durch die Worte des Priesters, die erfüllt sind vom Heiligen Geist, Brot und Wein zu seinem Leib und Blut. Dieser gleiche Christus wirkt dann – als Frucht der heiligen Kommunion, des Eins-werdens mit ihm – im Leben der Gläubigen. Durch all das wird die Hingabe seines Lebens, sein Opfer, heute mitten unter uns gegenwärtig. Der Aufgabe des Priesters kommt dabei eine ganz besondere Bedeutung zu. Er steht ganz im Dienste des Hohenpriesters Jesus Christus und im Dienste seines Leibes, der Kirche und aller Gläubigen.

Unsere Anteilnahme am Opfer Christi

Dass es für die Kirche von ihrem Wesen her unentbehrlich ist, am ersten Tag der Woche, am Sonntag, Eucharistie zu feiern, hängt mit der Auferstehung zusammen und der tiefsten Glaubenserfahrung der kirchlichen Gemeinschaft von ihren Anfängen an bis auf den heutigen Tag: Dieser Jesus, der sein Leben hingegeben hat, lebt und ist seinen Jüngern erschienen. Das geschieht heute in der Feier der Eucharistie: Indem er uns Brot und Wein reicht, gibt er sein Leben für uns hin – auch für uns bis in den Tod. Und er erscheint uns als Auferstandener und feiert Kommunion mit uns. Dadurch schenkt er uns Anteil an seinem Leben und verbindet uns untereinander. In dieser Gemeinschaft mit ihm und untereinander ruft er uns zur Nachfolge, er stärkt uns und beruft uns, Anteil zu nehmen an seinem Opfer: Damit auch wir unser Leben Gott hingeben und es seinem Willen anvertrauen! Damit auch wir es unseren Mitmenschen hingeben, sie lieben, soweit wir es trotz all unseres Unvermögens können! Dann werden wir durch ihn und mit ihm und in ihm die Erfahrung machen, dass die Hingabe des Lebens jetzt in dieser Welt zu einem erfüllten Leben führt (vgl. Joh 10,10) und einst durch den Tod in die Auferstehung münden wird, zum Leben in der Herrlichkeit des allmächtigen Gottes. Für dieses Leben sagen wir Dank.

Die Wort-Gottes-Feier

In der Wort-Gottes-Feier verwirklichen wir ein wesentliches Element des Sonntags. Am dritten Tag nach der Kreuzigung Jesu, dem ersten Tag der neuen Woche, dem Sonntag, begegnete der Auferstandene den beiden enttäuschten Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Er legte ihnen die Schrift aus, so dass ihnen das Herz brannte und sie ihn am Brechen des Brotes erkannten (vgl. Lk 24,13-35). Am Abend des ersten Tages der Woche trat er in die Mitte der Jünger und sprach: "Der Friede sei mit euch" (vgl. Joh 20,19). Und acht Tage darauf, das ist wieder der erste Tag der Woche, kam er durch verschlossene Türen in die Mitte seiner Jünger und sagte zu Thomas: „Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (vgl. Joh 20,24-29).

Auch in der Wort-Gottes-Feier dürfen wir davon ausgehen, dass Christus, der Auferstandene, in unsere Mitte tritt, zwar nicht sakramental, aber durch die Verkündigung seines Wortes und durch die Versammlung der Gläubigen im Gebet. Er selbst hat ja gesagt: „Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dann bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Und auch zu uns, die wir heute seine Jünger/innen sind, sagt er: "Der Friede sei mit euch". Es wird auch uns das Herz brennen, wenn wir begreifen, dass er uns die Schrift auslegt, das heißt, dass er uns durch seinen Heiligen Geist das Verstehen schenkt. Seine Worte mögen uns immer tiefer zum Glauben führen: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“
Hinweise zum Verhältnis von Eucharistie und Wort-Gottes-Feier

Wenn in einer Pfarre keine heilige Messe gefeiert werden kann und wenn es aus unterschiedlichen Gründen nur schwer möglich ist, in einer anderen Pfarre an einer heiligen Messe teilzunehmen, dann wird die Wort-Gottes-Feier zu einem wichtigen Element der Sonntagsheiligung und zu einem wertvollen Beitrag zum kirchlichen Leben.

