Orthodoxe Kirchen berufen erstmals seit Jahrhunderten Konzil ein

11. März 2014 in Weltkirche


Die orthodoxen Kirchen haben erstmals seit der Spaltung zwischen Ost- und Westkirche die Einberufung eines Konzils beschlossen. Die «Heilige und Große Synode» soll 2016 stattfinden


Istanbul (kath.net/KNA) Die orthodoxen Kirchen haben erstmals seit der Spaltung zwischen Ost- und Westkirche die Einberufung eines Konzils beschlossen. Die «Heilige und Große Synode» soll 2016 stattfinden, wie der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., und die Oberhäupter von elf orthodoxen Nationalkirchen laut einer Mitteilung des Patriarchats vom Sonntagabend in Istanbul vereinbarten. Ein eigenes Komitee soll das Konzil von kommenden September bis Ostern 2015 vorbereiten.

Nach der orthodoxen Zählung wäre es das erste Konzil seit dem Jahr 787. Als wichtige Themen für das Konzil gelten die Frage der Rangordnung der einzelnen orthodoxen Kirchen sowie die Voraussetzung für die Erlangung der Eigenständigkeit einer Kirche. In ihrer Schlusserklärung erinnerten die Kirchenführer auch an die seit fast elf Monaten in Syrien verschleppten orthodoxen Bischöfe Mar Gregorios Yohanna Ibrahim und Boulos Yazig sowie an andere gekidnappte Geistliche.

An dem Treffen in Istanbul hatten mit Ausnahme des erkrankten Patriarchen von Antiochien mit Sitz im syrischen Damaskus, Johannes X., und des neuen Oberhaupts der orthodoxen Kirche Tschechiens und der Slowakei, Metropolit Rastislav, alle orthodoxen Kirchenführer teilgenommen.

Bereits Anfang der 1960er Jahre hatte es Bemühungen um ein neues orthodoxes Konzil gegeben. Die Vorbereitungen liefen parallel zu jenen für das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) in der katholischen Kirche; sie blieben bislang jedoch erfolglos. Die 14 eigenständigen orthodoxen Kirchen konnten sich vor allem nicht darüber verständigen, wie weit die Leitungsbefugnisse des Patriarchen von Konstantinopel innerhalb der Weltorthodoxie gehen sollen. Zu dem jetzigen Treffen hatte Bartholomaios I. eingeladen.

Bei einer Zusammenkunft 2008 in Istanbul war es den Oberhäuptern der orthodoxen Kirchen nicht gelungen, innerorthodoxe Querelen zu überwinden. Bislang hat es kein Konzil aller heutigen orthodoxen Kirchen gegeben, von denen einige erst im 20. Jahrhundert eigenständig wurden. Am bislang letzten orthodoxen Konzil nahmen im 8. Jahrhundert nur die damaligen vier Patriarchen teil. Die seinerzeitigen Regeln gelten als völlig überholt.

Besonders die erst Ende des 16. Jahrhundert zum Patriarchat aufgestiegene russisch-orthodoxe Kirche stellt den Führungsanspruch Konstantinopels in der Weltorthodoxie infrage. Dabei verweist sie auch darauf, dass ihr mit rund 150 Millionen Gläubigen deutlich mehr als die Hälfte der orthodoxen Christen weltweit angehören.

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