Die Suche nach guten Lösungen

Durch die Teilnahme an der Eucharistiefeier und die mit ihr verbundene Teilnahme am Leben Jesu mögen Sie, liebe Gläubige, immer tiefer hineinwachsen in das Leben, das Gott uns geben will. Daher ermutige ich alle Verantwortlichen in den Pfarren, im Wissen um diese tiefe Bedeutung der Eucharistie, sich auf eine Gottesdienstordnung zu einigen, die unter Berücksichtigung der begrenzten Zeit und Kräfte der Priester möglichst vielen Gläubigen die Teilnahme an einer Sonntagsmesse erlaubt. Sollte unter diesen Umständen keine sonntägliche Eucharistiefeier stattfinden können bzw. die Teilnahme an ihr sehr schwierig sein, erhält die Wort-Gottes-Feier ihre besondere Bedeutung. Ich empfehle Ihnen, daran teilzunehmen und so dem Sonntag seine spezifische Note zu geben. Wenn es in diesem Zusammenhang zu einer Frage wird – Teilnahme an der Eucharistie oder an der Wort-Gottes-Feier – sollte alles vermieden werden, was unter den Gläubigen zu Spannungen führt, oder zu einer Art Druckausübung, an der Eucharistie- oder an der Wort-Gottes-Feier teilzunehmen. Auch wenn immer die Eucharistiefeier das Zentrum des christlichen Sonntags bleiben wird, muss alles vermieden werden, was eine Gemeinde spaltet. Vor allem sollen wir, wie Papst Franziskus oft erinnert, nicht urteilen.

Daher ist es sinnvoll, dass die unterschiedlichen Feiern nicht zur selben Zeit stattfinden (vgl. Rahmenordnung für Sonntagsgottesdienste ohne Priester, beschlossen von der Österreichischen Bischofskonferenz im März 2010).

Im Rahmen einer sonntäglichen Wort-Gottes-Feier soll grundsätzlich keine Kommunionspendung erfolgen. Denn die Kommunionspendung hängt unmittelbar mit den Worten über das Brot "Nehmt und esst …"und dem Brechen des Brotes zusammen und ist daher ein wesentliches Element der Eucharistiefeier. Nur in außergewöhnlichen Situationen wie Krankheit ist es sinnvoll und angebracht, einzelnen die Kommunion zu bringen. Die Wort-Gottes-Feier muss deshalb nicht als „minderwertig“ betrachtet werden, vielmehr soll umgekehrt ihre eigenständige Bedeutung besser hervortreten: Christus, der Auferstandene, will uns im Gebet und durch die Betrachtung des Gotteswortes begegnen. Ich weiß, dass dies manchen von Ihnen eine Umstellung abverlangen wird. Ich bitte Sie aber dennoch, im Hinblick auf längerfristige Entwicklungen, diesen Hinweis zu beachten. Außerdem lege ich Ihnen ans Herz, hin und wieder zu prüfen, ob nicht doch durch kleine Änderungen bei der Zeitplanung für die Wochenenden eine regelmäßige Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier ermöglicht werden kann, auch wenn das den Weg in eine andere Pfarre bedeutet. Natürlich kann das dazu führen, dass die Gemeinschaft vor Ort darunter leidet. Aber bedenken Sie, bitte, dass die Gemeinschaft vor Ort auf viele Weisen gepflegt werden kann, dass aber die große Gemeinschaft der Familie Gottes die Grundlage für die Einheit untereinander darstellt.

So wünsche ich Ihnen, dass der erste Tag der Woche, der Sonntag, für Sie immer mehr zu einem heiligen Tag wird, zum Tag der Begegnung mit dem Auferstandenen.

Möge der Sonntag bewirken, dass Sie Gottes Wort hören und Ihnen das Herz brennt, wenn Er es Ihnen auslegt. Und mögen Sie dadurch immer tiefer zur Gemeinschaft mit ihm finden, zur Kommunion und zur Anteilnahme an der Hingabe seines Lebens.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie glauben und mit eigenen Augen „sehen“ können, wie der auferstandene Christus Ihnen das Brot bricht und reicht, und dass Ihnen ganz persönlich geschenkt wird, was er den Jüngern gesagt hat: „Der Friede sei mit euch“.


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